All dies war einmal, glaubt man Reinhold Messner, seit neuestem rastloser Museumsprojektant und umstrittener Unruhegeist. Der Blick auf die Berge ist ein anderer geworden, deshalb braucht es, meint er, seine nun drei, ab 2006 vier komplettierten Museen - gegen allen Widerstand seiner Südtiroler Landsleute:
Hier zum Beispiel kommt ein Triptychon von einem lokalen Künstler hin, der immer mit den Farben der Berge arbeitet. Die zerstampft er, die Felsen vom Berg und dann werden das die Farben.
Tief unten in den Berg schickt Reinhold Messner diesmal seine Besucher, durch ein symbolisches Gletschertor in eine real-virtuelle Eis- und Kristallwelt, schickt sie über eine verglaste, endlos tief erscheinende Gletscherspalte, wirft ihnen Eispickel, Schlitten, Steigeisen und Schneeschuhe vor die Füße, hängt Bilder mit bis zu acht Metern Länge an die grauen Betonwände, simuliert ihnen einen Augenblick am Südpol:
Hier kommt eine Situation wie am Mount Everest auf 6400 Meter Meereshöhe. Da stehen sie da, da hängt ein Bild herum, rund, dahinter sind Lautsprecher und dann läuft ein Band, das ist akustisch, sie haben nur Nachtlicht. Und dann geht plötzlich eine Lawine ab von oben herunter und sie wissen nicht wo, denn sie sehen nicht, wo sie abgeht, aber es sind genau die Geräusche abgenommen, wie die Lawinen abgehen, oder wie der Wind von oben vom Berg runterfährt. Oder wie das Eis unter Ihnen knackt.
Die Installation des Münchner Künstlers Stefan Huber ist eines der neuesten Werke im Messner-Katalog. Seine in Jahrzehnten angehäufte Sammlung romantischer, expressionistischer bis hin zu zeitgenössischer "Kunst vom Berg" umfasst Aquarellzeichnungen, Ölgemälde, Videoinstallationen mit Soundcollagen, Skulpturen aus ineinander verkeilten Styroporplatten, die künftig in unterschiedlichen Konstellationen gezeigt werden sollen.
Durch dieses immer wieder neue Verkuppeln der Kunst, ich spreche da wirklich als Kuppler im weitesten Sinne des Wortes, kann ich das Thema immer wieder neu beleben. Und im Großen und Ganzen lebt ein Museum ja von Emotionen, die beim Zuschauer entstehen, wenn eben Kunst und Reliquien und Aussagen immer wieder neu gekuppelt werden und verkuppelt werden.
Alles, was in sein Schlossmuseum Juval, gewissermassen dem Basislager und auf der alten Militärfestung Monte Rite, dem imposanten "Museum in den Wolken" nahe der Drei Zinnen nicht mehr passte, verteilt Messner künftig auf das 500 qm umfassende Zwischenlager in Sulden und auf dem Gipfel seines Museumsprojekts: der frühmittelalterlichen Festung "Formigar" bei Bozen, besser bekannt als Schloss Sigmundskron, auf dem 1957 das "Los von Trient" die Autonomie Südtirols verkündete. Kein Wunder das 90 Prozent der Bozener Bevölkerung gegen die Besetzung des markanten Festungsberges durch den unbequemen Einzelkämpfer Messner waren. Doch eine öffentliche Ausschreibung ging in diesem Jahr zugunsten Messners aus - auf 30 Jahre Nutzungsrecht:
Ich habe ja versprochen, dass ich die Inhalte bringe, zum Teil auch die Strukturen - Juval gehört mir selber, dies gehört mir - und teilweise kriege ich die Strukturen leihweise gestellt, muss sie aber füllen mit meinen Mitteln und muss die Museen betreiben, ohne Folgekosten abzurechnen, kann also nicht bei der Stadt oder der Gemeinde ankommen und sagen, ich brauche Geld, um mein Museum zu führen.
Um seine Privatsammlung öffentlich ausstellen zu können, macht Messner dieses Mal ganz neue Grenzerfahrungen. Doch der Mut zum Ungewissen, oft "Unmöglichen" und die Kunst der Selbstbeschränkung sind nach der Auffassung Messners ebensowenig Gegensätze wie Besessenheit und Disziplin. Auch wenn ihm die Landesregierung Bozen für das Museum Sigmundskron ein Kuratorium hochrangiger Museumsleiter aus dem deutschsprachigen Raum vor die Nase setzt, er für finanzielle Ressourcen in einem neuen Buch sein Privatleben ausbreitet und auf Lesereise zieht, sein fünftes Museum zum Thema Bergvölker wenn überhaupt, dann nur von Stararchitekten wie Renzo Piano oder Peter Zumthor entworfen werden darf ...
Ich werde sicherlich nicht ein Prediger und wissenschaftlich arbeiten. Dafür werde ich zumindest in Bozen eine Art Begegnungsstätte schaffen, wo es Vorträge gibt zum Thema Berg, Filmfestivals zum Thema Berg, Musik zum Thema Berg. Denken wir an Hubert von Goisern, der die Alpenvolksmusik neu interpretiert hat. Wir werden dort auch kulinarische Wochen veranstalten und sagen: So lebt man in Nepal, so isst man in Nepal.
Und während aus einem Halbstundentermin langsam zwei Stunden werden vor dem unterirdischen Museumsneubau von Sulden, fällt plötzlich auch einem anfangs mürrischen Reinhold Messner der selbstironische Satz ein:
Vielleicht habe ich mir mit diesen Museen auch nur eine Ausrede erfunden, um einen völlig neuen Lebensweg zu finden für die Jahre ab 60 aufwärts.
Hier zum Beispiel kommt ein Triptychon von einem lokalen Künstler hin, der immer mit den Farben der Berge arbeitet. Die zerstampft er, die Felsen vom Berg und dann werden das die Farben.
Tief unten in den Berg schickt Reinhold Messner diesmal seine Besucher, durch ein symbolisches Gletschertor in eine real-virtuelle Eis- und Kristallwelt, schickt sie über eine verglaste, endlos tief erscheinende Gletscherspalte, wirft ihnen Eispickel, Schlitten, Steigeisen und Schneeschuhe vor die Füße, hängt Bilder mit bis zu acht Metern Länge an die grauen Betonwände, simuliert ihnen einen Augenblick am Südpol:
Hier kommt eine Situation wie am Mount Everest auf 6400 Meter Meereshöhe. Da stehen sie da, da hängt ein Bild herum, rund, dahinter sind Lautsprecher und dann läuft ein Band, das ist akustisch, sie haben nur Nachtlicht. Und dann geht plötzlich eine Lawine ab von oben herunter und sie wissen nicht wo, denn sie sehen nicht, wo sie abgeht, aber es sind genau die Geräusche abgenommen, wie die Lawinen abgehen, oder wie der Wind von oben vom Berg runterfährt. Oder wie das Eis unter Ihnen knackt.
Die Installation des Münchner Künstlers Stefan Huber ist eines der neuesten Werke im Messner-Katalog. Seine in Jahrzehnten angehäufte Sammlung romantischer, expressionistischer bis hin zu zeitgenössischer "Kunst vom Berg" umfasst Aquarellzeichnungen, Ölgemälde, Videoinstallationen mit Soundcollagen, Skulpturen aus ineinander verkeilten Styroporplatten, die künftig in unterschiedlichen Konstellationen gezeigt werden sollen.
Durch dieses immer wieder neue Verkuppeln der Kunst, ich spreche da wirklich als Kuppler im weitesten Sinne des Wortes, kann ich das Thema immer wieder neu beleben. Und im Großen und Ganzen lebt ein Museum ja von Emotionen, die beim Zuschauer entstehen, wenn eben Kunst und Reliquien und Aussagen immer wieder neu gekuppelt werden und verkuppelt werden.
Alles, was in sein Schlossmuseum Juval, gewissermassen dem Basislager und auf der alten Militärfestung Monte Rite, dem imposanten "Museum in den Wolken" nahe der Drei Zinnen nicht mehr passte, verteilt Messner künftig auf das 500 qm umfassende Zwischenlager in Sulden und auf dem Gipfel seines Museumsprojekts: der frühmittelalterlichen Festung "Formigar" bei Bozen, besser bekannt als Schloss Sigmundskron, auf dem 1957 das "Los von Trient" die Autonomie Südtirols verkündete. Kein Wunder das 90 Prozent der Bozener Bevölkerung gegen die Besetzung des markanten Festungsberges durch den unbequemen Einzelkämpfer Messner waren. Doch eine öffentliche Ausschreibung ging in diesem Jahr zugunsten Messners aus - auf 30 Jahre Nutzungsrecht:
Ich habe ja versprochen, dass ich die Inhalte bringe, zum Teil auch die Strukturen - Juval gehört mir selber, dies gehört mir - und teilweise kriege ich die Strukturen leihweise gestellt, muss sie aber füllen mit meinen Mitteln und muss die Museen betreiben, ohne Folgekosten abzurechnen, kann also nicht bei der Stadt oder der Gemeinde ankommen und sagen, ich brauche Geld, um mein Museum zu führen.
Um seine Privatsammlung öffentlich ausstellen zu können, macht Messner dieses Mal ganz neue Grenzerfahrungen. Doch der Mut zum Ungewissen, oft "Unmöglichen" und die Kunst der Selbstbeschränkung sind nach der Auffassung Messners ebensowenig Gegensätze wie Besessenheit und Disziplin. Auch wenn ihm die Landesregierung Bozen für das Museum Sigmundskron ein Kuratorium hochrangiger Museumsleiter aus dem deutschsprachigen Raum vor die Nase setzt, er für finanzielle Ressourcen in einem neuen Buch sein Privatleben ausbreitet und auf Lesereise zieht, sein fünftes Museum zum Thema Bergvölker wenn überhaupt, dann nur von Stararchitekten wie Renzo Piano oder Peter Zumthor entworfen werden darf ...
Ich werde sicherlich nicht ein Prediger und wissenschaftlich arbeiten. Dafür werde ich zumindest in Bozen eine Art Begegnungsstätte schaffen, wo es Vorträge gibt zum Thema Berg, Filmfestivals zum Thema Berg, Musik zum Thema Berg. Denken wir an Hubert von Goisern, der die Alpenvolksmusik neu interpretiert hat. Wir werden dort auch kulinarische Wochen veranstalten und sagen: So lebt man in Nepal, so isst man in Nepal.
Und während aus einem Halbstundentermin langsam zwei Stunden werden vor dem unterirdischen Museumsneubau von Sulden, fällt plötzlich auch einem anfangs mürrischen Reinhold Messner der selbstironische Satz ein:
Vielleicht habe ich mir mit diesen Museen auch nur eine Ausrede erfunden, um einen völlig neuen Lebensweg zu finden für die Jahre ab 60 aufwärts.