Vom gemütlichen Spaziergang über den Madrider Flohmarkt Rastro lassen sich die Bewohner der spanischen Hauptstadt nur ungern abhalten. Man zeigt sich, trifft sich auf ein Bier oder einen Wein in der Stammkneipe. Daran ändert auch eine Europawahl nichts. Sandra Sanz, 24 Jahre alt, wartet mit einem modernen, bunten Hut auf dem Kopf auf ihren Freund:
"Nein, ich habe nicht gewählt. Ich schäme mich schon ein wenig und bereue es auch. Es ist mir zu kompliziert, ich lebe nicht mehr dort, wo ich gemeldet bin. Aber an spanischen Wahlen nehme ich ja auch teil, per Briefwahl. Die Europawahlen finde ich schon wichtig. Aber dann bin ich doch zu faul."
Umfragen hatten eine Wahlbeteiligung von unter 40 Prozent angekündigt. Am Ende haben dann doch 46 Prozent ihre Stimme abgegeben, genauso viele wie vor fünf Jahren. Schließlich kommt Sandras Freund doch noch, ein bisschen spät, denn er war noch im Wahllokal. Ihm sind die Europawahlen genauso wichtig wie spanische Wahlen. Zum geringen Interesse an den Europawahlen meint er:
"Die europäische Identität entsteht nur langsam. Von uns jungen Leute haben viele ein Jahr an einer anderen europäischen Universität studiert. Wir sehen die vielen Gemeinsamkeiten in Europa durchaus. Trotzdem: Eine europäische Identität braucht Zeit. Aber es wird schon besser."
Das Wahllokal im Stadtteil Vallecas in einer neuen Schule wirkt schon am Morgen gut besucht. Ein Ehepaar kommt von der Stimmabgabe zurück. Das wichtigste Anliegen der beiden:
Zapatero müsse weg, sagt der Mann, seine Frau ergänzt, der spanische Ministerpräsident ruiniere das Land. Denn auch in Spanien herrschten im Wahlkampf nationale Themen vor: Die hohe Arbeitslosenquote von mehr als 17 Prozent, die geplante Reform des Abtreibungsrechts und vor allem erneut der Zweikampf von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und Oppositionsführer Mariano Rajoy. Auch Carmen Cortés, Wahlhelferin von der Vereinigten Linken, sieht darin einen der Gründe für die niedrige Wahlbeteiligung:
"Die Spanier kennen Europa von den vielen Subventionen und der Agrarförderung für Oliven oder Schafe. Aber die politische Kultur Europas ist uns fremd. Wir Europäer müssten uns für unsere öffentlichen Sozialsysteme einsetzen. Bildung und Erziehung, Gesundheit, das wird längst auf EU-Ebene debattiert. Aber das politische System der Europäischen Union ist uns völlig unbekannt. Wir brauchen in Spanien bessere Politiker, die uns das erklären."
Sonsoles Saiz-Llanos stimmt zu. Sie ist Wahlhelferin für die konservative Volkspartei im Stadtteil Prosperidad und spart nicht mit Kritik - auch an der eigenen Partei:
"Niemand hat von Europa gesprochen. Keine Partei, auch meine nicht. Keiner hat europäische Gesetzesprojekte erklärt. Außerdem gibt es ja ständig Wahlen. Spanische Parlamentswahlen, Kommunalwahlen, Regionalwahlen, jetzt Europawahlen. Die Leute sind von diesem Dauerwahlkampf genervt. Ich bin es ja auch. Ich kann das gut verstehen."
Und da sich schon der Wahlkampf auf den Zweikampf Zapatero-Rajoy zugespitzt hat, spielt Europa auch in den Nachbetrachtungen des Ergebnisses der Parteien kaum eine Rolle. Mit 42 Prozent liegen Spaniens Konservative dreieinhalb Prozentpunkte vor den Sozialisten. Vom Balkon des Parteisitzes in der Madrider Innenstadt sagt Mariano Rajoy:
"Heute hat eine neue Mehrheit der Spanier ihren Wunsch nach einem Wechsel erklärt. Das ist das Wichtigste. Dieses Ergebnis fordert einen Wandel in der Wirtschaftspolitik der Regierung und in vielen anderen Dingen, denn das hat heute eine Mehrheit der Spanier gefordert."
Das Wahlergebnis stärkt Rajoy, der in seiner Partei immer noch nicht unumstritten ist. Er gehe zu sanft mit Zapatero um, meinen viele der hunderte von Anhängern der Volkspartei, die das Wahlergebnis auf der Straße vor dem Parteisitz lautstark feiern.
Katerstimmung hingegen bei den Sozialisten. Man wolle das Ergebnis erst am Montag analysieren, sagt eine Parteisprecherin trocken und Zapatero zeigt sich am Wahlabend überhaupt nicht.
"Nein, ich habe nicht gewählt. Ich schäme mich schon ein wenig und bereue es auch. Es ist mir zu kompliziert, ich lebe nicht mehr dort, wo ich gemeldet bin. Aber an spanischen Wahlen nehme ich ja auch teil, per Briefwahl. Die Europawahlen finde ich schon wichtig. Aber dann bin ich doch zu faul."
Umfragen hatten eine Wahlbeteiligung von unter 40 Prozent angekündigt. Am Ende haben dann doch 46 Prozent ihre Stimme abgegeben, genauso viele wie vor fünf Jahren. Schließlich kommt Sandras Freund doch noch, ein bisschen spät, denn er war noch im Wahllokal. Ihm sind die Europawahlen genauso wichtig wie spanische Wahlen. Zum geringen Interesse an den Europawahlen meint er:
"Die europäische Identität entsteht nur langsam. Von uns jungen Leute haben viele ein Jahr an einer anderen europäischen Universität studiert. Wir sehen die vielen Gemeinsamkeiten in Europa durchaus. Trotzdem: Eine europäische Identität braucht Zeit. Aber es wird schon besser."
Das Wahllokal im Stadtteil Vallecas in einer neuen Schule wirkt schon am Morgen gut besucht. Ein Ehepaar kommt von der Stimmabgabe zurück. Das wichtigste Anliegen der beiden:
Zapatero müsse weg, sagt der Mann, seine Frau ergänzt, der spanische Ministerpräsident ruiniere das Land. Denn auch in Spanien herrschten im Wahlkampf nationale Themen vor: Die hohe Arbeitslosenquote von mehr als 17 Prozent, die geplante Reform des Abtreibungsrechts und vor allem erneut der Zweikampf von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und Oppositionsführer Mariano Rajoy. Auch Carmen Cortés, Wahlhelferin von der Vereinigten Linken, sieht darin einen der Gründe für die niedrige Wahlbeteiligung:
"Die Spanier kennen Europa von den vielen Subventionen und der Agrarförderung für Oliven oder Schafe. Aber die politische Kultur Europas ist uns fremd. Wir Europäer müssten uns für unsere öffentlichen Sozialsysteme einsetzen. Bildung und Erziehung, Gesundheit, das wird längst auf EU-Ebene debattiert. Aber das politische System der Europäischen Union ist uns völlig unbekannt. Wir brauchen in Spanien bessere Politiker, die uns das erklären."
Sonsoles Saiz-Llanos stimmt zu. Sie ist Wahlhelferin für die konservative Volkspartei im Stadtteil Prosperidad und spart nicht mit Kritik - auch an der eigenen Partei:
"Niemand hat von Europa gesprochen. Keine Partei, auch meine nicht. Keiner hat europäische Gesetzesprojekte erklärt. Außerdem gibt es ja ständig Wahlen. Spanische Parlamentswahlen, Kommunalwahlen, Regionalwahlen, jetzt Europawahlen. Die Leute sind von diesem Dauerwahlkampf genervt. Ich bin es ja auch. Ich kann das gut verstehen."
Und da sich schon der Wahlkampf auf den Zweikampf Zapatero-Rajoy zugespitzt hat, spielt Europa auch in den Nachbetrachtungen des Ergebnisses der Parteien kaum eine Rolle. Mit 42 Prozent liegen Spaniens Konservative dreieinhalb Prozentpunkte vor den Sozialisten. Vom Balkon des Parteisitzes in der Madrider Innenstadt sagt Mariano Rajoy:
"Heute hat eine neue Mehrheit der Spanier ihren Wunsch nach einem Wechsel erklärt. Das ist das Wichtigste. Dieses Ergebnis fordert einen Wandel in der Wirtschaftspolitik der Regierung und in vielen anderen Dingen, denn das hat heute eine Mehrheit der Spanier gefordert."
Das Wahlergebnis stärkt Rajoy, der in seiner Partei immer noch nicht unumstritten ist. Er gehe zu sanft mit Zapatero um, meinen viele der hunderte von Anhängern der Volkspartei, die das Wahlergebnis auf der Straße vor dem Parteisitz lautstark feiern.
Katerstimmung hingegen bei den Sozialisten. Man wolle das Ergebnis erst am Montag analysieren, sagt eine Parteisprecherin trocken und Zapatero zeigt sich am Wahlabend überhaupt nicht.