Dienstag, 16. April 2024

Archiv


Der deutsche Sport finanziert bis heute dopingbelastete Trainer

Der Magdeburger Schwimmtrainer Bernd Henneberg hat es so gut wie geschafft. Im September feiert er seinen 65. Geburtstag. Bis heute betreut er als Trainer im Olympiastützpunkt Magdeburg Spitzenathleten. Formal angestellt ist er beim Kultusministerium in Sachsen-Anhalt als Sportlehrer des Sportgymnasiums Magdeburg, somit finanziert vom Steuerzahler.

Von Thomas Purschke | 12.08.2010
    Und das, obwohl Henneberg in der DDR minderjährige Schwimmerinnen, sogar 12- und 13-jährige Mädchen mit Sexualhormonen gedopt habe, wie in mehreren Dopingstrafverfahren vor dem Berliner Landgericht festgehalten wurde. Henneberg musste damals eine Geldauflage zahlen. Zudem wurde Henneberg laut Birthler-Behörde als Stasi-IM, Deckname Willi Kops, geführt, was er vehement bestreitet.
    In Budapest bei den Europameisterschaften gehen Hennebergs Schützlinge Franziska Hentke und Christian Kubusch an den Start. Henneberg selbst gehört in Ungarn nicht zur deutschen Delegation.

    Bernd Henneberg, seit 1971 Trainer, zunächst beim DDR-Sportclub Chemie Halle, ab 1982 beim Sportclub Magdeburg, hatte 1984 unter anderen auch mal Kristin Otto betreut. Sowie mehrere Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen, wie Kathleen Nord oder Dagmar Hase.

    Der stellvertretende Leiter des Olympiastützpunktes Magdeburg, Harald Broschat, erklärte auf Nachfrage zur Dopingvergangenheit von Henneberg, dass Spitzentrainer wie Henneberg es doch schon zwanzig Jahre bewiesen haben, dass sie auch ohne Doping ihre Athleten zu Weltspitzenleistungen führen können.

    Weil Henneberg ein sehr erfolgreicher Trainer in Magdeburg sei, freue man sich, wenn er auch nach seinem 65. Geburtstag noch weiterarbeite.

    Jürgen Fornoff, seit nunmehr zehn Jahren amtierender Generalsekretär des deutschen Schwimmverbandes, sagte dazu dem Deutschlandfunk, dies sei bis heute noch immer ein schwieriges Thema. Der Schwimmverband verhalte sich aber gemäß den DOSB-Richtlinien. Man arbeite mit Personen zusammen, die durch die Kommissionen des deutschen Sports geprüft wurden. Moralische Maßstäbe könne man natürlich dabei auch diskutieren. Dies sei aber eine ganz andere Frage, äußerte Fornoff.

    Für solche Argumente hat Ute Krieger-Krause, einstige Schwimmerin und DDR-Dopingopfer kein Verständnis.

    Sie sagt wörtlich: "Dass ähnlich wie in der DDR auf Effizienz und Erfolge ausgerichtete heutige Sportsystem in Deutschland, hat diese Dopingtrainer nun zwanzig Jahre lang hofiert. Einige ihrer einstigen Schützlinge hingegen, sind schon im invaliditätsbedingten Ruhestand oder auf dem Friedhof. Zurück bleiben wir Opfer und auch viele unbeantwortete Fragen und verschwiegene Details dieser Trainer, die nun bald in den sogenannten wohlverdienten Ruhestand gehen."

    Um die Opfer, geschweige um eine offensive Aufarbeitung hat sich der erfolgsorientierte Deutsche Schwimmverband in der Tat bis heute kaum gekümmert.