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Dengue-Fieber
Impfstoff gegen alle Virus-Varianten

Gegen das Dengue-Fieber gibt es bisher weder eine gute Impfung noch eine Therapie. Problematisch an dem Virus ist, dass es in vier Varianten auftreten kann. Ein Impfstoff gegen all diese Typen wäre der Ausweg aus der Misere. Forscher aus Großbritannien und Thailand sind dieser Vision nun ein Stück nähergekommen.

Von Katrin Zöfel | 16.12.2014
    Eine Wissenschaftlerin hält zwei Glasröhrchen in die Höhe, darin schwimmen Larven der Asiatischen Tigermücke.
    Larven der Asiatischen Tigermücke können Gelbfieber (Dengue) übertragen (picture alliance / dpa / Ahmad Yusni)
    Das Dengue-Fieber breitet sich weltweit aus. In den vergangenen 50 Jahren stieg die Zahl der Infektionen fast exponentiell an – auf inzwischen rund 400 Millionen pro Jahr. Ein Viertel der Angesteckten, also 100 Millionen Menschen, werden tatsächlich krank. Und ein Teil der Patienten entwickelt besonders schwere Symptome.
    "Es scheint so, als würde die Immunreaktion auf die erste Ansteckung dazu führen, dass die Erkrankung nach einer zweiten Infektion mit einem weiteren Virentyp viel häufiger schwer verläuft. Warum das so ist, verstehen wir aber noch nicht."
    Schwerer Verlauf, das heißt im Fall von Dengue häufig hämorrhagisches Fieber, sagt Gavin Screaton vom Imperial College London. Die Sterblichkeit liegt dann bei um die 20 Prozent. Und die Zahl solch schwerer Fälle nimmt zu. Ein Grund dafür dürfte sein, dass sich die vier Virentypen ausbreiten, und sich daher ihre Verbreitungsgebiete zunehmend überlappen. Ein Impfstoff sollte also gegen alle vier Dengue-Varianten gleichzeitig schützen. Eine solche Impfung gibt es zwar schon, groß angelegte klinische Tests in Phase 3 laufen mit mehr als 10.000 Kindern im Alter von 2 bis 14 Jahren. Doch das Konzept dahinter ist, wissenschaftlich betrachtet, eher umständlich.
    "Das Vakzin wird hergestellt, indem man von jedem der vier Virentypen jeweils abgeschwächte Erreger herstellt, und diese dann in einem Impfstoffcocktail kombiniert."
    Gavin Screaton wollte sich mit diesem Ansatz nicht zufrieden geben. Er untersuchte deshalb genauer, mit welchen Mitteln sich das menschliche Immunsystem gegen eine Infektion mit Dengue wehrt.
    "Es wird einige Zeit dauern, bis wir daraus einen wirksamen Impfstoff gemacht haben"
    "Wir haben Patienten, die akut an Dengue erkrankt waren, Blut abgenommen. In ihrem Blut haben wir nach den Antikörpern gesucht, die sie als Reaktion auf die Infektion gebildet hatten. Von diesen Antikörper gibt es sehr viele unterschiedliche Typen. Bei 150 davon haben wir dann im Labor geprüft, wie gut sie tatsächlich Dengue-Viren neutralisieren, also unschädlich machen können. Schließlich wollten wir wissen, ob es nicht doch einen Antikörper gibt, der nicht nur mit einem, sondern mit mehreren oder sogar allen Virenvarianten reagieren kann."
    Gavin Screaton war selbst überrascht: Einer der Antikörper wirkt tatsächlich gegen alle vier Varianten. Weitere Tests zeigten: er bindet an eine Proteinstruktur in der Hülle der Viren, die alle vier Typen gemeinsam haben. Damit ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem neuen Impfstoff gegen Dengue gemacht.
    "Es wird allerdings einige Zeit dauern, bis wir daraus einen wirksamen Impfstoff entwickelt haben, sicher mehrere Jahre."
    Doch der Aufwand könnte sich lohnen. Im Juli hatten Kollegen von Gavin Screaton im Fachmagazin Lancet die Resultate der bisher größten Impfstoffstudie vorgestellt. Sie arbeiteten mit dem Impfstoff, für den abgeschwächte Viren aller vier Typen miteinander kombiniert werden. Der Impfschutz lag bei rund 60 Prozent. Ob das für eine effektive Bekämpfung von Dengue reicht, ist unter Experten – vorsichtig gesagt – umstritten. Wirklich zufrieden ist damit jedenfalls keiner. Gavin Screaton schlägt für die Zukunft vor, einen Impfstoff, der auf den neuen Erkenntnissen beruht, mit den älteren Kandidaten zu kombinieren und so deren Wirkung zu verstärken.