Ich war für Deutschland keine einfache Zeit. Die Inflation hatte sich breit gemacht. Ein Wahnsinn, was sich da abgespielt hat! Und trotzdem hatte das Bauhaus eine unglaubliche Vitalität. Wir waren aber sehr allein: ‚Das Volk trägt uns nicht’, ist ein Ausspruch meines Vaters. Uns trug wirklich kein Volk!
Das Weimarer Bauhaus-Projekt sucht nach dem 1. Weltkrieg einen radikalen ästhetischen Neuanfang, und Klee wirkt dort, zusammen mit Künstlern wie Lyonel Feininger und Wassily Kandinsky. Sie prägen das freie künstlerische Klima in Weimar und später in Dessau. Das Bauhaus ist ohne Paul Klee nicht denkbar; und auch der Lebens- und Werklauf Klees – von seiner spielerischen, lyrisch verträumten Skurrilität hin zum ernsten Spätwerk – wäre ohne seine Bauhaus-Zeit kaum erklärbar. Zeitzeugen wird er als "schweigsamster aller Meister", als "Mann mit dem leisen Schritt" bezeichnet, gar als "Bauhaus-Buddha" karikiert. Bauhauskenner Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle Bremen, über Klees Jahre als Bauhausmeister:
Es gibt die Karikatur von Klee als Buddha, der über dem Bauhaus schwebt. Klee hat sich aber intensiv eingebracht, hatte über dreißig Schüler und hat seinen Unterricht ernsthaft durchgeführt. Er wollte, dass die Menschen hinsehen, das Naturgesetz des Seins kennen lernen, die Veränderlichkeit, das Gleichgewicht leben. Es ist ein ‚Werden’ sein Ziel, kein ‚So ist es’. Insofern unterschied er sich von anderen, wie z.B. Moholy-Nagy, der alles auf das Rechenbare, Geometrische festlegte.
Klees Lehre ist unspektakulär aber unverwechselbar, sie wirkt im Stillen, doch nachhaltig. Wichtigster Bestandteil seiner pädagogischen Arbeit ist die berühmte "Bildnerische Gestaltungslehre". Die Bremer Ausstellung zeigt, dass in dem scheinbar rückwärts gewandten Schöngeist eine nach vorn denkender Künstler der Moderne neu zu entdecken ist. Klees Werke sind für Wulf Herzogenrath nicht nur zeitlose Traum-Bilder sondern hoch aktuell:
Was ich faszinierend finde, ist die filmische Qualität. Er hat die Geschwindigkeit, das Leben und Werden in die statischen Künste der Malerei und der Zeichnung eingeführt, das Wachsen und Werden, das ironisch Offene, dass der Standpunkt präzise ist, aber ich will zeigen, dass das, was da ist, morgen auch ganz anders aussehen könnte. Beispiel: Die ‚Zwitschermaschine’, ein Ingenieurs-Produkt, das eine kleine Musik macht, nicht zu hören, aber ich kann die Bewegung, die Veränderung dieser Maschine sehen.
Die Musikalität ist die andere Seite von Klees Doppelbegabung. Privat musiziert Klee viel, aber auch in seiner Lehre am Bauhaus spielen Rhythmus und Klang eine wichtige Rolle:
Was sein musikalisches Interesse faszinierte: Nicht nur Zeitablauf und Klang einer Bachfuge sondern auch etwas, das sich verändert. So gibt es im graphischen und pädagogischen Bereich viele Themen, die mit Noten, Schrift und Veränderung der Formen zu tun haben. Ich denke, dass dieses musikalische, filmische Denken, die Veränderung der Form, einer der wesentlichsten Schlüssel ist für seine pädagogische Arbeit, aber auch in den Arbeiten selbst. Die kann man lesen wie Partituren, Ton-, Licht-, Klanggebilde.
So eng seine Bauhaus-Lehre mit der eigenen freikünstlerischen Arbeit verbunden ist, Paul Klee leidet doch zunehmend unter der pädagogischen Verantwortung. So folgt er 1931 einem Ruf an die traditionsreiche Kunstakademie Düsseldorf, wo man ihn als international bekannten Künstler und erfahrenen Lehrer respektiert. Hier kann er sich ganz auf sein ureigenes Metier, die Vermittlung von Malerei und Zeichnung, konzentrieren. Felix Klee über die Entscheidung des Vaters:
Es war deshalb richtig, in eine Akademie zu gehen, wo er seine Kompetenz ausstrahlen konnte. Er hatte da plötzlich zehn Schüler, im Gegensatz zur älteren Generation, die je nur ein bis zwei Schüler hatten. Das war nicht so ganz einfach, auch für seine Position.
Das Weimarer Bauhaus-Projekt sucht nach dem 1. Weltkrieg einen radikalen ästhetischen Neuanfang, und Klee wirkt dort, zusammen mit Künstlern wie Lyonel Feininger und Wassily Kandinsky. Sie prägen das freie künstlerische Klima in Weimar und später in Dessau. Das Bauhaus ist ohne Paul Klee nicht denkbar; und auch der Lebens- und Werklauf Klees – von seiner spielerischen, lyrisch verträumten Skurrilität hin zum ernsten Spätwerk – wäre ohne seine Bauhaus-Zeit kaum erklärbar. Zeitzeugen wird er als "schweigsamster aller Meister", als "Mann mit dem leisen Schritt" bezeichnet, gar als "Bauhaus-Buddha" karikiert. Bauhauskenner Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle Bremen, über Klees Jahre als Bauhausmeister:
Es gibt die Karikatur von Klee als Buddha, der über dem Bauhaus schwebt. Klee hat sich aber intensiv eingebracht, hatte über dreißig Schüler und hat seinen Unterricht ernsthaft durchgeführt. Er wollte, dass die Menschen hinsehen, das Naturgesetz des Seins kennen lernen, die Veränderlichkeit, das Gleichgewicht leben. Es ist ein ‚Werden’ sein Ziel, kein ‚So ist es’. Insofern unterschied er sich von anderen, wie z.B. Moholy-Nagy, der alles auf das Rechenbare, Geometrische festlegte.
Klees Lehre ist unspektakulär aber unverwechselbar, sie wirkt im Stillen, doch nachhaltig. Wichtigster Bestandteil seiner pädagogischen Arbeit ist die berühmte "Bildnerische Gestaltungslehre". Die Bremer Ausstellung zeigt, dass in dem scheinbar rückwärts gewandten Schöngeist eine nach vorn denkender Künstler der Moderne neu zu entdecken ist. Klees Werke sind für Wulf Herzogenrath nicht nur zeitlose Traum-Bilder sondern hoch aktuell:
Was ich faszinierend finde, ist die filmische Qualität. Er hat die Geschwindigkeit, das Leben und Werden in die statischen Künste der Malerei und der Zeichnung eingeführt, das Wachsen und Werden, das ironisch Offene, dass der Standpunkt präzise ist, aber ich will zeigen, dass das, was da ist, morgen auch ganz anders aussehen könnte. Beispiel: Die ‚Zwitschermaschine’, ein Ingenieurs-Produkt, das eine kleine Musik macht, nicht zu hören, aber ich kann die Bewegung, die Veränderung dieser Maschine sehen.
Die Musikalität ist die andere Seite von Klees Doppelbegabung. Privat musiziert Klee viel, aber auch in seiner Lehre am Bauhaus spielen Rhythmus und Klang eine wichtige Rolle:
Was sein musikalisches Interesse faszinierte: Nicht nur Zeitablauf und Klang einer Bachfuge sondern auch etwas, das sich verändert. So gibt es im graphischen und pädagogischen Bereich viele Themen, die mit Noten, Schrift und Veränderung der Formen zu tun haben. Ich denke, dass dieses musikalische, filmische Denken, die Veränderung der Form, einer der wesentlichsten Schlüssel ist für seine pädagogische Arbeit, aber auch in den Arbeiten selbst. Die kann man lesen wie Partituren, Ton-, Licht-, Klanggebilde.
So eng seine Bauhaus-Lehre mit der eigenen freikünstlerischen Arbeit verbunden ist, Paul Klee leidet doch zunehmend unter der pädagogischen Verantwortung. So folgt er 1931 einem Ruf an die traditionsreiche Kunstakademie Düsseldorf, wo man ihn als international bekannten Künstler und erfahrenen Lehrer respektiert. Hier kann er sich ganz auf sein ureigenes Metier, die Vermittlung von Malerei und Zeichnung, konzentrieren. Felix Klee über die Entscheidung des Vaters:
Es war deshalb richtig, in eine Akademie zu gehen, wo er seine Kompetenz ausstrahlen konnte. Er hatte da plötzlich zehn Schüler, im Gegensatz zur älteren Generation, die je nur ein bis zwei Schüler hatten. Das war nicht so ganz einfach, auch für seine Position.