Alles war sorgsam vorbereitet: Der Vater - ein Architekt mit 20 Angestellten im Familienbetrieb - will zum 60. Geburtstag den Führungssessel räumen. Der Sohn soll das Ruder übernehmen. Zweieinhalb Jahre dauerten die Vorbereitungen: Steuerexperten, Rechtsanwälte, Unternehmensberater wurden eingeschaltet - jetzt fehlte eigentlich nur noch die Unterschrift des Juniors.
Geplant war in etwa 14 Tagen eine feierliche Übergabe mit 160 Gästen des Betriebes vom Vater auf den Sohn. Und auf einmal - scheinbar auf einmal - verweigert sich der Sohn und sagt: Nein, ich unterschreibe die Verträge nicht.
So Michael Stein, der sie mit derartigen Katastrophen auskennt. Nicht nur der Ruf, das ganze Unternehmen steht plötzlich auf dem Spiel. Das ist die Stunde der ''Wirtschaftsmediatoren'', die bei der Konfliktbewältigung professionelle Hilfe anbieten - so wie Michael Stein aus Lehrte bei Hannover. Die Firmennachfolge - so seine Erfahrung - ist ein besonderes Problem, weil Väter - noch dazu als Manager - häufig nur die eigenen Maßstäbe gelten lassen:
Also, der Vater sagt: Du verstehst nichts von Akquisition. So. Und der Sohn sagt: Ich verstehe doch etwas von Akquisition. Oder ähnliche Dinge.
Meist scheitert der Stabwechsel an unterschwelligen Ängsten. Brisant sind die inneren Konflikte des Seniorchefs: Will er überhaupt Macht abgeben? Könnte er ertragen, dass sich seine Kinder als bessere Unternehmer erweisen? Bei rund 400.000 Familienbetrieben in Deutschland steht in der nächsten Zeit ein Stabwechsel an. Wirtschaftsmediatoren wie Michael Stein können sich über Aufträge nicht beklagen:
Meine Aufgabe ist, in die Schuhe des Vaters zu treten. Dass ich persönlich verstehe, wenn er meint, der Sohn versteht beispielsweise nichts von Akquisition. Ich spiegele den Vater und gucke, ob ich ihn verstanden habe. Er wiederum kann seine eigene Position überprüfen und merkt plötzlich vielleicht auch, dass Sätze, die er gesagt hat und im Augenblick, wo er sie gesagt hat, und auch so gemeint hat, vielleicht falsch waren. Der Senior nimmt wahr: Oh Gott, diese Position, die ich einnehme, ist ja doch ein bisschen komisch, und fängt an sie zu relativieren. Und schließlich hat er ein rundes Bild dessen, was er meint.
...... dann folgen Einzelgespräche mit den Kindern. Schließlich setzen sich alle gemeinsam an einen Tisch.
Meine Aufgabe ist es nicht, ihnen eine Lösung zu geben, sondern ihnen helfen, eine Lösung zu finden...
... was viel mit Fingerspitzengefühl und Psychologie zu tun hat. Und nicht immer wächst zusammen, was zusammen gehört: Wenn beide Seiten erkennen, dass eine familiäre Firmennachfolge fehlschlagen muss, dann lassen sich wenigstens rechtzeitig die Weichen stellen - hin zu einem Management mit angestellten Geschäftsführern - oder: Verkauf des Unternehmens. Auch dieses Ergebnis würde ein Wirtschaftsmediator als Erfolg verbuchen. Selten erfährt die Öffentlichkeit von den Qualen der Unternehmer. Da ist zum Beispiel der Textilhersteller Klaus Steilmann. Ursprünglich blockierte er den Plan der Ältesten, von Massen- auf Markenware umzusteigen. Erst als ein externer Geschäftsführer gescheitert war, holte der Vater die Tochter zurück - nun aber zu ihren Bedingungen.
Durch die Gestaltung der Mediation entsteht eine große Offenheit. Ein Raum des Vertrauens, wo dem Mediator Dinge gesagt werden, die man dem anderen gar nicht zu sagen wagt. Und das ist eben auch die Vorraussetzung, dass der Vater vielleicht mal vor sich hinphilosophiert und sagt: Na ja, irgendwie habe ich auch Angst, dass er das vielleicht besser macht. Dieses Beispiel habe ich nicht erlebt, aber andere Beispiele, die mich immer wieder überraschen an großer Offenheit, die dann entsteht.
210 Euro verlangt Michael Stein pro Stunde für seine Dienstleistung und in einem Fall - so der Unternehmensberater - wurde seine Mittlerfunktion sogar ein halbes Jahr lang in Anspruch genommen. Bei dem Architekten hingegen dauerte es nur elf Stunden: dann waren alle Ressentiments ausgeräumt - auf beiden Seiten. Macht: 2310 Euro.
Autor: Michael Engel
Geplant war in etwa 14 Tagen eine feierliche Übergabe mit 160 Gästen des Betriebes vom Vater auf den Sohn. Und auf einmal - scheinbar auf einmal - verweigert sich der Sohn und sagt: Nein, ich unterschreibe die Verträge nicht.
So Michael Stein, der sie mit derartigen Katastrophen auskennt. Nicht nur der Ruf, das ganze Unternehmen steht plötzlich auf dem Spiel. Das ist die Stunde der ''Wirtschaftsmediatoren'', die bei der Konfliktbewältigung professionelle Hilfe anbieten - so wie Michael Stein aus Lehrte bei Hannover. Die Firmennachfolge - so seine Erfahrung - ist ein besonderes Problem, weil Väter - noch dazu als Manager - häufig nur die eigenen Maßstäbe gelten lassen:
Also, der Vater sagt: Du verstehst nichts von Akquisition. So. Und der Sohn sagt: Ich verstehe doch etwas von Akquisition. Oder ähnliche Dinge.
Meist scheitert der Stabwechsel an unterschwelligen Ängsten. Brisant sind die inneren Konflikte des Seniorchefs: Will er überhaupt Macht abgeben? Könnte er ertragen, dass sich seine Kinder als bessere Unternehmer erweisen? Bei rund 400.000 Familienbetrieben in Deutschland steht in der nächsten Zeit ein Stabwechsel an. Wirtschaftsmediatoren wie Michael Stein können sich über Aufträge nicht beklagen:
Meine Aufgabe ist, in die Schuhe des Vaters zu treten. Dass ich persönlich verstehe, wenn er meint, der Sohn versteht beispielsweise nichts von Akquisition. Ich spiegele den Vater und gucke, ob ich ihn verstanden habe. Er wiederum kann seine eigene Position überprüfen und merkt plötzlich vielleicht auch, dass Sätze, die er gesagt hat und im Augenblick, wo er sie gesagt hat, und auch so gemeint hat, vielleicht falsch waren. Der Senior nimmt wahr: Oh Gott, diese Position, die ich einnehme, ist ja doch ein bisschen komisch, und fängt an sie zu relativieren. Und schließlich hat er ein rundes Bild dessen, was er meint.
...... dann folgen Einzelgespräche mit den Kindern. Schließlich setzen sich alle gemeinsam an einen Tisch.
Meine Aufgabe ist es nicht, ihnen eine Lösung zu geben, sondern ihnen helfen, eine Lösung zu finden...
... was viel mit Fingerspitzengefühl und Psychologie zu tun hat. Und nicht immer wächst zusammen, was zusammen gehört: Wenn beide Seiten erkennen, dass eine familiäre Firmennachfolge fehlschlagen muss, dann lassen sich wenigstens rechtzeitig die Weichen stellen - hin zu einem Management mit angestellten Geschäftsführern - oder: Verkauf des Unternehmens. Auch dieses Ergebnis würde ein Wirtschaftsmediator als Erfolg verbuchen. Selten erfährt die Öffentlichkeit von den Qualen der Unternehmer. Da ist zum Beispiel der Textilhersteller Klaus Steilmann. Ursprünglich blockierte er den Plan der Ältesten, von Massen- auf Markenware umzusteigen. Erst als ein externer Geschäftsführer gescheitert war, holte der Vater die Tochter zurück - nun aber zu ihren Bedingungen.
Durch die Gestaltung der Mediation entsteht eine große Offenheit. Ein Raum des Vertrauens, wo dem Mediator Dinge gesagt werden, die man dem anderen gar nicht zu sagen wagt. Und das ist eben auch die Vorraussetzung, dass der Vater vielleicht mal vor sich hinphilosophiert und sagt: Na ja, irgendwie habe ich auch Angst, dass er das vielleicht besser macht. Dieses Beispiel habe ich nicht erlebt, aber andere Beispiele, die mich immer wieder überraschen an großer Offenheit, die dann entsteht.
210 Euro verlangt Michael Stein pro Stunde für seine Dienstleistung und in einem Fall - so der Unternehmensberater - wurde seine Mittlerfunktion sogar ein halbes Jahr lang in Anspruch genommen. Bei dem Architekten hingegen dauerte es nur elf Stunden: dann waren alle Ressentiments ausgeräumt - auf beiden Seiten. Macht: 2310 Euro.
Autor: Michael Engel