Freitag, 19. April 2024

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Der Barbar

Hilfe, die Barbaren kommen und zerstören unsere überlegene Kultur! Ach, wenn doch die Barbaren kämen, um der unerträglichen Dekadenz und Vieldeutigkeit unserer Kultur ein Ende zu machen! Sollten wir, die Hochzivilisierten, nicht selbst Barbaren werden und unsere pervers-überkomplexe Kultur gründlich vergessen, um den radikalen Neuanfang zu ermöglichen - den Neuanfang, der an die Stelle der zumutungsreichen Kultur die so wunderbar einfache Natur setzt? Diese drei Ausrufe bzw. Fragen sind der Dreiklang, der unsere Kulturgeschichte seit dem Untergang des römischen Imperiums obstinat begleitet.

Jochen Hörisch | 01.01.1980
    Manfred Schneider hat eine erzgelehrte, faszinierende und kultivierte Studie zu diesem kapitalen Thema vorgelegt. Seine These ist schnell genannt: Es gibt zwar viel Neues unter der Sonne. Aber die Schemata der Kultur- und Medienkritik haben sich seit dem Untergang Roms nicht eigentlich geändert. Ob Griechen und Römer, ob Römer und Goten, ob Polytheisten und Christen, ob Katholiken und Protestanten, ob Decadence-Europäer um 1900 und Nazis - stets findet man dieselben Topoi der Kulturkritik und denselben nicht sonderlich originellen Hilfeschrei. Immer wieder trifft eine komplexe und verfeinerte Kultur auf die wilden Fremden, die sie verabscheut, doch zugleich und alsbald immer mehr bewundert. Und stets erneut tauchen in der sich selbst als spätzeitlich beschreibenden Kultur diejenigen Gestalten auf, die Manfred Schneider mit einem schrecklich-schönen Wort als "Barbaren der Reflexion" charakterisiert.

    Wer sind die Barbaren der Reflexionen? All diejenigen, die auf Unmittelbarkeit statt auf Vermittlung, auf Primäres statt Sekundäres, auf Echtes statt auf Bilder, auf Ursprung statt Spätzeit, auf Natur statt auf Kultur setzen und sich dabei radikal vorkommen. Mit feiner Kritik an barbarischen Momenten noch der Ökologiebewegung heißt es bei Schneider:

    "Die barbarische Welt ... führt in ihren Ökomagazinen keine falschen Doppel, keine Synonyme, kein Geld, keine Bilder, keine Götzen, die aus trügerischen Ähnlichkeiten gefertigt wären. Solche Reinheit wollen die puritanischen Reformer und Märtyrer der Welt zurückgeben. Bei den von ihnen veranstalteten Recyclings der Sprache, der Schrift, des Gedächtnisses lassen sie daher auch stets die Bilder stürmen: Barbaren der Reflexion wollen die Welt in den bilderlosen Barbarismus zurückholen: Sokrates, Jesus, der Byzantiner Leon III, Savanarola, Calvin."

    "Barbaren der Reflexion": Aus gutem Grund vermeidet Schneider das Wort "Verräter": ist es doch selbst ein barbarisches Wort, das mit allen aufräumen will, die sich und anderen noch komplexe Überlegungen zumuten. "Barbaren der Reflexion": das sind diejenigen Intellektuellen, die keine Intellektuellen sein wollen, das sind diejenigen klugen Köpfe, die ihre Klugheit nicht mehr ertragen. Um auratische Namen aus dem 20. Jahrhundert zu nennen: Barbaren der Reflexion sind - #Ernst Jünger#, #Martin Heidegger#, #Gottfried Benn#, aber eben auch #Walter Benjamin#, der das Wort vom "positiven Barbarentum" prägte, oder Joseph Beuys. Was, auch Beuys? Ja!

    Denn "woher kommt der Filz und das Fett des Joseph Beuys? Von den Barbaren. Von den barbarischen Tataren, die Beuys im Jahre 1945 nach dem Absturz des von ihm gesteuereten Kampfflugzeugs fanden, seinen Körper mit einer fetten milchartigen Masse bedeckten und mit filzartigen Stoffen wärmten. Die Tartaren verfügen über ein großes mythisches Renommee, seit der byzantinische Schriftsteller #Nikephoros Gregoras# von ihnen sang: 'Ihre Kleidung ist ohne jede Kunst angefertigt, lediglich aus Tierfellen bestehend. Ihr Leben ist völlig friedlich.'"

    Beuys: The german patient bei den Tartaren. Leider hat Manfred Schneider sein Buchmanuskript beendet, bevor er "The English Patient" sehen konnte. Ob er, wenn er diesen herrlich barbarisch-kultivierten Film zuvor gesehen hätte, zu anderen Einschätzungen der Grenze und vor allem: der Durchlässigkeit dieser Grenze gekommen wäre, die die Barbaren von den Kultivierten trennt?

    So aber paßt auch Beuys in Schneiders Schema von den Reflexionsbarbaren. Sie wechseln auf die Seite der Rebellen gegen die kluge Kultur, die sich von dem wilden Sog zur Vereinfachung eben gerade emanzipiert hat. Hingerissen feiern die Spät- und Endzeitler die neuen Barbaren, von denen sie die "Erneuerung oder gar Rettung der Welt" erhoffen. Es gehört zu den bedenkenswert nachhallenden Pointen der Studie mit dem Untertitel "Genealogie der Endzeitstimmungen", daß sie die Verlockung, barbarisch zu werden, noch in vielen hochkulturellen Manifestationen wie der "Zauberflöte" entdeckt. Papagenos sinnfernes und unwiderstehliches "papapapapapa" ist der In-, weil Antibegriff des gewissermaßen somatischen Aufbegehrens gegen die Kultur und ihre Semantik.

    Die Studie des an der Universität Essen lehrenden Literaturwissenschaftlers ist auch deshalb so überaus anregend zu lesen, weil sie ausgiebig Quellen zitiert und diese pointiert zu kommentieren versteht. Eine kleine Kostprobe, die in der Wiederholung sogleich die Urszene evoziert: Thessaloniki, die zweitgrößte oströmische Stadt, wird im Jahre 1185 von Normannen erobert - so wie Rom von den Goten zerstört wurde. Dem Zeitzeugen Bischof Eustathios ist beides anzumerken - das Entsetzen über das Geschehen und das Bewußtsein seiner Notorik:

    "Die ganze Stadt, von den Osttoren angefangen, füllte sich mit Barbaren. Sie mähten die Unseren nieder und türmten aus zahlreichen derartigen Garben ganze Haufen auf, von denen sich der Hades zu sättigen pflegt. Wer auf der Straße flüchtete und dort fiel, wurde sofort ausgeplündert und blieb nackt liegen. ... Daß man die Straßen durchstürmte und die Häuser übel zurichtete, kann man nicht als neue Erscheinungsform des krieges bezeichnen. Daß man aber über die Gotteshäuser willkürlich verfügte, das grenzt meines Erachtens an eine Kampfansage an Gott. Denn die Barbaren drangen in jede einzelne Kirche ein und verübten drinnen Schandtaten, die Gott zur Rache herausfordern mußten. Wie viele heilige Männer, gleichsam gepanzert in ihren heiligen Gewändern, haben sie niedergeschlagen, die meisten so, daß sie tot waren, teils im geweihten Chor, teils außerhalb, wo immer die Mörder die Gottesdiener zufällig antrafen. Dann die vielen Laien, denen mit einem 'Kyrie eleison' auf den Lippen der Kopf abgeschlagen wurde! Dabei fragten die Lateiner: 'Was heißt Kyrie eleison?' und lachten. Die ehrwürdigen Frauen, die in der Kirche von der Geilheit der Barbaren besudelt und in ihrer Keuschheit vergewaltigt wurden, die Verheirateten, die Jungfrauen, die Bräute des Herrn - sie alle sollen Zeugnis ablegen wider die Schuldigen! Geringer mag noch das Elend sein, wenn eine nur von einem mißbraucht wurde."

    Die Zerstörung Roms ist und bleibt das Ur-Schema barbarischer Zivilisationsvernichtung - was nicht ausschließt, daß "die Lateiner" nun zu den Barbaren der Oströmer werden. Prägekraft hat der Untergang Roms auch deshalb, weil die römische Kultur von eben den Barbaren hochgradig fasziniert war, die sie bedrohten. Schneider exemplifiziert das eindringlich an den Schriften des Tacitus. Der gebildete Römer #Tacitus# verachtet die Germanen. Wie sollte er nicht? Doch Tacitus bewundert eben auch die Germanen wegen ihrer barbarischen Qualitäten. Germaninnen gebären statt sich einer dekadenten ars amandi hinzugeben. Schon an einem so harmlosen Schreiber wie Tacitus, dem Militanz weitgehend fernliegt, wird deutlich, worin die Verführungskraft der Barbaren liegt. Im Streit zwischen Kultur und Barbarei geht es "stets um die Sicherung oder Auflösung der Elementarcodes: um das Gesetz, die Sprache, die Bilder, das Gedächtnis, das Geld, die Geschlechter." #Sigmund Freud#s These vom Unbehagen an und in der Kultur ist ersichtlich die, wenn auch anders als in früheren Werken ungenannte, Patin von Schneiders tour d'horizon. Schneider entwickelt nun aber Freuds Theorie medienanalytisch weiter. Deutlich wird so, daß die Verführungskraft des Barbaren im Versprechen steckt, ohne alles Sekundäre, also ohne "das unsterbliche Quartett der Medien: Sprache, Schrift, Gesetz, Geld" auszukommen. Schneiders elegante Abhandlung ist auch eine subtile Auseinandersetzung mit #George Steinerä#s wüster Polemik gegen alles Sekundäre, die vor einigen Jahren den vehementen Zuspruch von #Botho Strauß# fand. So heißt es bei Schneider:

    "Wenn dem Barbaren überhaupt Sprachvermögen zugetraut wird, wenn er also über das barbarbar der griechischen Onomatopoesie, das papapapapa von Mozart/Schikaneders Papageno oder das Hojotoho! Hojotoho! der Wagnerschen Walküren hinausgelangt, dann fehlen ihm prinzipiell eine Reihe von Institutionen und Gedächtnissen der Kultur: das Gesetz, die Schrift, das Geld, die Bilder. Die Armut der barbarischen Kultur faßt sich so zusammen: Sie verfügt über keine Medien und über keine Repräsentation. Der Barbar lebt oder vegetiert ohne symbolische und ikonische Doppel seiner selbst, seiner Rede, seiner Götter, seiner Güter. Darum gehört zur Liturgie des Barbaren die entschlossene Anstrengung, dem Feind (oder sich selbst) alle diese Repräsentationen zu nehmen, zu zerstören, zu entheiligen: ihn symbolisch auf den Stand des mythischen Barbaren zu bringen. Die barbarische Welt spiegelt sich nicht."

    Noch die jüngsten Balkan-Bürgerkriege waren dieser Liturgie verpflichtet. Dennoch bemüht Manfred Schneider sie nicht, um seine These vom hartnäckigen barbarischen Impuls zur Zerstörung aller Doubles zu illustrieren. Ein Grund für diese Vermeidung dürfte naheliegen: ersichtlich geschahen die kroatischen Zerstörungen muslimischer Denkmäler, die serbischen Sprengungen katholischer Kirchen und die muslimischen Attentate auf serbische Kultureinrichtungen eben nicht im Namen eines neuen Barbarentums, sondern im Namen der eigenen und gewissermaßen a priori überlegenen Kultur. Die abgründige Pointe dabei ist, daß sich diese Kulturen im tödlichen Konflikt nach demselben Schema beschreiben: wir gehören noch zur europäischen Hochkultur, weil wir Slowenen altes KuK-Kernland sind - hinter uns beginnt das Andere der europäischen Kultur / weil wir Kroaten europäisch-katholisches Kernland sind - hinter uns beginnt das barbarische oströmisch-byzantinische Reich / weil wir Serben den harten Kern des Projekts Europa stellen, haben wir doch die europäische Kultur jahrhundertelang gegen die barbarischen Türken verteidigt. Kurzum: Schneiders Trias von Kultur, Barbaren und Reflexionsbarbaren ist noch zu einfach. Fast ist man versucht zu sagen: sie ist barbarisch einfach. Die Konfliktregel ist und bleibt, das eigene Projekt als kultiviert und das der Feinde als barbarisch zu stilisieren. Schneiders Verdienst ist es nun aber zu zeigen, wie raffiniert das einfache Schema werden kann, wenn die Differenz von Barbarentum und Hochkultur in die Seite der Hochkultur hineinkopiert wird. Dann nämlich:

    ... "erhält der Barbar den Ruf eines Herolds der schriftlosen, gesetzlosen, geldlosen, bilderlosen, paradiesischen Ordnung der Zeiten. Der Barbar kommt gleich nach den Apokalyptischen Reitern, zerhaut die Fesseln der Auslegungen, mit denen uns die Juristen und Sophisten würgen, und stellt die Wörter, die Buchstaben, die Bilder, die Medien an den rechten Platz."

    Der Barbar - so sehen ihn die Gebildeten unter seinen Bewunderern - ist der Revolteur gegen alle Medien. Er will das Unmittelbare, Authentische, Eigentliche, Natürliche, Wilde, Primäre. Und die Barbaren der Reflexion sind fasziniert von diesem Bilde, das sie sich vom Barbaren gemacht haben. Schneider ist es eine Lust, dies an linken wie rechten Reflexionsbarbaren zu demonstrieren. Ob Ernst Jünger, #Carl Schmitt#, Heidegger und Benn oder #Bertolt Brecht#, Benjamin und Beuys: die Reflexionsbarbaren haben den kulturkritischen Diskurs des 20. Jahrhunderts bestimmt. Schneiders Studie wird dort am spannendsten und naturgemäß am problematischsten, wo sie die schrillsten Berührungen und unfreiwilligsten Koalitionen sieht: Heidegger ist Medienkritiker, die Skinheads sind es auch - sie wollen bei jeder Schlägerei körperlich unmittelbar dabeisein. Heidegger verwirft das Gerede des "man", die Punks schreien "Boycott communication" und fordern in ihren Fanzines: "Berufsverbot für Arabella Kiesbauer, Bärbel Schäfer, Ilona Christen, Jürgen Fliege, Hans Meiser und Margarethe Schreinemakers." Forderungen, die jedem Bildungsbürger einleuchten, die er aber gewiß kultivierter vertreten würde als mit folgenden Punk-Interview-Worten, die Schneider zitiert: "Ich würde Maren Gilzer die Beine brechen, Ilona Christen ihre Brille fressen lassen und diese fette absolut unwitzige Koschwitzsau zwingen, seine Sendung zehn Stunden lang anzuschauen." Sind es Gebildete oder Filmfans, die sich bei solchen Ausbrüchen an Stanley Kubricks Film "Clockwork Orange" erinnert fühlen?

    Zwei Einwände, ein großes Lob. Der erste Einwand: Manfred Schneider überakzentuiert die "Gleichförmigkeit" des barbarischen bzw. reflexionsbarbarischen Programms. "Von Moses über Platon, Paulus, Luther, Robbespierre, Marx" bis zu "ihren deutschen intellektuellen Nachfolgern im 20. Jahrhundert" sieht er eine kontinuierliche Linie barbarischer Kulturkritik. Um zu polemisieren: barbarische Vereinfachungszwänge sind Schneiders Verteidigung des alexandrinischen Endzeitgenossen gegenüber der Versuchung jedes neuen Barbarentums nicht ganz fremd. Schneider unterschlägt die Dialektiken, die auch in Rebarbarisierungsgesten liegen. So ist Platon Schrift- und Medienkritiker - und zugleich Zentralgestalt einer Akademie, die ungeahnte Bücher- und Theoriemengen hervorbringt. So ist #Martin Luther# Bilderstürmer und zugleich Initiator eines Bildungsbürgertums, das Gelehrte wie Manfred Schneider hervorbringt. Und so träumt #Friedrich Nietzsche# von der blonden Bestie und ist zugleich fasziniert von dem produktiv dekadenten Renaissance-Italien der Borgias, das der Reformator zur Hölle wünschte. Um umgekehrt zu illustrieren: vieldeutigere, komplexere, kultiviertere, anspielungsreichere Kunst als die des Filz- und Fettbarbaren Joseph Beuys ist schwerlich denkbar. Die Grenzen zwischen dem Einfachen und dem Komplexen sind manchmal, aber eben nicht immer mit denen zwischen dem Barbarischen und dem Kultivierten identisch.

    Der zweite Einwand ist das Revers des ersten: Manfred Schneider blendet die Dialektik zwischen später Hochkultur und Barbarentum weitgehend aus. Sein intellektueller Charme liegt auch hier im Verzicht auf Dialektik. Die dialektische Argumentation läge nahe: die Hochzivilisation ist nicht länger mehr einfach nur das Andere der Barbarei, sondern die Barbarei selbst. Soll heißen: die Genozid-Megatraumata des 20. Jahrhunderts sind eben nicht nur die Effekte neuer Barbarenprogramme, die an alte Traditionen und Schemata anknüpfen. Zur Vieldeutigkeit der Kultur, die Manfred Schneider so vehement wie beredt gegen alle barbarischen Vereinfachungsprogramme verteidigt, gehört nämlich auch, wie eindeutig (im Extremfall: massenmörderisch) ihre Effekte sein können. In einer bedeutenden Rezension von Schneiders Buch hat #Micha Brumlik# in der "Zeit" vom 28. März 1997 auf diesen hochheiklen Punkt aufmerksam gemacht. Er schreibt:

    "Spätestens hier (beim Stichwort Auschwitz) wird aber deutlich, daß der alexandrinische Verteidiger der vieldeutigen Kultur entgegen seinen Absichten nicht wahrhaben will, daß die Welt bereits untergegangen ist, und zwar in einer Weise, die jede bisher bekannte Barbarei überboten hat."

    Hochheikel darf Brumliks Einwand genannt werden, weil er mit rhetorischer Verve das eigentlich abgründige Problem verstellt. Welches? Daß "die Welt" mit dem Massentotschlag aus dem Herzen der Hochkultur heraus eben nicht untergegangen ist, sondern daß sie, ein wenig verstört, weiterexisitiert und daß sich - Manfred Schneider hat recht - die eingespielte Entgegensetzung von Kultivierten und Barbaren seit dem Untergang Roms und dem des tausend- bzw zwölfjährigen jährigen Reiches kaum modifiziert hat.

    Das große Lob: Viele feine Ironiesignale seines Buches deuten darauf hin, daß Manfred Schneider sich der genannten Paradoxien vollauf bewußt ist. Er hat ein kulturfundamentalistisches Buch gegen den barbarischen Fundamentalismus geschrieben. Eleganter und überzeugender ist seit langem kein Lob der Komplexität, des Vieldeutigen, der Institutionen, der Repräsentationen, der Interpretationen und der Medien ausgefallen. Das Surfen in den unübersichtlichen Wellen der Postmoderne kann, so die kluge Botschaft des Buches von Manfred Schneider, deutlich reizvoller sein als der dumme Impuls zum Trockenlegen und Großreinemachen, der immer eine Aufforderung zum Massentotschlag implizierte. Und dieser immer wiederkehrende Impuls zum barbarischen Neuanfang ist eben nicht nur dumm und blutig, sondern auch öde und langweilig. Barbaren haben keinen Stil, sondern nur eine fundamentalistische "Zurück zu ..."-Moral. Sie wollen nicht begreifen, daß im Ursprung, zu dem sie zurückwollen, der Sprung schon ist, den sie der Endzeit austreiben wollen. Es lebe die Endzeit, die nicht enden will.