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Der erste Flüssiggas-Bus im deutschen Nahverkehr

Die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in Wien klopfen sich stolz selbst auf die Schulter und verweisen darauf, dass in der österreichischen Hauptstadt die umweltfreundlichste Busflotte der Welt fährt - mit Flüssiggas. Ein erster Schritt in diese Richtung erfolgte heute auch in Deutschland. In Hamburg fährt jetzt der erste Flüssiggas-Bus im deutschen Nahverkehr.

Von Werner Nording |
    In Hamburg sind die Verantwortlichen eher durch Zufall auf die Flüssiggasbusse in Wien aufmerksam geworden. Kurzerhand haben sich die Hamburger einen Bus aus Österreich ausgeliehen, der jetzt auf allen Linien der Hansestadt und im umland eingesetzt wird. Die Initiative ergriffen hat die VHH PVG-Unternehmensgruppe, das zweitgrößte Verkehrsunternehmen Norddeutschlands, hinter dem die Verkehrsgesellschaft Hamburg-Holstein steht sowie die Pinneberger Verkehrsgesellschaft. Das Unternehmen mit seinen 600 Omnibussen habe großes Interesse an dieser Technologie, sagt der Firmensprecher Dirk Carstensen.

    " Flüssiggas gilt als schadstoffarmer Kraftstoff hat einen sehr geringen Schwefelgehalt, einen hohen Reinheitsgrad und verbrennt praktisch rückstandsfrei, d.h die Rußpartikel fallen fast gar nicht an, das ist, wie wir alle aus den Medien wissen und in Ballungsräumen erfahren können, eine große Problematik, daher möchten wir Flüssiggas ausprobieren, im Vordergrund stehen die Umwelteigenschaften. "

    Versorgt wird der Testbus von einer mobilen Flüssiggastankstelle in Elmshorn. Anders als beim Erdgas ist das Tanken nicht so kompliziert, weil der Druck, unter dem der Kraftstoff steht, nicht so hoch ist. In der Anschaffung kostet ein Flüssiggasbus mit 260 000 Euro zwar 25 000 Euro mehr als ein herkömmlicher Dieselbus, der Literpreis für den Kraftstoff ist aber mit 55 Cent aber fast um die Hälfte billiger als Dieselkraftstoff.

    " Die Reichweiten bezogen auf den Tankinhalt sind etwa identisch, wir werden eine Reichweite von 400 km haben, mit dem Diesel schaffen wir teilweise 450 km, allerdings sind die Verbräuche unterschiedlich, wir haben beim Dieseltank ein Volumen von 250 Litern und beim Flüssiggas sind es 600 Liter, die wir oben auf dem Dach in Tankbehältern mittransportieren. "

    Ein Flüssiggasbus verbraucht etwa 80 bis 100 Liter pro 100 Kilometer, ein Dieselbus hat einen Verbrauch von 40 bis 50 Litern. Carstensen hofft aber, dass die Politik die umweltfreundliche Flüssiggastechnik auch in Deutschland in der nächsten Zeit entdeckt und dann langfristig fördert. Bislang sei Flüssiggas gegenüber Erdgas noch benachteiligt.

    " Da sieht es so aus, dass der Preis für Erdgas bis 2020 von der Mineralölsteuer begünstigt ist, beim Flüssiggas läuft die Begünstigung im Jahr 2009 ab, es gib Initiativen, dass das beim Flüssiggas fortgeführt wird. "


    Das Umweltbundesamt begrüßt die Initiative des Hamburger Busunternehmens, die Flüssiggastechnik für seine Busflotte zu nutzen. Für die Umweltverbände war dieser Schritt längst überfällig, sagt der Geschäftsführer des BUND Hamburg, Manfred Braasch.

    " Der BUND findet die Übernahme dieser Technik, also Flüssiggas im Nahverkehr einzusetzen, sehr gut, es ist deutlich mit Umweltvorteilen verbunden, weniger Abgase keine Rußpartikel, wir haben uns immer schon gewundert dass Deutschland und Hamburg so spät damit anfangen, in Wien fahren schon 500 Busse mit dieser Technik, in Italien gibt es eine Million PKW mit dieser Technik, hier hätte man früher einsteigen müssen, aber lieber machen als ganz zu spät. "

    Weil die Busunternehmen mit immer schärferen Abgas-Grenzwerten konfrontiert werden, ist die Flüssiggastechnik ein Vorteil, um auch im europäischen Wettbewerb bestehen zu können, sagt Carstensen. Etwa wenn 2008 die Euronorm 5 komme.

    " Wir haben einen Vorteil im Wettbewerb, wenn Ausschreibungen stattfinden, dürften wir aus Umweltgesichtspunkten gut dastehen und von den Kosten her vielleicht auch. "