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Der Eisvogel kehrt an die Flüsse zurück

Lange wurde der Eisvogel auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere in der Kategorie "stark gefährdet" geführt. Doch inzwischen haben sich die Bestände erholt, der Eisvogel ist zwar nach wie vor besonders schützenswert, wurde aber in die Vorwarnstufe zurückgestuft.

Von Mechthild Kevenhörster |
    Eisvögel lieben flache, klare Gewässer. Sie ernähren sich von kleinen Fischen wie Moderlieschen, Stichlingen und Jungfischen unterschiedlichster Art. Mit ihren langen, spitzen Schnäbeln stürzen sie sich von ihrem Ansitz, einem hängenden Ast über einem Bach oder einem See, ins Wasser und jagen die Fische bis zu einer Tiefe von etwa einem Meter.

    Der durchdringende Flugschrei des Stoßtauchers ist an deutschen Bächen, Flüssen und Seen wieder häufiger zu hören. Die Eisvogelbestände haben wieder zugenommen, so Wolfgang Wessel, Dezernent für Öffentlichkeitsarbeit beim Forstamt Bonn:

    "Der Bestand der Eisvögel wird zur Zeit etwa auf 5000 bis 7000 Brutpaare geschätzt. Nach dem letzten Bestandseinbruch Mitte der 90er Jahre nach einer langen Frostperiode haben sich die Bestände wieder erholt, das liegt auch daran, dass zum Beispiel die Flüsse sauberer geworden sind und die Nahrungsgrundlage häufiger geworden ist in den Flüssen, auch Naturschutzmaßnahmen haben gegriffen, das heißt, man hat Steilwände an Gewässern angelegt, wo der Eisvogel seine Brutröhren graben kann. Eine wesentliche Maßnahme ist der Schutz der Brutgebiete."

    Der Eisvogel ist ein seltener Brutvogel. Er braucht Steilwände aus sandigem Lehm, in die er mit seinem Schnabel und den Füßen Brutröhren gräbt. Die Begradigung von Flüssen und Bächen und die künstliche Befestigung der Ufer haben zum Verlust von natürlichen Steilufern geführt und damit die Brutmöglichkeiten des Eisvogels stark eingeschränkt. Gezielte Renaturierung von Uferzonen ist eine Möglichkeit, den Vögeln neue Brutflächen zu schaffen, hier gibt es auch erste Erfolge. Doch solche Maßnahmen sind aufwendig, teuer, und sie brauchen Zeit. Wilhelm von Dewitz, Eisvogelkenner vom Naturschutzbund Deutschland. baut seit zehn Jahren künstliche Brutplätze im Erftkreis. Er setzt Tonröhren in eine abgestochene senkrechte Wand ein und formt dahinter einen Brutkessel als Ersatz für die fehlenden Brutplätze in der Natur:

    "An jedem natürlichen Bachlauf könnte alle ein bis zwei Kilometer ein Eisvogelpaar brüten. Um den Eisvogelbeständen weiter zu helfen, müssen unsere Bäche und Flüsse entfesselt werden. Die schrägen Böschungen und Steinbefestigungen sind zu beseitigen, damit Hochwässer wieder Steilwände schaffen können, in die der Eisvogel seine Brutröhre graben kann."

    Lang anhaltende Winter zählen zu den natürlichen Bedingungen, die bei den Eisvögeln zu starken Bestandsschwankungen führen. Wenn Teiche und Bäche über eine längere Frostperiode zufrieren, findet der Eisvogel keine Nahrung mehr. Die Natur hat jedoch den Eisvogel mit einem besonders günstigen Brutverhalten ausgestattet:

    "Der Eisvogelbestand leidet stark in strengen Wintern. 90 Prozent aller Eisvögel können dann eingehen. Er gleicht das aber wieder aus, indem er drei Mal im Jahr brüten kann und mit jeder Brut sechs bis sieben Junge groß zieht."

    Und die wollen gefüttert werden. Eisvögel sind ausgezeichnete Taucher und schnelle Jäger. Einen Eisvogel bei der Fischjagd zu Gesicht zu bekommen, ist eine echte Herausforderung, so Wolfgang Wessel vom Forstamt Bonn:

    "Da gibt es zwei Möglichkeiten, entweder mit viel Glück oder durch langes geduldiges Warten. Ich selber habe die Möglichkeit, in der Nähe eines Brutreviers ab und zu einen Eisvogel zu sehen, aber meistens passiert es tatsächlich, dass man nur einen blauen Blitz sieht und einen schrillen Pfiff hört, und das war er dann."