Gustav Heinemann: Man betont gerne, dass Bachmann ein Einzelgänger sei, irregeleitet und dergleichen. Ich muss aber meinerseits immer wieder hinzufügen: Wenn Bachmann, wie er wohl erklärt hat, diese Tat getan hat, weil er meinte, in Dutschke einen Kommunisten treffen zu können, dann liegt dieser Tat eben doch auch der Antikommunismus mit zugrunde, der hier in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielt, eine beklagenswerte Rolle spielt. Aber um ganz deutlich zu machen, was ich jetzt sage: Das kommunistische System lehnen wir alle ab. Aber dennoch muss der Antikommunismus in Grenzen bleiben, und er darf nicht ausarten in Gewalttat.
Josef Gerwald: Sie würden grundsätzlich die Berechtigung einer außerparlamentarischen Opposition anerkennen?
Heinemann: Selbstverständlich. Es kann jede Meinung auf die ihr gemäß erscheinende Weise einen Ausdruck suchen. Der Ausdruck "außerparlamentarische Opposition", der jetzt so viel gebraucht wird, müsste dann aber auch immer wieder daraufhin angesehen werden, ob darin nicht auch ein Stück antiparlamentarische Opposition steckt, das heißt, eine Bemühung, eben überhaupt das repräsentativ demokratische System zu überrollen, das Parlament sogar unter Umständen außer Funktion zu bringen.
Gerwald: Herr Minister, wenn wir uns die Reaktionen eines Teiles der Öffentlichkeit und auch vieler Politiker betrachten, kann man da nicht den Eindruck gewinnen, dass wir in der Bundesrepublik im Gegensatz zu anderen Ländern noch kein rechtes Verhältnis und Verständnis zu einer kritischen Minderheit haben?
Heinemann: Das ist leider festzustellen. Wir kommen immer noch her aus der jahrhundertelangen Erziehung zu einem obrigkeitlichen Gehorsam und vor allen Dingen von einer Abneigung gegenüber allem Sonderlichen, und damit eben auch gegenüber Minderheiten.
Sendezeichen aus 50 Jahren DLF
50 Jahre Deutschlandfunk
Josef Gerwald: Sie würden grundsätzlich die Berechtigung einer außerparlamentarischen Opposition anerkennen?
Heinemann: Selbstverständlich. Es kann jede Meinung auf die ihr gemäß erscheinende Weise einen Ausdruck suchen. Der Ausdruck "außerparlamentarische Opposition", der jetzt so viel gebraucht wird, müsste dann aber auch immer wieder daraufhin angesehen werden, ob darin nicht auch ein Stück antiparlamentarische Opposition steckt, das heißt, eine Bemühung, eben überhaupt das repräsentativ demokratische System zu überrollen, das Parlament sogar unter Umständen außer Funktion zu bringen.
Gerwald: Herr Minister, wenn wir uns die Reaktionen eines Teiles der Öffentlichkeit und auch vieler Politiker betrachten, kann man da nicht den Eindruck gewinnen, dass wir in der Bundesrepublik im Gegensatz zu anderen Ländern noch kein rechtes Verhältnis und Verständnis zu einer kritischen Minderheit haben?
Heinemann: Das ist leider festzustellen. Wir kommen immer noch her aus der jahrhundertelangen Erziehung zu einem obrigkeitlichen Gehorsam und vor allen Dingen von einer Abneigung gegenüber allem Sonderlichen, und damit eben auch gegenüber Minderheiten.
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