Der Tübinger Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger ist derzeit mit ganz besonderen Forschungsergebnissen auf Tour durch den deutschsprachigen Raum. Schönberger stellt sein Buch "Va Banque" vor, das Theorie, Praxis und Geschichte des Bankraub behandelt. Für ihn ist Bankraub das Delikt des Kleinen Mannes. "Es ist das Interessante und Faszinierende, dass praktisch bei keinem Delikt so viele Leute geschnappt werden, die vorher nicht kriminell aufgefallen sind", so Schönberger. "Jeder kann der nächste Bankräuber sein." Die Spaltung einer Gesellschaft in Leute mit viel und Leute ohne Geld zeigt sich am Bankraub besonders deutlich. Deshalb ist das Thema Bankraub für einen Wissenschaftler so spannend. Selbst die Literaturgeschichte wäre ohne das Phänomen anders. Viele schrieben über den Bankraub, andere wurde erst zum Schriftsteller, nachdem sie einen Tresor ausgeräumt hatten: "Burkhard Driest zum Beispiel hat sich zuerst als Bankräuber betätigt und dann seine 'Verrohung des Franz Blum' geschrieben", so Schönberger. Zur Nachahmung sei das aber nicht empfohlen - auch weil Bankraub kein Verbrechen wie jedes andere ist: Der Bankraub ist ein höchst politisches Verbrechen. Ein Bankräuber rüttelt an der sozialen Wertordnung. Wird er dabei erwischt, schlägt die Gesellschaft gnadenlos zurück: "Bankraub wird zum Beispiel im Strafgesetzbuch höher bestraft als Körperdelikte wie Vergewaltigung", so Schönberger. Bertold Brecht zog übrigens noch einen anderen Vergleich: Was ist schon ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank.
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Am Freitag, denn 22.12. ist Klaus Schönberger auf seiner "Bankraub-Tour 2000/2001" zu Gast in Marbach am Necker. Mehr Informationen unter www.niatu.net/bankraub/.
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