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Der erste Kontakt

Im Hamburger Museum der Arbeit findet in dieser Woche eine Jobmesse der besonderen Art statt: "Job-Kontakt" wendet sich speziell an Migranten und will sie mit Unternehmen zusammenbringen, die auf der Suche nach Fachkräften sind.

Von Werner Nording |
    Im Museum der Arbeit in Hamburg herrscht großer Andrang. Sha Rara ist 31 und kommt aus Ägypten. Er lebt seit vier Jahren in Deutschland, hat eine Ausbildung als Elektriker gemacht und möchte jetzt zum Außenhandelskaufmann umschulen. Hamburg hat einen Ausländeranteil von 25 Prozent. Da lag eine Jobmesse, die sich speziell an Migranten wendet, nahe.

    Für Jobinteressierte ist der Eintritt kostenlos, weshalb die Veranstalter allein heute mit rund 4000 Besuchern rechnen. Regina Beuck ist Geschäftsführerin bei Weiterbildung Hamburg und Mitveranstalterin der Jobmesse.

    " Mit dieser ersten Jobmesse verfolgen wir das Ziel, Fachkräfte mit Unternehmen zusammenzubringen, die auf der Suche nach Fachkräften sind. "

    Und davon gibt es eine ganze Menge. Nach anfänglichem Zögern haben sich 40 Unternehmen angemeldet, die jeweils eine Standmiete von 350 Euro bezahlen müssen. Die Teilnehmerliste liest sich wie das Who is Who der Hamburger Wirtschaft. Die Hafenbetriebe sind vertreten, die Norddeutsche Affinerie, die Hochbahn und selbst Feuerwehr und Polizei haben einen Infostand aufgebaut. Der Flugzeugbauer Airbus ist mit dem Personalreferenten Nikolaus Ullalugo vertreten. Der 32-Jährige ist in Deutschland aufgewachsen, sein Vater kommt aus Nigeria:

    " Für den Bereich Ausbildung suchen wir Abiturienten mit Interesse für Naturwissenschaften. Wir suchen auch Ingenieure, auch gerne mit mehrsprachigem Hintergrund. "

    Auf der Messe geht es Airbus um die erste Kontaktaufnahme. Nikolaus Ullalugo will Interessenten ansprechen und für einen Job bei dem Flugzeugbauer gewinnen:

    " Uns geht es hier um den ersten Kontakt, um zu klären, ist es sinnvoll sich zu bewerben oder nicht. "

    Auch kleine Unternehmen suchen Mitarbeiter, wie die Konditorei Andersen, die in sechs Hamburger Filialen 60 Mitarbeiter beschäftigt. Juniorchef Lars Andersen erklärt, warum er dabei ist:

    " Aus dem einfachen Grund, weil es heute total schwierig ist, geeignetes Servierpersonal zu finden. Gerade im Dienstleistungsbereich ist es fast unmöglich, geeignete Mitarbeiter zu finden. "

    Die Messe wird von der Bundesregierung unterstützt. Ab 2015 ist in Deutschland ein demographischer Knick auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten. Deshalb ist es schon heute nötig, auf die Migranten zurückzugreifen, sagt Dagmar Beer Kern, die bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration zuständig ist für den Bereich Bildung und Ausbildung:

    " Angesichts der demographischen Entwicklung sollten wir auf Menschen zurückgreifen, die in Deutschland schon sind. Das sind Menschen, die hoch qualifiziert sind, die Wirtschaft wird demnächst dringend auf sie angewiesen sein, weil wir zu wenig Menschen haben, die nachwachsen. "

    Die Unternehmensberaterin Martina Plag weist darauf hin, dass die Einstellung von Migranten den Unternehmen auch helfen kann, bessere Geschäfte zu machen.

    " Wenn Sie ein Auto oder eine Bankdienstleistung verkaufen wollen und Sie sprechen nur Deutsche an, haben sie die Hälfte der Kunden schon verloren. Die Deutsche Bank in Berlin stellt Chinesen ein, weil an der TU Berlin viele Chinesen studieren und man da Geschäftsbeziehungen aufbauen will. "

    Regina Beuck, die Mitveranstalterin der Messe, geht davon aus, dass während der Veranstaltung einige hundert Migranten eingestellt werden.

    " Wenn jeder vierte Besucher einen guten Bewerberkontakt schafft und wenn davon die Hälfte einen Arbeitsplatz annehmen kann, dann sind, wir sehr zufrieden. "