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Der Cello-Virtuose Salvatore Lanzetti

Salvatore Lanzetti, noch Zeitgenosse von Händel und Vivaldi, aber eine Generation vor Boccherini, gehörte zu den ersten Cello-Virtuosen. Das Violoncello hatte seine endgültige Form erst um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert in der Werkstatt von Stradivari erhalten und löste mit der Zeit die Gambe als Bassinstrument (zunächst) in den italienischen Orchestern ab.

Moderation: Christiane Lehnigk. |
    Lanzetti, Virtuose und Komponist zugleich, hinterließ eine ganze Reihe an kammermusikalischen Werken für Cello, die eine ungewöhnliche Spielfertigkeit bezeugen und sich von ihren technischen Anforderungen her, speziell auch der Bogenführung, schon auf dem Niveau der Venezianischen Violinkonzerte befinden.

    Seine "Sechs Soli nach einem schlichten und eleganten Geschmack” , die hier erstmals von Balázs Máté eingespielt wurden, bilden eine Sonderstellung in Lanzettis Schaffen, stehen hier doch nicht in allererster Linie virtuose technische Spielarten oder Innovatives im Mittelpunkt, sondern, so Máté, eher 'Rokokohafte Leichtigkeit' und Eleganz, galante Musiksprache und maßvoller Klassizismus. Das mag allerdings in der Entstehungszeit um 1760 auf die Zuhörer auch ganz neuartig gewirkt haben.

    Alle Sonaten sind dreisätzig, aber nur drei von ihnen haben die "klassische" Satzfolge von gemäßigt schnellem Kopfsatz, langsamen Mittelsatz und Menuett-artigem Rondeau.

    In den übrigen drei hat sich der Komponist um Abwechslung bemüht, so gibt es eine größer angelegte Ciacona, eine Jagdszene, eine martialische Fanfare oder, wie hier, eine fröhliche Pastorale.

    Neben Balázs Máté hören Sie Dénes Karasszon - Violoncello, Igor Davidovics - Laute und Jeremy Joseph - Orgel.

    Musikbeispiel: Salvatore Lanzetti, aus: Sonata V D-dur - Pastorale.Allegro

    Diese Einspielung mit Balázs Máté ist nicht die erste Aufnahme mit Cello-Werken von Salvatore Lanzetti. Es gibt schon zwei Aufnahmen aus den Jahren 2002 und 2005 mit Gaetano Nasillo und mit Emanuel Balssa. Technisch sind diese Einspielungen allemal besser als die von 'Hungaroton', aber diese CD beeindruckt vor allem durch die frische Herangehensweise von Máté, sein kraftvolles Spiel und ein genaues Gespür für die richtigen Affekte.

    Die CD umfasst gut 75 Minuten Musik, da Máté hier alle "Six Solos" zusammen eingespielt hat, die von ihrer Anlage her abwechselungsreich sind. Um die Aufnahme "noch interessanter zu gestalten", so Máté, wurde das Continuo verschiedenartig besetzt, was zwar einerseits keine Gleichförmigkeit aufkommen lässt, andererseits aber manchmal auch, wie bei der Verwendung der Orgel, vielleicht etwas zu Viel des Guten ist.

    Darüber hinaus haben die Musiker, gemäß Matthesons Vorschlag, zwischen die Sätze der einzelnen Sonaten an vielen Stellen Überleitungen und Vorspiele eingefügt, sowie die so oft vertretenen Fermaten zu kleinen virtuosen Kadenzen genutzt. Hier ähneln diese Sonaten schon der Form des Solo-Concertos.

    Musikbeispiel: Salvatore Lanzetti, aus: Sonata I G-dur - Überleitung u. 2.Siciliana. Amoroso

    Der Cellist und Komponist Salvatore Lanzetti, 1710 in Neapel geboren und 1780 in Turin verstorben, stellt einen Meilenstein auf dem Weg zur Solo-Literatur für Violoncello dar und seine Werke wurden erst in den letzten Jahren sozusagen "wiederentdeckt". Ausgebildet wurde er am Conservatorio di Santa Maria di Loreto in seiner Heimatstadt, war kurze Zeit Mitglied der Hofkapelle in Lucca und wirkte dann seit 1727 im Dienste Vittorio Amedeo Secondo in Turin. In dieser Zeit, war es ihm auch schon möglich, ausgedehnte Konzert-Reisen in Nordeuropa zu unternehmen, gedruckt wurden seine ersten Werke in Amsterdam.

    Ende der 1730er Jahre ging Lanzetti dann nach London , wo er wahrscheinlich bis 1754 sehr erfolgreich wirkte und ganz wesentlich zur Emanzipation des Cellos beigetragen hat.

    Um 1760 kehrte er nach Italien zurück und wurde etwa 50-jährig wieder Mitglied der königlichen Kapelle in Turin und blieb dort wohl bis zu seinem Tode.

    Balász Máté hat mit seiner Einspielung dieser originellen, virtuosen, eleganten und zugleich auch humorvollen Stücke mit dazu beigetragen, das Repertoire an Solo-Werken, die speziell für Violoncello geschrieben wurden, zu erweitern.

    Máté, 1965 in Budapest geboren, studierte zunächst am Béla Bartók Konservatorium und an der Franz Liszt Akademie seiner Heimatstadt "modernes" und widmete sich dann später auch der "Alten Musik". So vervollkommnete er seine Ausbildung in Den Haag und bei Nikolaus Harnoncourt in Salzburg. Er spielte 5 Jahre im nationalen ungarischen Philharmonischen Orchester, und setzte dann seinen Schwerpunkt auf die Musik vor allem des 18.Jahrhunderts.

    Er gründete das Kammerorchester 'Concerto Armonico', das Trio Cristofori sowie das Tomasini-Streichquartett und ist sowohl künstlerischer Leiter des Ensembles ‘Aura Musicale', wie auch Solocellist in vielen der renommiertesten Ensembles der Szene wie Savalls 'Le Concert des Nations', Minkowskis ‘Les Musiciens du Louvre‘ oder Deuters ‘Harmonie Universelle'.

    Seit 2004 ist er zudem Cello-Tutor beim ‘European Union Baroque Orchestra'.

    Hören Sie Balázs Máté zum Abschluss mit dem Allegretto aus Lanzettis 6. e-moll Sonata.

    Musikbeispiel: Salvatore Lanzetti, aus: Sonata VI e-moll - 1.Allegretto

    Die Neue Platte im Deutschlandfunk. Wir stellten Ihnen heute die bei Hungaroton erschienene CD mit Six Solos after an Easy and Elegant Taste von Salvatore Lanzetti vor, gespielt von Balázs Máté. Er wurde begleitet von Dénes Karasszon - Violoncello, Igor Davidovics - Laute und Gitarre sowie Jeremy Joseph - Orgel und Cembalo.

    Titel: Salvatore Lanzetti:
    Six Solos /Sonatas) after an Easy and Elegant Taste
    for cello and basso continuo
    Ausführende: Balász Máté, Violoncello
    Dénes Karasszon, Violoncello
    Igor Davidovics, Theorbe, Laute, Gitarre
    Jeremy Joseph, Cembalo, Orgel
    Label: Hungaroton Classic, LC 01181
    (Vertrieb Klassik Center Kassel, auch über jpc)
    Bestell-Nr.: HCD 32422