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Der erste Tag im neuen Job

Mal ehrlich: Der erste Arbeitstag im neuen Job – dem sehen wir doch alle mit einer gewissen Portion an Spannung und Ungewissheit entgegen. Wie werden sie wohl verlaufen, die ersten Begegnungen mit den neuen Kollegen? Stimmt die Chemie und wie komme ich wohl mit dem Chef klar? Die Startbedingungen sagen viel, wie die weitere Zusammenarbeit verläuft.

Von Thomas Wagner | 05.01.2009
    "Ich kam dann in mein Büro, und das war echt Klasse: Es war der Rechner da, es war das Telefon da, es waren die Visitenkarten da. Das hat schon Spaß gemacht: Man hat gemerkt: Man ist willkommen. Die haben sich auf einen vorbereitet. Login hat auch gleich funktioniert, der Mitarbeiterausweis war da. Also das war super!"

    "Was geschah, als ich mit meinen neuen Arbeitskollegen zusammenkam, war, dass mir gesagt wurde: Wir siezen uns nicht mehr, sondern dass man sich im Arbeitsalltag eben duzt. Das erste war, dass sich mein Chef mit Vornamen vorgestellt hat. Ich habe das als sehr angenehm empfunden. Solche Förmlichkeiten sind im Arbeitsalltag oft hinderlich. Und das ist eben sehr angenehmen gewesen, dass das in der Abteilung so ist."
    Markus Kast arbeitet im Marketing des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen, Dr. Lasse Langner ist Chemiker am Bosch-Standort Schwieberdingen bei Stuttgart. Und beiden ist eines gemeinsam: Sie haben ihren Job erst vor kurzem angetreten. Gerade Großunternehmen wie Bosch und ZF legen viel Wert darauf, dass die Einarbeitungszeit vom ersten Tag an durchgeplant ist. Lasse Langner:

    "Was von der Abteilungsseite her so geregelt war, war, dass für die Einarbeitungszeit ein Pate zur Seite gestellt wird, der quasi die ganze Zeit für mich ansprechbar war - am Anfang für so dumme Fragen wie: Wo gibt's denn hier Bleistifte? Bis dann später in der weiteren Einarbeitung für die Fachfragen. Dann war auch einmal in der Woche ein Patengespräch vorgesehen, wo wir dann die Woche zusammengefasst haben und meine Fragen und seine Anregungen halt geklärt haben."

    Der "Pate" ist ein mögliches Instrument, das das Unternehmen den Neulingen während der ersten Wochen zur Seite stellt. Daneben hält der Einarbeitungsplan aber noch mehr bereit. Mathias Lenz, als Abteilungsleiter bei ZF für Neueinstellungen im Marketing zuständig:

    "Das geht von entsprechenden Intranet-Anwendungen, wo sich Mitarbeiter informieren können im Intranet über den optimalen Start in das Unternehmen, wo Fragen beantwortet werden...Es werden Seminare angeboten für Mitarbeiter, zum Beispiel für Ingenieure, die zu ZF kommen und dann auch unterschiedliche Themengebiete dort kennen lernen sollen. Das ganze geht dann bis hin zu individuellen Einarbeitungsprogrammen, natürlich in komplexen Strukturen, die natürlich gerade im Bereich der Führungskräfte völlig unerlässlich sind."

    Solche Einarbeitungspläne gibt es vor allem bei Großunternehmen. Je kleiner ein Betrieb ist, desto spontaner und improvisierter starten neue Mitarbeiter in den Arbeitsalltag.

    "Sehr aufgeregt war ich an meinem ersten Arbeitstag: Einfach die Angst, ob man alles richtig macht, ob man den Chef zufrieden stellt - ich habe Industriekauffrau gelernt und bin jetzt Buchhalterin."

    "Das war eigentlich ganz nett. Ich bin empfangen worden: Der Chef war nicht da. Und der erste Tag war einfach Einführung. War ganz nett, ja. - Wie lange hat es gedauert, bis die Einführungsphase vorbei war? - Eine Woche, recht schnell eigentlich. Ich bin Immobilienmaklerin."

    "Am Aufregendsten war, dass ich gleich an meinem ersten Arbeitstag für eine deutsche Firma in England angefangen habe zu arbeiten: Anderes Land, andere Sitten, andere Sprache - sehr interessant. - Zuerst mal die Sprache - man kommt da halt mit Schulenglisch hin. Und in England kommt man da mit sehr vielen Dialekten hin, die man verstehen muss. Das war so das Schwierigste, die Sprache. Und sich alleine in einem fremden Land zu recht finden, eine Wohnung zu finden und zu mieten - das muss man ja auch alles machen. Und das bringt einfach viel Arbeit und viele neue Sachen, die da auf einen einprasseln. - Aber im Nachhinein betrachtet ist es vielleicht ganz gut, wenn man ohne große Einarbeitungszeit ins kalte Wasser geschmissen wird? - Ich find' das sehr gut. Weil das fördert die Selbständigkeit."

    Dass ein Mitarbeiter am ersten Arbeitstag derart gefordert wird, dazu auch noch im Ausland, wäre in einem Großkonzern undenkbar. Allerdings: Auch dort erwarten die Vorgesetzten von der ersten Minute an vor allem eines: Engagement und Selbständigkeit, so Mathis Lenz von ZF:

    "Also natürlich muss der Mitarbeiter ein großes Maß an Interesse mitbringen, sich aktiv in die Abteilung, in die Tätigkeit einzuarbeiten, engagiert zu arbeiten, die Kollegen zu fordern, zu fragen und nicht nur einfach still und stumm in der Gegend herum zu sitzen. Also ich denke, das ist natürlich eine wichtige Voraussetzung. Ich glaube, was auf jeden Fall für mich auch nochmals wichtig ist: Dass jemand egal, ob er jetzt mit Studium kommt oder entsprechenden hochwertigen Qualifikationen - er muss mit anpacken können. Also ich mag's zum Beispiel nicht, wenn hier Allüren gepflegt werden: Ich hab' studiert, und deswegen mach' ich bestimmte Tätigkeiten nicht. Ich denke, solche Leute sind hier definitiv fehl am Platz."

    Hinzu kommt, dass die Unternehmen längst davon abgekommen sind, neue Mitarbeiter nur zu bestimmten Terminen, also beispielsweise zum Quartalsauftakt, einzustellen. Chrstina Frey, Personalmanagerin bei Bosch:

    "Also generell stellen wir nach Bedarf ein. Das heißt: Übers Jahr hinweg fangen ständig neue Mitarbeiter bei uns an. Es ist so, dass es meistens der 1. ist. Manchmal ist es aber auch so flexibel zu handhaben, dass es zum Beispiel in der Mitte des Monats stattfindet. Wenn man da jetzt warten würde, so ein Vierteljahr, bis man alle gemeinsam einstellen könnte, dann würden der Abteilung gleich so eins, zwei drei Mitarbeiter für diese Monate schon fehlen, was man dann auf andere Köpfe verteilen müsste beziehungsweise manche Tätigkeiten einfach nicht erledigen könnte."

    Der erste Arbeitstag im neuen Unternehmen - da kommt es manchmal auch auf Details an - und das kennt der Unternehmens-Neuling häufig erst zu spät. Lasse Langner, Chemiker beim Bosch, würde eine Klitzekleinigkeit anders machen als vor kurzem, als er das erste Mal durchs Werkstor lief. Nämlich...

    "..mir etwas anderes anziehen. Ich hatte nur einen Pullover angezogen am ersten Tag. Und jetzt ist es so: Das Bild, das ich auf dem Werksausweis habe, werde ich wohl lange behalten. Dann wäre ich doch ganz schicker angezogen gewesen."