Banknoten und Münzen werden erst ab 2002 ausgegeben, aber auch wenn bis dahin in den Geldbörsen und Brieftaschen noch die nationalen Währungen stecken, so hat die Währungsunion längst begonnen. Für die Wirtschaft, wie für die Bürger.
Wer in diesen Tagen nach Amerika oder England reisen möchte, stößt schnell auf eine unangenehme Tatsache: Für Bürger eines Landes, das zur Europäischen Währungsunion gehört, ist ein Aufenthalt in Amerika oder England eine ziemlich teure Angelegenheit. Denn seit dem Beginn der Währungsunion am 1. Januar 1999 hat der EURO gegenüber Dollar, Pfund aber auch gegenüber anderen Währungen wie dem Yen spürbar an Wert verloren. Das steht in einem beträchtlichen Widerspruch zu den Aussagen vor dem Start der Wahrungsunion. Der Euro so hieß es, sei hart wie die D- Mark.
Die Geburtsstunde des EURO war 31.Dezember 1998. An diesem Tag legten die Finanzminister unter dem Vorsitz des Österreichers Rudolf Edlinger auf einer Sondersitzung in Brüssel die Umrechnungskurse der nationalen Währungen zum EURO unwiderruflich fest.
"Die gemeinsame europäische Währung ist damit Wirklichkeit geworden. Wir haben heute ein neues Kapitel in der Geschichte Europas aufgeschlagen. Ich danke Ihnen allen, und schließe damit die Sitzung des ECOFIN-Rates."
Der Beifall der Finanzminister ist Geschichte. Die Verordnung trat wenige Stunden später, kurz nach Mitternacht, am 1. Januar 1999 in Kraft. Seitdem gibt es die Währungs-Union. Beteiligt sind elf Länder, die die sogenannte EURO-Gruppe bilden. Von den 15 EU- Ländern sind nur Schweden, Dänemark, Großbritannien und Griechenland nicht dabei. Im Falle Griechenland muss man sagen: noch nicht, denn mittlerweile erfüllt dieses Land die Beitrittsbedingungen und wird schon bald als zwölftes Land der Währungsunion angehören.
Die Dänen werden in einer Volksabstimmung entscheiden, ob sie den EURO wollen, Die britische Regierung zaudert noch, ebenso wie die Schweden.
Großbritannien, das im Vertrag von Maastricht offen gelassen hatte, ob es überhaupt Mitglied der Währungsunion werden will, durchlebt derzeit schwierige Zeiten. Denn das britische Pfund ist sehr stark. Es hat genau wie der Dollar an Wert gegenüber dem Euro gewonnen. Und die Briten bekommen diese Wechselkursveränderungen noch stärker als die Amerikaner zu spüren, weil sie mit den Partnern in der EU wirtschaftlich sehr eng verbunden sind. In dem steigenden Pfundkurs gegenüber dem EURO spiegelt sich wahrscheinlich der unterschiedliche Verlauf der Konjunktur in den 15 EU-Ländern wieder.
Zugleich wird mit dem Anstieg des Pfundkurses eines deutlich: Ein Land, das nicht zur Währungsunion gehört, kann sich auch nicht über stabile Wechselkurse freuen. Oder anders ausgedrückt: wenn es die Währungsunion nicht gäbe, würden wahrscheinlich alle EU- Länder Wechselkursbewegungen erleben. Der EURO verhindert dies.
Die Wechselkursrisiken treten jetzt an den Außengrenzen der Währungsunion auf - eben gegenüber allen, die nicht dazu gehören. Das wird wahrscheinlich immer so sein, die Frage ist nur, was in den Wechselkursveränderungen sichtbar wird, und wie sie sich auswirken. Der vor kurzem veröffentlichte Jahresbericht der Europäischen Zentralbank stellt fest:
"Der Wechselkurs des EURO schwächte sich 1999 gegenüber den Währungen der meisten Handelspartner des Euro-Gebietes ab, insbesondere gegenüber den wichtigsten Währungen wie dem US- Dollar, dem japanischen Yen und dem Pfund Sterling. der nominale effektive Wechselkurs des EURO, gemessen an den Währungen der wichtigsten Handelspartner des Euro-Gebietes, ging zwischen dem ersten und dem vierten Quartal 1999 um rund acht Prozent zurück."
So manche Skeptiker sehen sich bestätigt. Ist die gemeinsame Währung nicht doch zu früh gekommen? War es richtig, Länder in die Währungsunion aufzunehmen, obwohl sie die Kriterien für den Beitritt zur gemeinsamen Währung gar nicht erfüllt hatten. Wie Belgien und Italien, deren Verschuldung beim Eintritt in die Währungsunion viel zu hoch war und es bis auf den heutigen Tag noch ist? Ingo Friedrich, CSU, in der Debatte des Europaparlaments am 27 April 1998, über die Beitrittskandidaten zur Währungsunion:
"Europa braucht Vertrauen, Europa braucht Klarheit in den ganz sensiblen Fragen der Geldpolitik. Wir wissen, dass die ganze Welt auf das Handels Europas gerade in diesen Fragen jetzt in diesen Tagen schaut. Strikte Vertragstreue ist die beste Visitenkarte für den neuen EURO. Der EURO hat es verdient, nicht nur einen guten, ja einen ausgezeichneten Start zu haben, sondern er hat es verdient, dauerhaft als globaler Stabilitätsanker allen Menschen, primär den Europäern, zu dienen."
Die Einführung des EURO gehört ganz zweifellos zu den großen Ereignissen in der Geschichte der europäischen Integration. "Die Einführung des Euro am 1. Januar 1999, so stellt die Europäische Zentralbank fest, "war ein Ereignis von großer Tragweite, dessen Konsequenzen nicht auf das Euro-Währungsgebiet beschränkt bleiben wird."
Nach dem US- Dollar wird der EURO international am zweithäufigsten verwendet, was sich einerseits aus der bisherigen Bedeutung der nationalen Währungen ergibt, die der EURO abgelöst hat, und andererseits aus dem Stellenwert, der dem EURO-Raum in der Weltwirtschaft zukommt. Die Entwicklung des EURO als internationale Währung wird sich primär an den Märkten entscheiden.
Als sich 1871 17 deutsche Staaten zum Deutschen Reich zusammenschlossen, war eine gemeinsame Währung eine Sache, die die Deutschen mit großer Mehrheit wollten. Ein Staat, eine Währung, das leuchtete ein. Der Jubel über den EURO hält sich immer noch in Grenzen. In Umfragen zeigt sich, dass nur eine knappe Mehrheit der Bundesbürger klar für den EURO ist. Die gemeinsame Währung wird im Grunde bis auf den heutigen Tag in Europa als nicht so zwingend empfunden, wie die Mark damals als gemeinsame Währung im deutschen Reich. Mit dieser Skepsis muss der EURO leben und die Politik muss handeln, damit die Bürger dem EURO vertrauen. Die SPD-Europa-Abgeordete Christa Randzio Plath im April 1998:
"Wir können als europäisches Parlament der europäischen Öffentlichkeit mit großem Optimismus und auch mit einem großen Maß an Urteilssicherheit sagen, dass diese europäische Währungsunion eine europäische Stabilitätsgemeinschaft wird, weil die historisch niedrigen Inflationsraten keine Eintagsfliege sind, sondern sich über die Jahre nachweislich aufgebaut haben."
Die Geldwertungsrate ist immer noch in Ordnung. Sie ist zwar, nicht zuletzt durch den Ölpreis angetrieben, etwas in die Höhe gegangen, aber sie bewegt sich für die meisten Länder noch in einer akzeptablen Bandbreite.
Dennoch hat die Europäische Zentralbank innerhalb weniger Monate die Geldbeschaffung für die Kreditwirtschaft verteuert. Sie hat dies getan, um ihren Handlungswillen zu demonstrieren und klar zu machen, dass sie an dem Ziel der Preisstabilität festhält.
Friedrich Merz, der neue Fraktionsvorsitzende der CDU / CSU Bundestagsfraktion vergleicht den Wechselkurs einer Währung mit dem Kurs einer Aktie. Danach erscheint der EURO in den Augen der Anleger an Wert verloren zu haben. Warum? Liegt es an der wieder anziehenden Inflationsrate?
"Der Kurs des EURO ist von daher kein Grund zur Beunruhigung, denn es kommt auf die innere Geldwertstabilität an, die gegeben ist. Der Außenwert des EURO ist von vielen anderen Faktoren abhängig, und diese sind auch psychologischer und politischer Natur, von daher dürfen keine Bürger und Bürgerinnen sich Sorgen machen, wenn die USA-Reise in diesem Jahr 2000 ein bisschen teurer ist als sonst."
Christa Randzio-Plath, die Vorsitzende des Wirtschafts- und Währungsausschusses sieht also wenig Anlass zur Sorge. Wer ins Ausland reist, zumal nach England oder Amerika, der wird das wahrscheinlich anders sehen: Für ein britisches Pfund musste Ende 1998 rund 2,80 DM bezahlt werden, jetzt sind es fast 50 Pfennig mehr. Das Pfund erreichte damit - in Mark umgerechnet - sein höchstes Niveau seit Ende der achtziger Jahre. 1.Sprecher: Auch Waren, die außerhalb der Eurozone gekauft werden, haben sich verteuert. Nach dem jüngsten Monatsbericht der Bundesbank lagen sie gut neun Prozent höher als im Jahr zuvor. Als Grund nennt die Bundesbank neben den stark gestiegenen Ölpreisen die Schwäche des EURO. Nach Berechnungen des statistischen Bundesamtes haben sich die eingeführten Waren so stark verteuert wie seit Oktober 1981 nicht mehr.
Die Politiker nehmen diese Entwicklung beim Euro ziemlich sprach- und kommentarlos hin, wie Bundesfinanzminister Hans Eichel:
"Die Wachstumserwartungen für die Euro-Zone sind ja ausgesprochen positiv und das sollte bitte zur Kenntnis genommen werden, außerdem haben wir eine gute Leistungsbilanz, das sind gute Fundamentaldaten, mehr ist dazu nicht zu sagen."
"Die Wechselkursentwicklung des EURO," so stellte Bundesbankpräsident Ernst Welteke Anfang April fest, "ist mehr als ein Schönheitsfehler in der Erfolgsgeschichte der Währungsunion. Seine Schwäche erfüllt uns immer noch mit Sorge."
Warum ist der EURO so schwach? Ursachenforschung.
Der Wechselkurs einer Währung ist heute nicht mehr das Spiegelbild des Außenhandels. Denn wäre das noch so, dann müsste der EURO gegenüber dem Dollar nicht sinken, sondern steigen. Die 15 Mitgliedsländer der EU haben im vergangenen Jahr im Handel mit Amerika einen Überschuss von umgerechnet 46 Milliarden Mark erzielt. Allein die Bundesrepublik verzeichnete einen Überschuss gegenüber den USA von 30 Milliarden Mark. Die Euro-Schwäche liegt also nicht am Handel.
Auch beim Vergleich der Verbraucherpreise schneidet die Gemeinschaft nicht schlecht ab. Christa Randzio-Plath, SPD, die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Europäischen Parlaments:
"Die Entwicklung des EURO ist durchaus zufriedenstellend, denn wir haben in der europäischen Union und insbesondere in der EURO-11 Zone eine durchschnittliche Inflationsrate von zwei Prozent, das heißt wesentlich niedriger als in den USA."
In den USA liegt die Inflationsrate jetzt bei 3,7 %, ist also deutlich höher als in der Europäischen Union. Nach der Theorie gleichen sich unterschiedliche Preisentwicklungen zwischen den Währungsgebieten über die Wechselkurse aus.
Aber diese Theorie stimmt im Vergleich EU und USA nicht. Gemessen an der Entwicklung der Verbraucherpreise müsste der Dollar sinken und nicht der EURO.
"Das erste Kriterium das für uns und für den Bürger der europäischen Länder wichtig ist, das ist die innere Stabilität des EURO, also die Preisstabilität, die ist zufriedenstellend. Der EURO hatte im vergangenen Jahr eine Inflationsrate von unter zwei Prozent, das bedeutet Preisstabilität."
Stellt der Europaabgeordnete Karl von Wogau, CDU fest. Er erinnert daran, dass die erreichte Preisstabilität in der Europäischen Union sogar besser, als die Inflationsrate in früheren Jahren in der Bundesrepublik.
"Man muss dabei auch berücksichtigen, dass die DM in der Vergangenheit Preissteigerungen bis zu 4 oder 6% hatte, das heißt also hier ist der EURO auch im Verhältnis zu der früheren DM eine stabile Währung."
Aber eine Entwicklung ist auch nicht zu übersehen: Die Verbraucherpreise sind im EU- Durchschnitt um 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, aber dahinter verbergen sich beträchtliche Unterschiede: So sind die Preise in Irland, das zur Eurozone gehört, um fünf Prozent gestiegen, in Großbritannien, das beim Euro bekanntlich nicht mitmacht, aber nur um 0,7.
Bei der Suche nach den Ursachen der EURO- Schwäche, fallen im Vergleich zwischen der EU und Amerika vor allem zwei Bereiche auf: Wirtschaftswachstum und Zinsen in den USA höher als in Europa. Und dies dürfte auch die wichtigsten Erklärungen für das Absacken des Eurokurses gegenüber dem Dollar sein. Denn in den ganzen neunziger Jahren lief die Konjunktur in Amerika besser als in Europa. Während die EU Länder es im vergangenen Jahr auf ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 2,3 % brachten, dürfte es in den USA bei 4,1% liegen.
"Hinzu kommt die Tatsache, dass unsere Zinsen niedriger sind als die Zinsen der Vereinigten Staaten, dass wir uns also hier einen Zinsabstand genehmigen, der vielleicht anbetracht der Tatsache, dass die Europäische Zentralbank neu ist, vielleicht noch etwas groß ist, insgesamt bin ich aber der Überzeugung, dass in absehbarer Zeit auch der Wechselkurs des EURO gegenüber dem Dollar wieder steigen wird, denn die Fundamentaldaten stimmen."
Dieser Optimismus erklärt sich mit den besseren Konjunkturaussichten in der Gemeinschaft. Nach der jüngsten Prognose der Brüsseler Kommission dürfte die europäische Wirtschaft in diesem Jahr um 3,4 % wachsen und sich damit dem Wachstum in den USA annähern.
Dies ist auch die Einschätzung von Christa Randzio Plath, der Vorsitzenden des Wirtschaftassausschusses im Europäischen Parlament:
"Was in Schwung kommen muss, ist die europäische Wirtschaft, und Europa muss mit einer Stimme endlich sprechen, dann wird sich auch etwas an dem Verhältnis des EURO zu den anderen Weltwährungen etwas ändern."
Sollten die Erklärungen der Euroschwäche stimmen, dass es vor allem die bislang schwache Konjunktur in der EU sowie die Zinsunterschiede zu den Vereinigten Staaten sind, so müsste es ja noch in diesem Jahr zu einer Korrektur der Wechselkurse kommen. Aber vielleicht sind bei dieser Theorie ja auch zu viele Wunschträume im Spiel. Denn da gibt es noch einige Faktoren, die gegen eine schnelle Änderung der Wechselkurse zugunsten des EURO sprechen.
Dazu zählen große Ungleichgewichte bei den Kapitalströmen. Nicht die USA investieren in Europa, sondern es ist umgekehrt. Es fließt viel mehr Geld von der EU in Richtung USA als umgekehrt.
Der Wechselkurs wird weniger vom Handel als international tätigen Investoren beeinflusst. Und die rechnen sich sehr genau aus, wo die besseren und die sicheren Chancen liegen.
Die Euro-Zone - und das ist wohl das Hauptproblem steht wirtschaftlich immer noch etwas schlechter da als die USA. So ist es immer noch so, dass die meisten EU- Länder zur Finanzierung ihrer Haushalte Kredite aufnehmen, die USA nicht. Sie haben einen Haushaltsüberschuss.
Alles im allem ist die Situation aber so, dass es eher besser als schlechter für den EURO werden kann. Nicht der EURO an sich ist schwach. In dem Wechselkurs zeigt sich vielmehr die noch immer anhaltende schwäche der europäischen Wirtschaft. Deshalb wäre es auch nicht sehr sinnvoll, die Europäische Zentralbank zu einer Beeinflussung der Wechselkurse zu drängen. Der EURO wird in dem Masse an Wert gewinnen, wie die Wirtschaft an Leistungsfähigkeit gewinnt. Die EURO- Schwäche muss und wird nicht von Dauer sein.
Wie zum Trost für alle bislang enttäuschten Euro-Befürworter steht im Jahresbericht der Europäischen Zentralbank:
Der EURO ist neu und die Zentralbank und das Eurosystem sind noch jung.
Wer in diesen Tagen nach Amerika oder England reisen möchte, stößt schnell auf eine unangenehme Tatsache: Für Bürger eines Landes, das zur Europäischen Währungsunion gehört, ist ein Aufenthalt in Amerika oder England eine ziemlich teure Angelegenheit. Denn seit dem Beginn der Währungsunion am 1. Januar 1999 hat der EURO gegenüber Dollar, Pfund aber auch gegenüber anderen Währungen wie dem Yen spürbar an Wert verloren. Das steht in einem beträchtlichen Widerspruch zu den Aussagen vor dem Start der Wahrungsunion. Der Euro so hieß es, sei hart wie die D- Mark.
Die Geburtsstunde des EURO war 31.Dezember 1998. An diesem Tag legten die Finanzminister unter dem Vorsitz des Österreichers Rudolf Edlinger auf einer Sondersitzung in Brüssel die Umrechnungskurse der nationalen Währungen zum EURO unwiderruflich fest.
"Die gemeinsame europäische Währung ist damit Wirklichkeit geworden. Wir haben heute ein neues Kapitel in der Geschichte Europas aufgeschlagen. Ich danke Ihnen allen, und schließe damit die Sitzung des ECOFIN-Rates."
Der Beifall der Finanzminister ist Geschichte. Die Verordnung trat wenige Stunden später, kurz nach Mitternacht, am 1. Januar 1999 in Kraft. Seitdem gibt es die Währungs-Union. Beteiligt sind elf Länder, die die sogenannte EURO-Gruppe bilden. Von den 15 EU- Ländern sind nur Schweden, Dänemark, Großbritannien und Griechenland nicht dabei. Im Falle Griechenland muss man sagen: noch nicht, denn mittlerweile erfüllt dieses Land die Beitrittsbedingungen und wird schon bald als zwölftes Land der Währungsunion angehören.
Die Dänen werden in einer Volksabstimmung entscheiden, ob sie den EURO wollen, Die britische Regierung zaudert noch, ebenso wie die Schweden.
Großbritannien, das im Vertrag von Maastricht offen gelassen hatte, ob es überhaupt Mitglied der Währungsunion werden will, durchlebt derzeit schwierige Zeiten. Denn das britische Pfund ist sehr stark. Es hat genau wie der Dollar an Wert gegenüber dem Euro gewonnen. Und die Briten bekommen diese Wechselkursveränderungen noch stärker als die Amerikaner zu spüren, weil sie mit den Partnern in der EU wirtschaftlich sehr eng verbunden sind. In dem steigenden Pfundkurs gegenüber dem EURO spiegelt sich wahrscheinlich der unterschiedliche Verlauf der Konjunktur in den 15 EU-Ländern wieder.
Zugleich wird mit dem Anstieg des Pfundkurses eines deutlich: Ein Land, das nicht zur Währungsunion gehört, kann sich auch nicht über stabile Wechselkurse freuen. Oder anders ausgedrückt: wenn es die Währungsunion nicht gäbe, würden wahrscheinlich alle EU- Länder Wechselkursbewegungen erleben. Der EURO verhindert dies.
Die Wechselkursrisiken treten jetzt an den Außengrenzen der Währungsunion auf - eben gegenüber allen, die nicht dazu gehören. Das wird wahrscheinlich immer so sein, die Frage ist nur, was in den Wechselkursveränderungen sichtbar wird, und wie sie sich auswirken. Der vor kurzem veröffentlichte Jahresbericht der Europäischen Zentralbank stellt fest:
"Der Wechselkurs des EURO schwächte sich 1999 gegenüber den Währungen der meisten Handelspartner des Euro-Gebietes ab, insbesondere gegenüber den wichtigsten Währungen wie dem US- Dollar, dem japanischen Yen und dem Pfund Sterling. der nominale effektive Wechselkurs des EURO, gemessen an den Währungen der wichtigsten Handelspartner des Euro-Gebietes, ging zwischen dem ersten und dem vierten Quartal 1999 um rund acht Prozent zurück."
So manche Skeptiker sehen sich bestätigt. Ist die gemeinsame Währung nicht doch zu früh gekommen? War es richtig, Länder in die Währungsunion aufzunehmen, obwohl sie die Kriterien für den Beitritt zur gemeinsamen Währung gar nicht erfüllt hatten. Wie Belgien und Italien, deren Verschuldung beim Eintritt in die Währungsunion viel zu hoch war und es bis auf den heutigen Tag noch ist? Ingo Friedrich, CSU, in der Debatte des Europaparlaments am 27 April 1998, über die Beitrittskandidaten zur Währungsunion:
"Europa braucht Vertrauen, Europa braucht Klarheit in den ganz sensiblen Fragen der Geldpolitik. Wir wissen, dass die ganze Welt auf das Handels Europas gerade in diesen Fragen jetzt in diesen Tagen schaut. Strikte Vertragstreue ist die beste Visitenkarte für den neuen EURO. Der EURO hat es verdient, nicht nur einen guten, ja einen ausgezeichneten Start zu haben, sondern er hat es verdient, dauerhaft als globaler Stabilitätsanker allen Menschen, primär den Europäern, zu dienen."
Die Einführung des EURO gehört ganz zweifellos zu den großen Ereignissen in der Geschichte der europäischen Integration. "Die Einführung des Euro am 1. Januar 1999, so stellt die Europäische Zentralbank fest, "war ein Ereignis von großer Tragweite, dessen Konsequenzen nicht auf das Euro-Währungsgebiet beschränkt bleiben wird."
Nach dem US- Dollar wird der EURO international am zweithäufigsten verwendet, was sich einerseits aus der bisherigen Bedeutung der nationalen Währungen ergibt, die der EURO abgelöst hat, und andererseits aus dem Stellenwert, der dem EURO-Raum in der Weltwirtschaft zukommt. Die Entwicklung des EURO als internationale Währung wird sich primär an den Märkten entscheiden.
Als sich 1871 17 deutsche Staaten zum Deutschen Reich zusammenschlossen, war eine gemeinsame Währung eine Sache, die die Deutschen mit großer Mehrheit wollten. Ein Staat, eine Währung, das leuchtete ein. Der Jubel über den EURO hält sich immer noch in Grenzen. In Umfragen zeigt sich, dass nur eine knappe Mehrheit der Bundesbürger klar für den EURO ist. Die gemeinsame Währung wird im Grunde bis auf den heutigen Tag in Europa als nicht so zwingend empfunden, wie die Mark damals als gemeinsame Währung im deutschen Reich. Mit dieser Skepsis muss der EURO leben und die Politik muss handeln, damit die Bürger dem EURO vertrauen. Die SPD-Europa-Abgeordete Christa Randzio Plath im April 1998:
"Wir können als europäisches Parlament der europäischen Öffentlichkeit mit großem Optimismus und auch mit einem großen Maß an Urteilssicherheit sagen, dass diese europäische Währungsunion eine europäische Stabilitätsgemeinschaft wird, weil die historisch niedrigen Inflationsraten keine Eintagsfliege sind, sondern sich über die Jahre nachweislich aufgebaut haben."
Die Geldwertungsrate ist immer noch in Ordnung. Sie ist zwar, nicht zuletzt durch den Ölpreis angetrieben, etwas in die Höhe gegangen, aber sie bewegt sich für die meisten Länder noch in einer akzeptablen Bandbreite.
Dennoch hat die Europäische Zentralbank innerhalb weniger Monate die Geldbeschaffung für die Kreditwirtschaft verteuert. Sie hat dies getan, um ihren Handlungswillen zu demonstrieren und klar zu machen, dass sie an dem Ziel der Preisstabilität festhält.
Friedrich Merz, der neue Fraktionsvorsitzende der CDU / CSU Bundestagsfraktion vergleicht den Wechselkurs einer Währung mit dem Kurs einer Aktie. Danach erscheint der EURO in den Augen der Anleger an Wert verloren zu haben. Warum? Liegt es an der wieder anziehenden Inflationsrate?
"Der Kurs des EURO ist von daher kein Grund zur Beunruhigung, denn es kommt auf die innere Geldwertstabilität an, die gegeben ist. Der Außenwert des EURO ist von vielen anderen Faktoren abhängig, und diese sind auch psychologischer und politischer Natur, von daher dürfen keine Bürger und Bürgerinnen sich Sorgen machen, wenn die USA-Reise in diesem Jahr 2000 ein bisschen teurer ist als sonst."
Christa Randzio-Plath, die Vorsitzende des Wirtschafts- und Währungsausschusses sieht also wenig Anlass zur Sorge. Wer ins Ausland reist, zumal nach England oder Amerika, der wird das wahrscheinlich anders sehen: Für ein britisches Pfund musste Ende 1998 rund 2,80 DM bezahlt werden, jetzt sind es fast 50 Pfennig mehr. Das Pfund erreichte damit - in Mark umgerechnet - sein höchstes Niveau seit Ende der achtziger Jahre. 1.Sprecher: Auch Waren, die außerhalb der Eurozone gekauft werden, haben sich verteuert. Nach dem jüngsten Monatsbericht der Bundesbank lagen sie gut neun Prozent höher als im Jahr zuvor. Als Grund nennt die Bundesbank neben den stark gestiegenen Ölpreisen die Schwäche des EURO. Nach Berechnungen des statistischen Bundesamtes haben sich die eingeführten Waren so stark verteuert wie seit Oktober 1981 nicht mehr.
Die Politiker nehmen diese Entwicklung beim Euro ziemlich sprach- und kommentarlos hin, wie Bundesfinanzminister Hans Eichel:
"Die Wachstumserwartungen für die Euro-Zone sind ja ausgesprochen positiv und das sollte bitte zur Kenntnis genommen werden, außerdem haben wir eine gute Leistungsbilanz, das sind gute Fundamentaldaten, mehr ist dazu nicht zu sagen."
"Die Wechselkursentwicklung des EURO," so stellte Bundesbankpräsident Ernst Welteke Anfang April fest, "ist mehr als ein Schönheitsfehler in der Erfolgsgeschichte der Währungsunion. Seine Schwäche erfüllt uns immer noch mit Sorge."
Warum ist der EURO so schwach? Ursachenforschung.
Der Wechselkurs einer Währung ist heute nicht mehr das Spiegelbild des Außenhandels. Denn wäre das noch so, dann müsste der EURO gegenüber dem Dollar nicht sinken, sondern steigen. Die 15 Mitgliedsländer der EU haben im vergangenen Jahr im Handel mit Amerika einen Überschuss von umgerechnet 46 Milliarden Mark erzielt. Allein die Bundesrepublik verzeichnete einen Überschuss gegenüber den USA von 30 Milliarden Mark. Die Euro-Schwäche liegt also nicht am Handel.
Auch beim Vergleich der Verbraucherpreise schneidet die Gemeinschaft nicht schlecht ab. Christa Randzio-Plath, SPD, die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Europäischen Parlaments:
"Die Entwicklung des EURO ist durchaus zufriedenstellend, denn wir haben in der europäischen Union und insbesondere in der EURO-11 Zone eine durchschnittliche Inflationsrate von zwei Prozent, das heißt wesentlich niedriger als in den USA."
In den USA liegt die Inflationsrate jetzt bei 3,7 %, ist also deutlich höher als in der Europäischen Union. Nach der Theorie gleichen sich unterschiedliche Preisentwicklungen zwischen den Währungsgebieten über die Wechselkurse aus.
Aber diese Theorie stimmt im Vergleich EU und USA nicht. Gemessen an der Entwicklung der Verbraucherpreise müsste der Dollar sinken und nicht der EURO.
"Das erste Kriterium das für uns und für den Bürger der europäischen Länder wichtig ist, das ist die innere Stabilität des EURO, also die Preisstabilität, die ist zufriedenstellend. Der EURO hatte im vergangenen Jahr eine Inflationsrate von unter zwei Prozent, das bedeutet Preisstabilität."
Stellt der Europaabgeordnete Karl von Wogau, CDU fest. Er erinnert daran, dass die erreichte Preisstabilität in der Europäischen Union sogar besser, als die Inflationsrate in früheren Jahren in der Bundesrepublik.
"Man muss dabei auch berücksichtigen, dass die DM in der Vergangenheit Preissteigerungen bis zu 4 oder 6% hatte, das heißt also hier ist der EURO auch im Verhältnis zu der früheren DM eine stabile Währung."
Aber eine Entwicklung ist auch nicht zu übersehen: Die Verbraucherpreise sind im EU- Durchschnitt um 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, aber dahinter verbergen sich beträchtliche Unterschiede: So sind die Preise in Irland, das zur Eurozone gehört, um fünf Prozent gestiegen, in Großbritannien, das beim Euro bekanntlich nicht mitmacht, aber nur um 0,7.
Bei der Suche nach den Ursachen der EURO- Schwäche, fallen im Vergleich zwischen der EU und Amerika vor allem zwei Bereiche auf: Wirtschaftswachstum und Zinsen in den USA höher als in Europa. Und dies dürfte auch die wichtigsten Erklärungen für das Absacken des Eurokurses gegenüber dem Dollar sein. Denn in den ganzen neunziger Jahren lief die Konjunktur in Amerika besser als in Europa. Während die EU Länder es im vergangenen Jahr auf ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 2,3 % brachten, dürfte es in den USA bei 4,1% liegen.
"Hinzu kommt die Tatsache, dass unsere Zinsen niedriger sind als die Zinsen der Vereinigten Staaten, dass wir uns also hier einen Zinsabstand genehmigen, der vielleicht anbetracht der Tatsache, dass die Europäische Zentralbank neu ist, vielleicht noch etwas groß ist, insgesamt bin ich aber der Überzeugung, dass in absehbarer Zeit auch der Wechselkurs des EURO gegenüber dem Dollar wieder steigen wird, denn die Fundamentaldaten stimmen."
Dieser Optimismus erklärt sich mit den besseren Konjunkturaussichten in der Gemeinschaft. Nach der jüngsten Prognose der Brüsseler Kommission dürfte die europäische Wirtschaft in diesem Jahr um 3,4 % wachsen und sich damit dem Wachstum in den USA annähern.
Dies ist auch die Einschätzung von Christa Randzio Plath, der Vorsitzenden des Wirtschaftassausschusses im Europäischen Parlament:
"Was in Schwung kommen muss, ist die europäische Wirtschaft, und Europa muss mit einer Stimme endlich sprechen, dann wird sich auch etwas an dem Verhältnis des EURO zu den anderen Weltwährungen etwas ändern."
Sollten die Erklärungen der Euroschwäche stimmen, dass es vor allem die bislang schwache Konjunktur in der EU sowie die Zinsunterschiede zu den Vereinigten Staaten sind, so müsste es ja noch in diesem Jahr zu einer Korrektur der Wechselkurse kommen. Aber vielleicht sind bei dieser Theorie ja auch zu viele Wunschträume im Spiel. Denn da gibt es noch einige Faktoren, die gegen eine schnelle Änderung der Wechselkurse zugunsten des EURO sprechen.
Dazu zählen große Ungleichgewichte bei den Kapitalströmen. Nicht die USA investieren in Europa, sondern es ist umgekehrt. Es fließt viel mehr Geld von der EU in Richtung USA als umgekehrt.
Der Wechselkurs wird weniger vom Handel als international tätigen Investoren beeinflusst. Und die rechnen sich sehr genau aus, wo die besseren und die sicheren Chancen liegen.
Die Euro-Zone - und das ist wohl das Hauptproblem steht wirtschaftlich immer noch etwas schlechter da als die USA. So ist es immer noch so, dass die meisten EU- Länder zur Finanzierung ihrer Haushalte Kredite aufnehmen, die USA nicht. Sie haben einen Haushaltsüberschuss.
Alles im allem ist die Situation aber so, dass es eher besser als schlechter für den EURO werden kann. Nicht der EURO an sich ist schwach. In dem Wechselkurs zeigt sich vielmehr die noch immer anhaltende schwäche der europäischen Wirtschaft. Deshalb wäre es auch nicht sehr sinnvoll, die Europäische Zentralbank zu einer Beeinflussung der Wechselkurse zu drängen. Der EURO wird in dem Masse an Wert gewinnen, wie die Wirtschaft an Leistungsfähigkeit gewinnt. Die EURO- Schwäche muss und wird nicht von Dauer sein.
Wie zum Trost für alle bislang enttäuschten Euro-Befürworter steht im Jahresbericht der Europäischen Zentralbank:
Der EURO ist neu und die Zentralbank und das Eurosystem sind noch jung.