Marl bei Recklinghausen, Industrie so weit das Auge reicht: Werkshallen des Degussa-Chemieparks, Lager, Verwaltungsgebäude. Es regnet, die Parkplätze sind matschig, wohnen möchte hier niemand.
Genau hier residiert aber Creavis Technologies & Innovation, die Forschungsschmiede der Evonik Industries AG. Creavis leitet sich ab aus den Worten Kreativität und Vision - ein Anspruch, den die Architekten geschickt umgesetzt haben. Selbst die Lobby ist weit mehr als ein schlichter Eingangsbereich: Mit ihren geschwungenen, teilweise kühnen Linien vermittelt sie nicht nur Internationalität, sie ist gleichzeitig der wichtigste Treffpunkt.
Die einzige Kaffeemaschine des Hauses steht hier - keine Sparmaßnahme, sondern Strategie.
" Hier ist es sehr häufig so, dass Sie mal kurz angesprochen werden zu einer Kleinigkeit, diskutieren es zu zweit, dann kommt ein Dritter hinzu, ein Vierter stößt hinzu, auf einmal stehen Sie mit vier Leuten zusammen und kommen mit einer Sache ganz anders vorwärts und mit neuen Ideen kehren Sie an ihren Platz zurück, "
erläutert Creavis-Leiter Harald Schmidt. Gegründet wurde das Unternehmen 1998 von der damaligen Degussa AG als eigenständige Gesellschaft. Erklärtes Ziel: ein Stab hochmotivierter Wissenschaftler entwickelt neue Geschäftsfelder im Hightech-Bereich. Dazu zählten damals wie heute neben der Bio- und Nanotechnologie, die Polymerforschung und die Lithium-Ionen-Technologie, mit der die Laufzeit für Batterien in Hybridautos, Laptops und Handys deutlich verlängert werde kann. Harald Schmidt:
" Wir haben im Augenblick etwa 180 Mitarbeiter hier, das ist eine Mischung aus hochkarätigen Spezialisten für die Zukunftsfelder, die wir abdecken und auf denen wir arbeiten, wir haben dann noch eine Menge Generalisten, die eher breit denken können, Querdenker. "
Die Forschungsthemen entwickeln teilweise Creavis-Mitarbeiter, teilweise kommen sie aus dem Mutterkonzern. Als Ideen oder Anfragen, die aber nicht nur deshalb "outgesourced" werden, weil die Kapazitäten im Konzern nicht reichen. Im Gegenteil: Bei besonders geschäftsträchtigen Feldern arbeiten Creavis-Forscher und Kollegen der jeweils betroffenen Konzernbereiche in sogenannten Projekthäusern zusammen. Der geballte Personaleinsatz beschleunigt die Arbeit, das Zusammenspiel zwischen Forschung und Praxis stellt zudem sicher, dass sich die Resultate auch umsetzen - sprich: vermarkten - lassen.
" Was wir insbesondere verfolgen, ist, dass wir die ganze Wertschöpfungskette entlang denken und uns dann auch mit kleinen Start-ups, mit Firmen zusammentun, die schon in der Anwendung sich vielleicht tummeln, mit denen eng zusammenarbeiten, und dadurch die Zeit bis zu einem potenziellen Markteintritt zu verkürzen suchen. "
So wie in diesem Labor, in dem Elektronik mit elektrisch leitfähiger Tinte gedruckt wird. Das können Schaltungen sein, die dann nicht mehr als Chip hergestellt, sondern direkt auf eine Verpackung oder auf ein T-Shirt gedruckt werden können. In Zukunft lassen sich so Warenströme in einem Lager überwachen und Verkäufe in einem Supermarkt abrechen. Heiko Thiem, Creavis-Laborleiter, Marl:
" Hier sehen Sie zum Beispiel Strukturen, die mittels eines bestimmten Druckverfahrens, dem Siebdruck, auf ein flexibles Substrat aufgebracht werden können, und so können wir inhouse testen, ob die Strukturen, die wir uns überlegen, oder die Tinten, in diesem Fall leitfähige Silbertinten, ob sie die Performance bringen, wie normales aufgedampftes Silber zum Beispiel. "
Der Creavis-Etat liegt "irgendwo im mittleren zweistelligen Millionenbereich", wie Harald Schmidt es ausdrückt. Präziser will er nicht werden, auch deshalb, weil die Förderung aus öffentlichen Töpfen - Land, Bund und EU - genaue Zahlen nicht zulassen. Eines ist aber sicher: Creavis zählt zu den gut ausgestatteten Forschungsschmieden der deutschen Industrie. Aber reicht das Geld? Dazu Harald Schmidt:
" Es reicht, um uns entscheidend für den Konzern voranzubringen, sonst würden wir es auch nicht machen, schon um signifikant dann Produkte in Marktnähe voranzutreiben, wir sind aber in ständiger Diskussion insbesondere im Konzern, dass man für bestimmte Hochtechnologiefelder auch mal größere Beträge in die Hand nehmen muss. "
Zum Beispiel für die Weiße Biotechnologie, bei der mit Hilfe von Mikroorganismen und Enzymen chemische Substanzen gewonnen werden, die etwa Waschmittel bei niedrigen Temperaturen noch sauberer waschen lassen. Weil viele chemische Produkte aus Erdöl hergestellt werden und dessen Reserven schwinden, gewinnt dieser Bereich eine immer größere Bedeutung. Und weil das so ist, bekommt die ehemals kleine Hightech-Schmiede Creavis ebenfalls ein immer größeres Gewicht. Ablesbar auch an der Organisationsstruktur, erklärt Schmidt:
" In den Anfängen war es wirklich ein sehr kreatives und ganz enges Miteinander, ein tägliches Brainstormen, neue Ideen aufpicken, das war damals bei der ersten Leitung so, und ich würde sagen, so in den letzten ein, zwei Jahren sind wir so mehr auf die nächste Stufe zugegangen, wo es immer wichtiger wird, hier mehr Struktur hereinzubringen. "
Anders als in den Anfänger vor neun Jahren gibt es heute eine ausgeprägte Hierarchie. An die einstigen chaotisch-kreativen Zeiten erinnert nur noch die Kaffeemaschine ...
Genau hier residiert aber Creavis Technologies & Innovation, die Forschungsschmiede der Evonik Industries AG. Creavis leitet sich ab aus den Worten Kreativität und Vision - ein Anspruch, den die Architekten geschickt umgesetzt haben. Selbst die Lobby ist weit mehr als ein schlichter Eingangsbereich: Mit ihren geschwungenen, teilweise kühnen Linien vermittelt sie nicht nur Internationalität, sie ist gleichzeitig der wichtigste Treffpunkt.
Die einzige Kaffeemaschine des Hauses steht hier - keine Sparmaßnahme, sondern Strategie.
" Hier ist es sehr häufig so, dass Sie mal kurz angesprochen werden zu einer Kleinigkeit, diskutieren es zu zweit, dann kommt ein Dritter hinzu, ein Vierter stößt hinzu, auf einmal stehen Sie mit vier Leuten zusammen und kommen mit einer Sache ganz anders vorwärts und mit neuen Ideen kehren Sie an ihren Platz zurück, "
erläutert Creavis-Leiter Harald Schmidt. Gegründet wurde das Unternehmen 1998 von der damaligen Degussa AG als eigenständige Gesellschaft. Erklärtes Ziel: ein Stab hochmotivierter Wissenschaftler entwickelt neue Geschäftsfelder im Hightech-Bereich. Dazu zählten damals wie heute neben der Bio- und Nanotechnologie, die Polymerforschung und die Lithium-Ionen-Technologie, mit der die Laufzeit für Batterien in Hybridautos, Laptops und Handys deutlich verlängert werde kann. Harald Schmidt:
" Wir haben im Augenblick etwa 180 Mitarbeiter hier, das ist eine Mischung aus hochkarätigen Spezialisten für die Zukunftsfelder, die wir abdecken und auf denen wir arbeiten, wir haben dann noch eine Menge Generalisten, die eher breit denken können, Querdenker. "
Die Forschungsthemen entwickeln teilweise Creavis-Mitarbeiter, teilweise kommen sie aus dem Mutterkonzern. Als Ideen oder Anfragen, die aber nicht nur deshalb "outgesourced" werden, weil die Kapazitäten im Konzern nicht reichen. Im Gegenteil: Bei besonders geschäftsträchtigen Feldern arbeiten Creavis-Forscher und Kollegen der jeweils betroffenen Konzernbereiche in sogenannten Projekthäusern zusammen. Der geballte Personaleinsatz beschleunigt die Arbeit, das Zusammenspiel zwischen Forschung und Praxis stellt zudem sicher, dass sich die Resultate auch umsetzen - sprich: vermarkten - lassen.
" Was wir insbesondere verfolgen, ist, dass wir die ganze Wertschöpfungskette entlang denken und uns dann auch mit kleinen Start-ups, mit Firmen zusammentun, die schon in der Anwendung sich vielleicht tummeln, mit denen eng zusammenarbeiten, und dadurch die Zeit bis zu einem potenziellen Markteintritt zu verkürzen suchen. "
So wie in diesem Labor, in dem Elektronik mit elektrisch leitfähiger Tinte gedruckt wird. Das können Schaltungen sein, die dann nicht mehr als Chip hergestellt, sondern direkt auf eine Verpackung oder auf ein T-Shirt gedruckt werden können. In Zukunft lassen sich so Warenströme in einem Lager überwachen und Verkäufe in einem Supermarkt abrechen. Heiko Thiem, Creavis-Laborleiter, Marl:
" Hier sehen Sie zum Beispiel Strukturen, die mittels eines bestimmten Druckverfahrens, dem Siebdruck, auf ein flexibles Substrat aufgebracht werden können, und so können wir inhouse testen, ob die Strukturen, die wir uns überlegen, oder die Tinten, in diesem Fall leitfähige Silbertinten, ob sie die Performance bringen, wie normales aufgedampftes Silber zum Beispiel. "
Der Creavis-Etat liegt "irgendwo im mittleren zweistelligen Millionenbereich", wie Harald Schmidt es ausdrückt. Präziser will er nicht werden, auch deshalb, weil die Förderung aus öffentlichen Töpfen - Land, Bund und EU - genaue Zahlen nicht zulassen. Eines ist aber sicher: Creavis zählt zu den gut ausgestatteten Forschungsschmieden der deutschen Industrie. Aber reicht das Geld? Dazu Harald Schmidt:
" Es reicht, um uns entscheidend für den Konzern voranzubringen, sonst würden wir es auch nicht machen, schon um signifikant dann Produkte in Marktnähe voranzutreiben, wir sind aber in ständiger Diskussion insbesondere im Konzern, dass man für bestimmte Hochtechnologiefelder auch mal größere Beträge in die Hand nehmen muss. "
Zum Beispiel für die Weiße Biotechnologie, bei der mit Hilfe von Mikroorganismen und Enzymen chemische Substanzen gewonnen werden, die etwa Waschmittel bei niedrigen Temperaturen noch sauberer waschen lassen. Weil viele chemische Produkte aus Erdöl hergestellt werden und dessen Reserven schwinden, gewinnt dieser Bereich eine immer größere Bedeutung. Und weil das so ist, bekommt die ehemals kleine Hightech-Schmiede Creavis ebenfalls ein immer größeres Gewicht. Ablesbar auch an der Organisationsstruktur, erklärt Schmidt:
" In den Anfängen war es wirklich ein sehr kreatives und ganz enges Miteinander, ein tägliches Brainstormen, neue Ideen aufpicken, das war damals bei der ersten Leitung so, und ich würde sagen, so in den letzten ein, zwei Jahren sind wir so mehr auf die nächste Stufe zugegangen, wo es immer wichtiger wird, hier mehr Struktur hereinzubringen. "
Anders als in den Anfänger vor neun Jahren gibt es heute eine ausgeprägte Hierarchie. An die einstigen chaotisch-kreativen Zeiten erinnert nur noch die Kaffeemaschine ...