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Der durchsuchte Sucher

Google bindet mit jedem neuen Dienst immer mehr informationshungrige Surfer an sich – und damit auch an seine Werbekunden. Bislang geschah das vor allem durch . Jetzt will Google auch beim Internetzugang mitmischen.

Von Achim Killer |
    Einige Branchenbeobachter hielten das, was Google und Sun diese Woche in Mountain View in Kalifornien veranstalteten, für eine bloße, auf Öffentlichkeitswirksamkeit abzielende Show. Sun will beim Download seiner Java-Laufzeitumgebung Googles Browsererweiterung mitliefern, die so genannte Toolbar, und bekommt im Gegenzug vom Suchmaschinenbetreiber dafür Geld und Unterstützung für sein Büroprogramm StarOffice. "Viel Lärm um fast nicht" - so eine typische Headline zu der Ankündigung. Aber das stimmt nicht. Die Toolbar ist alles andere als ein Werbegeschenk Googles an die Surfer. Der CEO Eric Schmidt erklärte denn auch auf der Pressekonferenz in Moutain View, wie viel zusätzliche Toolbar-Nutzer er sich von dem Deal erhofft und – etwas verklausuliert - warum das für sein Unternehmen ein gutes Geschäft ist.

    "Aufgrund dieser Partnerschaft werden zig Millionen Leute mehr die Google-Toolbar herunterladen. Sie bringt dem Anwender einen enormen Nutzen. Sie verfügt über eine komfortable Such- und etliche andere hilfreiche Funktionen. Und deshalb können wir zusätzlich Geld verdienen - durch Werbung und so weiter. Eine großartige Möglichkeit, mehr Umsatz zu machen – für beide Unternehmen. "

    Google weiß, was die Surfer suchen und kann entsprechend Zielgruppen genau Werbung platzieren. Die Toolbar nun liefert Google zusätzliche Informationen. Ihre erweiterten Funktionen, die beispielsweise Auskunft über die Relevanz einer Web-Site geben, die kann nur nutzen, wer einverstanden ist, dass angesurfte Adressen an Google übermittelt werden. Zusätzliche Informationen erhofft sich der Konzern auch vom drahtlosen Gratis-Internet-Zugang, den er in San Francisco flächendeckend anbieten möchte. Für ein solches Projekt hat er sich bei der Stadt beworben. Unternehmenssprecher Nathan Tyler allerdings sagt, man wisse noch nicht, wie man damit Geld verdienen werde:

    "Wir wissen noch nicht, was wir in diesem Netz anbieten werden. Und wir wissen auch noch nicht, wie wir daraus wirtschaftlichen Nutzen ziehen werden. Es ist einfach noch zu früh für Details."

    Für Charles Golvin vom Marktforschungsunternehmen Forrester Research allerdings ist die Sache klar:

    "Die interessante Zusatzinformation, die sie dadurch bekommen, betreffen die Örtlichkeiten, an denen sich die Surfer aufhalten. Wenn sie das Netz betreiben, dann wissen sie mit ziemlich großer Genauigkeit, wo sich die Leute befinden, die surfen. "

    Und dieses Wissen kann Google leicht zu Geld machen:

    "Das eröffnet ihnen eine neue Kundengruppe, weil kleine, im Einzugsbereich des drahtlosen Netzes ortsansässige Unternehmen dann sicherlich ein Interesse daran haben, bei Google Werbung zu schalten. Denn sie wissen, dass diese Werbung Leute erreicht, die innerhalb von nur einer Stunde oder noch schneller ihre Kunden werden können."

    Neue Werkzeuge, die Google entwickelt, liefern meist bessere Informationen für den Surfer, auf jeden Fall aber bessere Informationen über den Surfer. Das gilt auch für den VPN-Client, den Google seit kurzem anbietet. Drahtlos-Surfer können damit ihren Internet-Verkehr verschlüsseln.

    "Ein Anwender, der diesen Client nutzt, leitet seinen gesamten Internet-Verkehr über Google. Und das bedeutet, dass dieses Unternehmen sehr viele Details über diese Anwender herausbekommt, über ihre Interessen und über ihre Aktivitäten. Zusammen mit der Indizierungs-Software von Google, der Desktop-Suche, die dem Unternehmen Einblick in die lokalen Festplatten erlaubt, ergibt das einen enormen Wissens-Pool, der durchforstet werden kann, um Werbung effektiver zu platzieren. "

    Google ist längst kein Unternehmen mehr, das nur die vom Surfer eingetippten Suchbegriffe zu Geld macht. In jüngster Zeit erschließt sich der Konzern beständig neue Informationen über die Computer-Nutzer. Und die lässt er sich von der werbetreibenden Wirtschaft vergolden, wie die glänzenden Jahresabschlüsse ausweisen.