"Homosexuelle, Antichristen und die Lobby des politischen Relativismus. Sie sind nur eine Minderheit in Europa. Eine wohlorganisierte Minderheit."
Gegen die es anzukämpfen gilt. Das jedenfalls meint Rocco Buttiglione, Italiens neuer Kulturminister und damit verantwortlich für das weltweit wohl grösste Ensemble von mehr oder minder Denkmalgeschütztem Weltkulturgut.
Buttiglione versteht sich als Kämpfer gegen moralischen Verfall. Das tat er im letzten Jahr auch in Brüssel kund. Damals, als Italiens Ministerpräsident aus seinem Minister für die Beziehungen zur Europäischen Union den neuen EU-Kommissar für Justiz und Gerechtigkeit machen wollte. In einer Rede im Europaparlament, die für grosses Aufsehen sorgte, schimpfte der Italiener gegen Schwule und deren Einfluss auf dem Kontinent, gegen Homo-Ehen und viel zu weitreichende Rechte für gleichgeschlechtliche Paare. Auch für Einwanderer und die Multikulti-Gesellschaft hatte er alles andere als schöne Worte übrig. Die Folge: heftige internationale Proteste; Buttiglione konnte von dem Traum, seine Vorstellungen auf EU-Ebene in die Realität umzusetzen, Abschied nehmen. In ganz Europa gilt er seitdem als überzeugter Gegner der homosexuellen Emanzipation. Nicht, dass er sich nach jenem peinlichen Auftritt in Brüssel mit seiner Meinung hinterm Berg hielte. In keiner Weise. Oft spricht er von einer "europäischen Schwulenmafia³, die verhindert habe, dass er in Brüssel arbeiten darf.
Rocco Buttiglione ist erst seit 2001 aktiver Politiker. Von Beruf ist er eigentlich Philosoph und Jurist und unterrichtet an der Universität in Liechtenstein. Der polyglotte Mann aus Apulien war ein enger Freund des verstorbenen Papstes. Er ist Mitglied des "American Enterprise Instituts³, der US-amerikanischen Kaderschmiede der Neocons. In Italien ist er heute die Ikone des Kampfes gegen die, wie er sie nennt, "Verspanisierung meines Vaterlandes:
"In diesen Bereich fällt auch das Thema der Homosexuellenehe. Ich bin dagegen. Ganz einfach, weil die traditionelle Ehe eine gesellschaftliche Funktion innehat und diese ist es, die Kinder zu zeugen."
Zur Kultur, zu kulturpolitischen Themen oder Problemen äusserte er sich bisher nie. Auch über seine kulturellen Vorlieben ist nichts bekannt. "Der Bock wurde zum Gärtner gemacht³, schrieb die Tageszeitung "la Repubblica" und bezeichnet es als Skandal, dass Berlusconi ein Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode den Kulturminister auswechselte. Auch Amtsvorgänger Giuliano Urbani brillierte nicht gerade als Ressortchef - er plante sogar den Verkauf staatlicher Kulturgüter, was weltweit Proteste auslöste, - aber er lernte mit der Zeit hinzu und nahm viele seiner anfangs unerhörten Entscheidungen wieder zurück. Urbani war auf dem Weg, langsam aber sicher, ein mehr oder weniger akzeptabler Kulturminister zu werden. Ihn davonzujagen und sein Amt zum Gegenstand des Ministerpokers infolge einer Regierungsumbildung zu machen, finden viele Intellektuelle und Künstler absolut inakzeptabel. Dazu der Maler Mimmo Paladino:
"Wie ich es in den letzten Tagen schön öfter sagte: Eines der wichtigsten Ministerien Italiens wird von den einzelnen Regierungen wie der letzte Dreck behandelt. Das Kulturministerium hat sich um 70 Prozent des Weltkulturgutes der UNESCO zu kümmern. Um tausende von Museen, Grabungsstätten, Kirchen, ja, auch die unterstehen dem Minister. Es ist für Oper und Konzert, für Theater aller Art verantwortlich. An die Spitze dieses Ministeriums gehört ein Mann, der weiss, was Sache ist und kein Berufspolitiker, dem das alles total egal ist. Das ist ein gravierendes Problem."
Italiens Kulturministerium bezieht jährlich nur knapp ein Prozent des Budgets der Regierung. Rund 55 Prozent dieses Geldes muss für laufende Kosten ausgegeben werden. Mit dem Rest müssen die Kulturminister die Quadratur des Kreises bewerkstelligen - gehört es doch zu ihren Aufgaben Kultur im weitesten Sinn zu finanzieren. Aber auch die Bereiche Sport und Unterhaltung unterstehen ihnen. Ganz zu schweigen von der Pflege des italienischen Kulturerbes, eines unübersehbar großen Bestands an Museen und Ruinen aus über zwei Jahrtausenden. Anstatt auf den Posten eines so wichtigen Ministeriums einen Fachmann oder eine Fachfrau zu setzen, ist das Amt des Kulturministeriums seit Jahrzehnten eine Art "Schwarzer Peter³, den man jenen Politikern zuschiebt, die mit einem Posten abgefunden werden müssen. Ein "himmelschreiender Skandal", wettert Maria Giulia Crespi, die Präsidentin des FAI, einer Art National Trust all'italiana.
Signora Crespi fordert nun - und mit ihr die Creme della creme italienischer Intellektueller, darunter Umberto Eco, Dario Fo und Claudio Abbado - dass sich die UNESCO der italienischen Kulturgüter annehmen solle, denn Italiens Politiker würden ja ohnehin nur Schaden anrichten.
Gegen die es anzukämpfen gilt. Das jedenfalls meint Rocco Buttiglione, Italiens neuer Kulturminister und damit verantwortlich für das weltweit wohl grösste Ensemble von mehr oder minder Denkmalgeschütztem Weltkulturgut.
Buttiglione versteht sich als Kämpfer gegen moralischen Verfall. Das tat er im letzten Jahr auch in Brüssel kund. Damals, als Italiens Ministerpräsident aus seinem Minister für die Beziehungen zur Europäischen Union den neuen EU-Kommissar für Justiz und Gerechtigkeit machen wollte. In einer Rede im Europaparlament, die für grosses Aufsehen sorgte, schimpfte der Italiener gegen Schwule und deren Einfluss auf dem Kontinent, gegen Homo-Ehen und viel zu weitreichende Rechte für gleichgeschlechtliche Paare. Auch für Einwanderer und die Multikulti-Gesellschaft hatte er alles andere als schöne Worte übrig. Die Folge: heftige internationale Proteste; Buttiglione konnte von dem Traum, seine Vorstellungen auf EU-Ebene in die Realität umzusetzen, Abschied nehmen. In ganz Europa gilt er seitdem als überzeugter Gegner der homosexuellen Emanzipation. Nicht, dass er sich nach jenem peinlichen Auftritt in Brüssel mit seiner Meinung hinterm Berg hielte. In keiner Weise. Oft spricht er von einer "europäischen Schwulenmafia³, die verhindert habe, dass er in Brüssel arbeiten darf.
Rocco Buttiglione ist erst seit 2001 aktiver Politiker. Von Beruf ist er eigentlich Philosoph und Jurist und unterrichtet an der Universität in Liechtenstein. Der polyglotte Mann aus Apulien war ein enger Freund des verstorbenen Papstes. Er ist Mitglied des "American Enterprise Instituts³, der US-amerikanischen Kaderschmiede der Neocons. In Italien ist er heute die Ikone des Kampfes gegen die, wie er sie nennt, "Verspanisierung meines Vaterlandes:
"In diesen Bereich fällt auch das Thema der Homosexuellenehe. Ich bin dagegen. Ganz einfach, weil die traditionelle Ehe eine gesellschaftliche Funktion innehat und diese ist es, die Kinder zu zeugen."
Zur Kultur, zu kulturpolitischen Themen oder Problemen äusserte er sich bisher nie. Auch über seine kulturellen Vorlieben ist nichts bekannt. "Der Bock wurde zum Gärtner gemacht³, schrieb die Tageszeitung "la Repubblica" und bezeichnet es als Skandal, dass Berlusconi ein Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode den Kulturminister auswechselte. Auch Amtsvorgänger Giuliano Urbani brillierte nicht gerade als Ressortchef - er plante sogar den Verkauf staatlicher Kulturgüter, was weltweit Proteste auslöste, - aber er lernte mit der Zeit hinzu und nahm viele seiner anfangs unerhörten Entscheidungen wieder zurück. Urbani war auf dem Weg, langsam aber sicher, ein mehr oder weniger akzeptabler Kulturminister zu werden. Ihn davonzujagen und sein Amt zum Gegenstand des Ministerpokers infolge einer Regierungsumbildung zu machen, finden viele Intellektuelle und Künstler absolut inakzeptabel. Dazu der Maler Mimmo Paladino:
"Wie ich es in den letzten Tagen schön öfter sagte: Eines der wichtigsten Ministerien Italiens wird von den einzelnen Regierungen wie der letzte Dreck behandelt. Das Kulturministerium hat sich um 70 Prozent des Weltkulturgutes der UNESCO zu kümmern. Um tausende von Museen, Grabungsstätten, Kirchen, ja, auch die unterstehen dem Minister. Es ist für Oper und Konzert, für Theater aller Art verantwortlich. An die Spitze dieses Ministeriums gehört ein Mann, der weiss, was Sache ist und kein Berufspolitiker, dem das alles total egal ist. Das ist ein gravierendes Problem."
Italiens Kulturministerium bezieht jährlich nur knapp ein Prozent des Budgets der Regierung. Rund 55 Prozent dieses Geldes muss für laufende Kosten ausgegeben werden. Mit dem Rest müssen die Kulturminister die Quadratur des Kreises bewerkstelligen - gehört es doch zu ihren Aufgaben Kultur im weitesten Sinn zu finanzieren. Aber auch die Bereiche Sport und Unterhaltung unterstehen ihnen. Ganz zu schweigen von der Pflege des italienischen Kulturerbes, eines unübersehbar großen Bestands an Museen und Ruinen aus über zwei Jahrtausenden. Anstatt auf den Posten eines so wichtigen Ministeriums einen Fachmann oder eine Fachfrau zu setzen, ist das Amt des Kulturministeriums seit Jahrzehnten eine Art "Schwarzer Peter³, den man jenen Politikern zuschiebt, die mit einem Posten abgefunden werden müssen. Ein "himmelschreiender Skandal", wettert Maria Giulia Crespi, die Präsidentin des FAI, einer Art National Trust all'italiana.
Signora Crespi fordert nun - und mit ihr die Creme della creme italienischer Intellektueller, darunter Umberto Eco, Dario Fo und Claudio Abbado - dass sich die UNESCO der italienischen Kulturgüter annehmen solle, denn Italiens Politiker würden ja ohnehin nur Schaden anrichten.