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Der erste Klima-Supermarkt

In Mühlheim an der Ruhr hat Tengelmann einen Klima-Supermarkt eröffnet, der möglichst energiesparend betrieben wird: Mit einem speziellen Kühl- und Beleuchtungssystem wird Strom eingespart, Geothermieanlagen sorgen für erneuerbare Energie. Die Hälfte des bisherigen Strombedarfs kann der Supermarkt nun einsparen.

Von Britta Demmer |
    Dahinter verbirgt sich eine Filiale, bei der alles getan wurde, um zum einen den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten und zum anderen auch bei der Energieerzeugung darauf zu achten, dass der CO2-Ausstoß sich in minimalen Grenzen hält - durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Britta Demmer hat sich dieses Vorzeigeprojekt angeschaut.

    Von außen wirkt der umgebaute Supermarkt wie ein hoch modernes Bürogebäude - alles spiegelt, die Fassaden des einstöckigen Flachbaus sind komplett mit dunklen Solarmodulen verkleidet. Der großzügige Eingangsbereich ist verglast und bietet einen weiten Blick ins Innere. Auch im Verkaufsraum hat sich seit dem Umbau vieles verändert, erklärt Kundin Renate Schrader. Sie besucht die Tengelmannfiliale bereits seit vielen Jahren:

    "Geräumiger ist es geworden und übersichtlicher. Man muss sich zwar jetzt erst dran gewöhnen, weil vorher wusste man: Hier steht dies, da steht das - aber ich find es schön so."

    Zweimal in der Woche kauft die Kundin hier ein - hauptsächlich Milch, Käse und Wurst. Diese Produkte würden jetzt ganz anders präsentiert, erklärt sie. Das kann Filialleiterin Christa Großebeck nur bestätigen, denn der Kühlung habe man bei den Umbauarbeiten besondere Beachtung geschenkt.

    "Wir haben vor jede Truhe eine Schiebetüre angebracht, die also 35 Prozent der Energie einspart, die sonst normalerweise in den Raum abgegeben wird. Ich finde das eine gewaltige Menge."

    Aber auch bei der Beleuchtung, spare man viel Strom, erklärt Christa Großebeck. Im Dach eingelassene Spezialgläser lassen jetzt Tageslicht ins Innere. Abhängig von der natürlichen Helligkeit regelt eine neu entwickelte Lichtsteuerung die künstliche Beleuchtung. Außerdem werden nur energiesparende Strahler eingesetzt. Die Filiale kann ihrer nächsten Stromrechnung also entspannt entgegensehen. Auch weil Solarmodule an der Fassade und eine Kollektorfolie auf dem Dach zusätzlich 45.000 Kilowattstunden grünen Strom pro Jahr produzieren. Diese Energie werde ins Netz eingespeist und dem Unternehmen gutgeschrieben, erklärt Werner Kalter, Geschäftsführer der Tengelmann Energie GmbH:

    "Der Supermarkt im vorherigen Zustand hat ungefähr 400.000 Kilowattstunden gebraucht, jetzt brauchen wir nur noch 200.000. Das wäre vergleichbar - jetzt in dem neuen Zustand - mit etwa 70 Hauhalten, wenn ein Haushalt dreitausend Kilowattstunden braucht."

    Der komplette Strombedarf werde zu hundert Prozent aus Ökostrom gedeckt, wie bei allen Tengelmannfilialen, ergänzt Kalter. Am meisten Energie im Klimasupermarkt wird jedoch durch die neue Beheizungstechnologie eingespart.

    "Kernstück der Energiesparmaßnahme ist die Wärmenutzung aus der Kälte. Wir nutzen die Abwärme aus der Kälteanlage zur Beheizung des Marktes. Das reicht nicht ganz aus. Und aus dem Grunde haben wir draußen noch sechs Geothermiebohrungen mit je 130 Meter Tiefe gebohrt, um die restlichen 25 Prozent für die Wärmenutzung zu gewinnen."

    Beide Maßnahmen zusammen machen den bisherigen Heizkessel überflüssig und den Klimamarkt unabhängig von Gas oder Öl.

    Regenwassernutzung, Wärmedämmung und die Belieferung mit klimafreundlichen LKW sind weitere Innovationen, die das Projekt zu einem Leuchtturm für den Klimaschutz im Einzelhandel machen. Allerdings waren die Investitionen nicht billig: Der Umbau hat einige Millionen Euro gekostet. Ein Aufwand, den man zunächst nicht für alle 700 Supermärkte der Tengelmanngruppe betreiben kann, erklärt Sieglinde Schuchard, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit.

    "Wir werden jetzt an diesem Markt erst mal probieren, was geht. Und das, was sich auch als wirtschaftlich herausstellt, werden wir natürlich auch sofort in unsere Umbau- und Neubauplanungen einfließen lassen. Und bei den etwas größeren Maßnahmen, wie zum Beispiel der Geothermieanlage, müssen wir erstmal schauen: Geht das - geht das nicht? Es lässt sich auch nicht alles an jedem Standort realisieren."

    Sicher ist aber schon jetzt: Das neue Lichtkonzept und die Kühlungstechnologie werden standardmäßig bei allen Neu- und Umbauten eingeplant, und die Unternehmensgruppe arbeitet mit Hochdruck daran, bis zum Jahr 2020 - entsprechend dem Kyoto-Protokoll - rund 20 Prozent ihres heutigen CO2-Ausstoßes zu reduzieren.