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Denkmalschutz für Raumfahrtwracks

Der Weltraum - unendliche Weiten, vielleicht künftig auch für Touristen? Zumindest der Mond wäre mit Armstrongs Fußabdruck und einigen geparkten Mond-Rovern ein attraktives Reiseziel. Schon jetzt macht man sich deshalb Gedanken um den Schutz dieser historischen Spuren: Die nächsten Mond-Besucher könnten womöglich historische Spuren verwischen. Die bisherigen menschlichen Hinterlassenschaften auf dem Mond müssten konserviert werden, so die Forderung.

Von Guido Meyer | 07.12.2011
    Drei Rover samt Zündschlüssel stehen auf dem Mond, sechs Apollo-Landefähren, unbemannte Surveyor-Sonden der US-Raumfahrtbehörde NASA, sowjetische Luna-Lander und auch zwei automatische Lunakhod-Rover der UdSSR. Genügend "Besichtigungspotenzial" also, findet Peter Diamandis, der Chef der X-Prize-Gesellschaft.

    "Wer auf dem Mond landet und menschengemachtes Material aufsucht - egal ob Apollo-Hardware oder solche der sowjetischen Lunakhod-Rover - kann fünf Millionen Dollar gewinnen."

    Dieser Bonus ist Teil des Lunar X Prizes, der insgesamt viermal so hoch dotiert ist. Ihn gewinnt, wer als erstes kommerzielles Unternehmen eine mobile Sonde auf dem Mond platziert. So ehrgeizig einige der Ideen der privaten Teams sind, so sehr bereiten sie alteingesessenen Raumfahrtexperten Kopfschmerzen. Der amerikanische Weltraumhistoriker Roger Launius ist einer von ihnen:

    "Die Teilnehmer des Lunar X Prizes werden womöglich mit ihren Rovern über historische Fußabdrücke der ersten Menschen auf dem Mond rollen und sie zerstören. Das wollen wir verhindern. Sie sollten nicht mehr tun, als in sicherer Entfernung Fotos schießen. Die Landegebiete sollten in dem Zustand konserviert werden, wie sie sind."

    Roger Launius ist Kurator für die Apollo-Sammlung am National Air and Space Museum in Washington, D. C. Die Überbleibsel des Eagle-Landers der NASA von 1969 liegen ihm daher besonders am Herzen - aber nicht nur sie.

    "Es gibt eine ganze Reihe von Objekten und Gegenden auf dem Mond, die schützenswert sind. Da wären allen voran natürlich die sechs Apollo-Landegebiete. Das betrifft nicht nur die Abstiegseinheiten mit den Landebeinen, sondern all die Sachen, die von den Astronauten auf dem Mond zurückgelassen wurden. Sie haben Werkzeug dort deponiert, Teile ihrer Raumanzüge, die Stiefel von Buzz Aldrin - dem zweiten Mann auf dem Mond -, einen Laser-Reflektor; und dann wäre da natürlich der berühmte Fußabdruck von Neil Armstrong, der unbedingt bewahrt werden sollte."

    "It's one small step for a man, but one giant leap for mankind."

    Roger Launius gehört zu einem von der NASA eingesetzten Expertengremium, das Richtlinien ausgearbeitet hat, was auf dem Mond wie zu schützen ist. Verbindlich ist das Regelwerk allerdings nicht. Gemäß dem Weltraumvertrag von 1967 gehört der Mond niemandem - wohl aber das, was auf ihm herumsteht. Alles, was je auf dem Mond gelandet ist, ist nach wie vor im Besitz des Staates oder der Firma, die es dorthin geschickt hat. Was also läge näher, als einen Zaun beispielsweise um die Eagle-Landefähre zu errichten, der einerseits den Besitz anzeigt und andererseits Eindringlinge davon abhält, ihn unbeabsichtigt zu beschädigen? Die Weltraum-Archäologin Beth O'Leary aus der Anthropology-Abteilung der New Mexico State University, ebenfalls Mitglied im Expertengremium.

    "Nein, so schnell wird da oben niemand einen Zaun aufstellen. Der NASA ging es darum, schädliche Effekte künftiger Raumschiffe auf die historischen Überreste auf dem Mond so weit wie möglich auszuschließen. Dabei kann es sich zum Beispiel um die Abgase von Raketentriebwerken handeln, die Schaden anrichten können. Natürlich können künftige Rover die alten Apollo-Landefähren trotzdem besichtigen und Fotos schießen. Aber so wie es in Deutschland geschützte Parks und Denkmäler gibt, die Leute nicht einfach besteigen oder ein Stück davon mitnehmen können, müssen sie eben Abstand halten."

    Für künftige Starts und Landungen auf dem Mond heißt das: Sie sollen nicht näher als zwei Kilometer in der Nähe des Überrestes einer historischen Mond-Sonde stattfinden. Rover dürfen sich den Überresten der ersten bemannten Mond-Landung Apollo 11 bis auf fünf-und-siebzig Meter nähern. Wer sich wirklich dran hält, dürfte sich schon in wenigen Jahren zeigen, wenn die erste private Mission zum Mond startet.