Nick Clegg spricht vier Fremdsprachen, hat Brüssel-Erfahrung und gilt als überzeugter Europäer. Lange Jahre haben er und seine Partei so einsam wie vergeblich für die Mitgliedschaft in der Eurozone geworben. Zwar wurden die Rufe zuletzt deutlich leiser – doch die Kehrtwende jetzt kam überraschend:
"Im Nachhinein betrachtet", meint der Parteichef, "wäre der Beitritt zum Euro wohl ein riesiger Fehler gewesen." Doch Clegg setzt noch einen drauf, indem er zugibt, dass er auch eine spätere Euro-Einführung in Großbritannien im Laufe seines politischen Lebens jedenfalls nicht mehr sehe – Clegg ist erst 44.''"
Nick Clegg spricht offen von einer Fehleinschätzung Ende der 90er-Jahre. Ganz ohne einschränkendes Rückzugsgefecht geht das aber dann doch nicht.
""Meine eigene Sicht bleibt, dass, wenn die strengen, fiskalischen Regeln, die verabredet waren, beachtet worden wären, die Eurozone heute nicht in den Schwierigkeiten steckte."
Keinen Zweifel lässt der britische Liberaldemokrat daran, wen er für das Euro-Desaster verantwortlich macht.
"Die Geschichte wird über die damalige französische und deutsche Regierung sehr unfreundlich urteilen, die vor Jahren grundsätzlich signalisiert haben, dass die Regeln gelockert werden können."
Nach Cleggs Bekenntnis ist der Euro in Großbritannien als politische Option tot. Umso verzweifelter wehren sich die Liberaldemokraten gegen ein Rollback der europäischen Idee insgesamt. Viele Konservative verspüren infolge der Euro-Krise Aufwind: 124 Tory-Abgeordnete haben letzte Woche eine Gruppe der Europaskeptiker im Parlament gegründet. Sie beklagen den Einfluss des Koalitionspartners und versuchen wie Mark Reckless ihre Parteiführung unter Druck zu setzen:
"Der Premierminister hat auf die Liberaldemokraten gehört und die Polizeiwahlen auf November nächsten Jahres verschoben. Wird er nun auch auf seine konservativen Kollegen hören, und die Gelegenheit nutzen, ein Europa-Referendum abzuhalten?"
"Eine geniale Art, die Frage zu stellen, kontert David Cameron und entgegnet:
Ich möchte, dass wir in Europa einflussreich bleiben im nationalen Interesse. Ich sehe keine Notwendigkeit für eine Rein-oder-Raus-Volksbefragung, weil wir in Europa sind und dafür sorgen sollten, dass es in unserem Sinn funktioniert."
Nicht auszuschließen ist aber, dass der pragmatische Euroskeptiker Cameron bei künftigen EU-Vertragsverhandlungen die Gelegenheit nutzen wird, Kompetenzen für London zurückzugewinnen – ob im Arbeits- oder im Strafrecht.
Dorn im Auge der Tories ist insbesondere die Europäische Menschenrechtskonvention: gesteht sie doch Häftlingen ein Wahlrecht zu, das in Großbritannien nicht vorgesehen ist. Doch der Vizepremier Nick Clegg verspricht, dass es mit den Liberaldemokraten keine Abkehr von Europa geben wird.
"Die Konvention und der Human Rights Act sind nicht wie Euch manche glauben machen wollen fremde Zumutungen. Es sind britische Rechte, entworfen von britischen Anwälten. Geformt in Folge der Gräuel des Zweiten Weltkriegs. Durchfochten von Winston Churchill. Deswegen lasst mich zum Menschenrechtsgesetz etwas ganz klar sagen - in einem Wort: Es wird auf Dauer bleiben."
Mehr zum Thema bei dradio.de
Sammelportal dradio.de: Euro in der Krise
Deutschlandfunk "Europa heute" vom 05.12.2010
"Die Liberaldemokraten sind eigentlich die EU-freundlichste Partei auf der Insel"
"Im Nachhinein betrachtet", meint der Parteichef, "wäre der Beitritt zum Euro wohl ein riesiger Fehler gewesen." Doch Clegg setzt noch einen drauf, indem er zugibt, dass er auch eine spätere Euro-Einführung in Großbritannien im Laufe seines politischen Lebens jedenfalls nicht mehr sehe – Clegg ist erst 44.''"
Nick Clegg spricht offen von einer Fehleinschätzung Ende der 90er-Jahre. Ganz ohne einschränkendes Rückzugsgefecht geht das aber dann doch nicht.
""Meine eigene Sicht bleibt, dass, wenn die strengen, fiskalischen Regeln, die verabredet waren, beachtet worden wären, die Eurozone heute nicht in den Schwierigkeiten steckte."
Keinen Zweifel lässt der britische Liberaldemokrat daran, wen er für das Euro-Desaster verantwortlich macht.
"Die Geschichte wird über die damalige französische und deutsche Regierung sehr unfreundlich urteilen, die vor Jahren grundsätzlich signalisiert haben, dass die Regeln gelockert werden können."
Nach Cleggs Bekenntnis ist der Euro in Großbritannien als politische Option tot. Umso verzweifelter wehren sich die Liberaldemokraten gegen ein Rollback der europäischen Idee insgesamt. Viele Konservative verspüren infolge der Euro-Krise Aufwind: 124 Tory-Abgeordnete haben letzte Woche eine Gruppe der Europaskeptiker im Parlament gegründet. Sie beklagen den Einfluss des Koalitionspartners und versuchen wie Mark Reckless ihre Parteiführung unter Druck zu setzen:
"Der Premierminister hat auf die Liberaldemokraten gehört und die Polizeiwahlen auf November nächsten Jahres verschoben. Wird er nun auch auf seine konservativen Kollegen hören, und die Gelegenheit nutzen, ein Europa-Referendum abzuhalten?"
"Eine geniale Art, die Frage zu stellen, kontert David Cameron und entgegnet:
Ich möchte, dass wir in Europa einflussreich bleiben im nationalen Interesse. Ich sehe keine Notwendigkeit für eine Rein-oder-Raus-Volksbefragung, weil wir in Europa sind und dafür sorgen sollten, dass es in unserem Sinn funktioniert."
Nicht auszuschließen ist aber, dass der pragmatische Euroskeptiker Cameron bei künftigen EU-Vertragsverhandlungen die Gelegenheit nutzen wird, Kompetenzen für London zurückzugewinnen – ob im Arbeits- oder im Strafrecht.
Dorn im Auge der Tories ist insbesondere die Europäische Menschenrechtskonvention: gesteht sie doch Häftlingen ein Wahlrecht zu, das in Großbritannien nicht vorgesehen ist. Doch der Vizepremier Nick Clegg verspricht, dass es mit den Liberaldemokraten keine Abkehr von Europa geben wird.
"Die Konvention und der Human Rights Act sind nicht wie Euch manche glauben machen wollen fremde Zumutungen. Es sind britische Rechte, entworfen von britischen Anwälten. Geformt in Folge der Gräuel des Zweiten Weltkriegs. Durchfochten von Winston Churchill. Deswegen lasst mich zum Menschenrechtsgesetz etwas ganz klar sagen - in einem Wort: Es wird auf Dauer bleiben."
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Deutschlandfunk "Europa heute" vom 05.12.2010
"Die Liberaldemokraten sind eigentlich die EU-freundlichste Partei auf der Insel"