Was meinen Sie: Spielte Michael Brecker den Dire Straits hier ein traumhaft schönes Instrumentalthema oder ist es nur teuer besetztes Fahrstuhlgedudel? Oder hier: schickes Stück Retro-Rockabilly? Oder ein penetrant launiger Radiohit, der einem schon Ende der 80er zu den Ohren rauskaum?
Wenigstens hielt Mark Knopfler "Walk of Life" selber eher für Ausschuss und hatte sich nur von seinem Manager überreden lassen, eine Single daraus zu machen. Nicht die einzige fragwürdige Entscheidung: Auf "Brothers In Arms" sind so ziemlich alle Kanten mit Keyboards gepolstert. Um die CD-Ausgabe aufzuwerten, gab es statt Bonustracks die vorhandenen Songs in verlängerten Versionen, was nicht Mehrwert schuf, sondern Leerlauf. Zudem stand Knopfler ja in dem Glaubenskrieg damals zwischen Vinyl-Bewahrern und Fans des neuen Silberformats auf der ganz verkehrten Seite: Das rein digital aufgenommene "Brothers In Arms" wurde Lieblingsalbum aller Hifi-Freaks mit teuren Boxen. Rockmusik, die nicht Rauschmittel sein, sondern vor allem nicht rauschen wollte - wie uncool. Und doch: Das ruppige ZZ-Top-Riff von "Money For Nothing" war eines von Knopflers besten. Und mit einem selbstironischen Song, in dem ein schlichter Handwerker im Blaumann überbezahlte MTV-Popstars als faule "Schwuchteln" beschimpft, einen massiven Hit auf MTV zu landen, das ist schon beinah subversiv.
Bestechende Storys gibt es reichlich auf "Brothers In Arms": Der elegische Titeltrack spielt im Falklandkrieg. Und auch "The Man's Too Strong" ist eine Kriegsgeschichte von Schuld und Sühne. Mark Knopfler, der die Dire Straits ja ganz und gar ausmachte, war immer schon ein großartiger Erzähler, der mit wenigen Worten eine Szenerie lebendig machen und in wenigen Strophen ganze Biografien schildern kann, in seinen besten Momenten ein Springsteen ohne Heldengedöns. Und er ging von Anfang an stoisch seinen eigenen Weg.
Das Debüt der Dire Straits lag Ende der 70er fast schon dreist neben dem Trend: Gerade hatte Punk alle von Pink Floyd bis Deep Purple zu Dinos gestempelt, da kam inmitten von New Wave, Synthpop und Neonfrisuren diese völlig unprätentiöse, unangestrengt federnde Retromusik eines eigentlich schon zu alten Ex-Englischlehrers und -journalisten mit schütterem Haar. Aber wie der Gitarre spielte! Mark Knopfler spannt seine Solo-Bögen über vier, acht, 16, 32 Takte, immer erzählen die Töne etwas, seine Riffs sind nie breitbeinig, noch die rasantesten Läufe stellen ihre Virtuosität nie aus. Und noch der beiläufigste Tupfer stützt die Spannung. Selbst Knopfler-Hasser müssten dieses aus der Zeit gefallene Debüt gelten lassen.
Auf dem zweiten Album "Communique" haben sie das erste dann leider nur noch mal neu aufgenommen, in etwas schlechter, da war die Frische dahin. Das dritte, "Making Movies", brachte den Durchbruch, mit dem vierten, "Love Over Gold", lehnten sie sich aus dem Fenster.
"Telegraph Road" war ein viertelstündiges Stück Zivilisationsgeschichte, "Privat Investigations" der immerhin halb so lange Monolog eines desillusionierten Privatdetektivs: Progrock mit den Mitteln von Blues und Folk, wieder mit langen Soli ganz ohne Pose. Und gleichmütiger denn je an Charts und Radioformaten vorbeiproduziert. Mark Knopfler wurde durch seine Songs vielfacher Millionär, aber selbst, als er längst Stadien füllte, schien er sich für den großen Erfolg nicht wirklich zu interessieren. Da kann man ihm den gelegentlichen Hang zu Bombast und Gediegenheit vielleicht verzeihen. Oder das Stirnband. Und, hey: Er ist der einzige beurkundete Rockdinosaurier, seit eine Gruppe von Archäologen immer beim Dire-Straits-Hören besonders viele Knochen fand und 2001 eine Urzeitechse nach ihm benannten: den Masiakasaurus Knopfleri. Cooler geht's doch wirklich nicht.
Wenigstens hielt Mark Knopfler "Walk of Life" selber eher für Ausschuss und hatte sich nur von seinem Manager überreden lassen, eine Single daraus zu machen. Nicht die einzige fragwürdige Entscheidung: Auf "Brothers In Arms" sind so ziemlich alle Kanten mit Keyboards gepolstert. Um die CD-Ausgabe aufzuwerten, gab es statt Bonustracks die vorhandenen Songs in verlängerten Versionen, was nicht Mehrwert schuf, sondern Leerlauf. Zudem stand Knopfler ja in dem Glaubenskrieg damals zwischen Vinyl-Bewahrern und Fans des neuen Silberformats auf der ganz verkehrten Seite: Das rein digital aufgenommene "Brothers In Arms" wurde Lieblingsalbum aller Hifi-Freaks mit teuren Boxen. Rockmusik, die nicht Rauschmittel sein, sondern vor allem nicht rauschen wollte - wie uncool. Und doch: Das ruppige ZZ-Top-Riff von "Money For Nothing" war eines von Knopflers besten. Und mit einem selbstironischen Song, in dem ein schlichter Handwerker im Blaumann überbezahlte MTV-Popstars als faule "Schwuchteln" beschimpft, einen massiven Hit auf MTV zu landen, das ist schon beinah subversiv.
Bestechende Storys gibt es reichlich auf "Brothers In Arms": Der elegische Titeltrack spielt im Falklandkrieg. Und auch "The Man's Too Strong" ist eine Kriegsgeschichte von Schuld und Sühne. Mark Knopfler, der die Dire Straits ja ganz und gar ausmachte, war immer schon ein großartiger Erzähler, der mit wenigen Worten eine Szenerie lebendig machen und in wenigen Strophen ganze Biografien schildern kann, in seinen besten Momenten ein Springsteen ohne Heldengedöns. Und er ging von Anfang an stoisch seinen eigenen Weg.
Das Debüt der Dire Straits lag Ende der 70er fast schon dreist neben dem Trend: Gerade hatte Punk alle von Pink Floyd bis Deep Purple zu Dinos gestempelt, da kam inmitten von New Wave, Synthpop und Neonfrisuren diese völlig unprätentiöse, unangestrengt federnde Retromusik eines eigentlich schon zu alten Ex-Englischlehrers und -journalisten mit schütterem Haar. Aber wie der Gitarre spielte! Mark Knopfler spannt seine Solo-Bögen über vier, acht, 16, 32 Takte, immer erzählen die Töne etwas, seine Riffs sind nie breitbeinig, noch die rasantesten Läufe stellen ihre Virtuosität nie aus. Und noch der beiläufigste Tupfer stützt die Spannung. Selbst Knopfler-Hasser müssten dieses aus der Zeit gefallene Debüt gelten lassen.
Auf dem zweiten Album "Communique" haben sie das erste dann leider nur noch mal neu aufgenommen, in etwas schlechter, da war die Frische dahin. Das dritte, "Making Movies", brachte den Durchbruch, mit dem vierten, "Love Over Gold", lehnten sie sich aus dem Fenster.
"Telegraph Road" war ein viertelstündiges Stück Zivilisationsgeschichte, "Privat Investigations" der immerhin halb so lange Monolog eines desillusionierten Privatdetektivs: Progrock mit den Mitteln von Blues und Folk, wieder mit langen Soli ganz ohne Pose. Und gleichmütiger denn je an Charts und Radioformaten vorbeiproduziert. Mark Knopfler wurde durch seine Songs vielfacher Millionär, aber selbst, als er längst Stadien füllte, schien er sich für den großen Erfolg nicht wirklich zu interessieren. Da kann man ihm den gelegentlichen Hang zu Bombast und Gediegenheit vielleicht verzeihen. Oder das Stirnband. Und, hey: Er ist der einzige beurkundete Rockdinosaurier, seit eine Gruppe von Archäologen immer beim Dire-Straits-Hören besonders viele Knochen fand und 2001 eine Urzeitechse nach ihm benannten: den Masiakasaurus Knopfleri. Cooler geht's doch wirklich nicht.