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Der Akkreditierungsrat

Falk Bretschneider, Geschichts-Student aus Dresden, ist mitverantwortlich für die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen. Bretschneider sitzt im "Akkreditierungsrat", der die neuen BA- und MA-Fächer überprüft. Obwohl der 27jährige nicht gerade mit offenen Armen empfangen wurde, als es vor drei Jahren losging in dem überregionalen Gremium.

    Da sind Leute drin, die absolute Hochschulpolitiprofis sind, die vorher schon Präsidenten diverser Wissenschaftsorganisationen gewesen sind, und wenn dann so ein Greenhorn kommt aus so einer Studentenvertretung, dann muss man erst mal sich ein bisschen aneinander abarbeiten. Das ist aber einfach schnell passiert.

    Das Misstrauen verflog. Bald schon merkten die Hochschul-Vertreter - und auch die Ländervertreter und Wirtschaftslobbyisten im Akkreditierungsrat - dass Bretschneider und eine weitere studentische Mitkämpferin - durchaus fundierte studentische Kritik zu äußern haben. Etwa, wenn Fächer wie "Informationsmanagement" oder "Materialchemie" an den Unis installiert werden sollen und die Experten nur die neuen Prüfungsordnungen unter die Lupe nehmen.

    Studierende achten schon häufiger darauf, wann Bibliotheken geöffnet sind, wie viel Möglichkeiten es gibt, an einen Computer ranzukommen, es gibt da ein Stichwort das heißt Studierbarkeit, also Studierende achten dann darauf: lässt sich der Studiengang einigermaßen durchziehen, wenn da Hochschullehrer in ihrem Wolkenkuckucksheim da was da ganz besonders Tolles ausgedacht haben, muss man da manchmal hingucken, ob das auch in der Regelstudienzeit geht, ob auch das Bafögamt mitspielt, ob man nebenher noch den Job mit auf die reihe kriegt, also solche Dinge werden von Studierendenvertretern sicher höher gewichtet als von anderen die in der Gruppe sind.

    Der Akkreditierungsrat muss aber auch regionale Agenturen begutachten und anerkennen, die dann eigenständig neue BA- und MA-Fächer genehmigen dürfen. Wie die Agentur AQAS, die neuerdings in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz tätig ist. Und für diese Agenturen wiederum sind auch Studierende tätig, die aus einem besonderen studentischen Akkreditierungs-Pool kommen - mit Sitz in Bonn.

    Dann wird einfach gesagt: wir brauchen jetzt jemanden, der Bauingenieurwesen an der Fachhochschule studiert, es gibt da einen Studiengang in dem Bereich, dann geht ein Anfrage an diesen Pool aus, und in der Regel antwort dann der Pool und sagt: wie haben diejenige oder denjenigen, den wir euch da vorschlagen.

    Der studentische Pool war eine Idee von Falk Bretschneider. Das einstige "Greenhorn" hat sich inzwischen einen Namen gemacht im Akkreditierungsrat. Als die Hochschul-Rektoren-Konferenz und die Kultusministerkonferenz kürzlich die einst berufenen Studierenden-Vertreter wieder wie überflüssigen Ballast aus dem Rat hinauswerfen wollten, kämpfte das gesamte Gremium vor seine jüngsten Mitglieder.

    Es gab mehrere Interviews, wo zum Beispiel der Vorsitzende des Akkreditierungsrates gesagt hat, er könne das überhaupt nicht verstehen, die Zusammenarbeit mit den Studierenden sei in den drei Jahren hervorragend gewesen und er fände das eine sehr merkwürdige Idee, sie jetzt da raus zu nehmen und war dann auch einer der Gründe, dass die dann gesagt haben: na hoppla, wenn der gesamte Akkreditierungsrat hier sagt, das war mit den Studies schon in Ordnung, dann können wir sie auch nicht so einfach rauswerfen. Also hinter dieser Idee der studentischen Vertretung steht der Akkreditierungsrat wie eine Frau oder wie ein Mann und da ist auch eine sehr sehr positive Erfahrung gewesen.