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Der Club der Milliardäre

47 Hochschulen in den USA gehören dem Club der Milliardäre an, 30 mehr als noch vor zehn Jahren. Und sie sind unglaublich reich: Wenn man das Vermögen aller addiert, dann haben sie mehr Milliarden, als das Bruttosozialprodukt von Hongkong ausmacht: 160 Milliarden Dollar.

Von Gunnar J. Schultz-Burkel |
    Die meisten hocken allerdings auf ihrem Geld wie Dagobert Duck auf seinem Geldspeicher. Das Motto lautet nämlich , wir müssen für schlechte Zeiten vorsorgen. Geld wird denn in der Regel für Neu-, oder Anbauten ausgegeben, oder für das Anheuern von Spitzenwissenschaftlern, weiß Suzanne Welsh vom Swarthmore College in Pennsylvania:

    " Denn die besten können nur mit dicken Gehältern geködert werden."

    Elf von 15 Nobelpreisträgern wurden in den vergangenen zwei Jahren von Mitgliedern des Milliardärsclubs angestellt. Die Liste der Superreichen liest sich wie das Who is Who der akademischen US-Welt. Harvard - die reichste Uni - hat 22 Milliarden Dollar, Yale noch rund 12 Milliarden, die Uni von Kalifornien hat ein paar Milliarden angehäuft und das kleine aber feine Boston College sitzt immerhin noch auf 1,1 Milliarden.

    Unter den fast 50 Milliardären sind übrigens nicht nur private Unis, sondern inzwischen auch jede Menge staatliche. Darunter die renommierte Uni von Virginia und die Hochschule von North Carolina. Hat das viele Geld denn zumindest dazu geführt, dass die Studiengebühren gesenkt werden? Mitnichten. Die Gebühren des Milliardärsclubs wurden im Laufe von nur zehn Jahren um mehr als 60 Prozent erhöht.

    Im Schnitt kostet ein Studium an einer der reichsten Unis mehr als 29.000 Dollar im Jahr. Die Universität von Richmond im Bundesstaat Virginia hat gerade angekündigt, dass man die Studiengebühren erneut anheben wird und zwar um sage und schreibe 31 Prozent. Das bedeutet, ein Studium kostet dann exakt 34.850 Dollar. Wer denkt, dass das schon ein kräftiger Batzen ist, muss sich mal die Gebühren von Harvard oder Princeton ansehen. Die gehen rauf bis 50.000 Dollar im Jahr. Natürlich erhalten ein paar besonders bedürftige Studenten Stipendien, aber die Mehrheit zahlt die volle Summe.

    Der Rechtswissenschaftler Henry Hansman von der Yale Uni ist der Meinung, dass die Hochschulen endlich aufhören sollten, für die Zukunft zu sparen. Sie sollten das Studium heute billiger machen.

    " Wenn jemand vom Mars kommen würde, müsste der doch denken, das hier ist doch alles ein einziger Hedgefond."

    Studentin Annie Frederick vom Swarthmore College ist wie die meisten ihrer Kommilitonen der Ansicht, dass angesichts dieses Reichtums die Studiengebühren wirklich gesenkt werden könnten und sollten. Denn viele Studenten kommen kaum über die Runden.

    Die Unis müssten nicht mal Angst haben, dass Ihnen das Geld ausgeht. Die Studiengebühren machen nämlich nur einen Teil des Vermögens aus. Einen großen Batzen bekommen die Unis von Ehemaligen, die sich ein lebenslang ihrer Alma mater zugehörig fühlen. Hinzu kommt, dass Hochschulen wie Harvard kräftig investieren und auf zum Teil riesigen Aktienpaketen sitzen.

    Selbst wenn man jährlich ein paar Millionen für erstklassige Lehrer und High-tech Ausrüstungen ausgibt, fällt das kaum ins Gewicht. Aber darum geht es gar nicht mal. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Hochschulen sich buchstäblich in einer Art Dollarrausch befinden. Aus einer Milliarde sollen zwei gemacht werden und aus zwei, drei.
    Wie heißt es doch in Deutschland: Geiz ist geil? Dieser Spruch trifft auf die meisten Mitglieder des Milliardärsclubs voll und ganz zu.