Der F.C. Porto

Wenige Wochen vor der Fußball-EM im eigenen Land hat der F.C. Porto den europäischen Fußball-Gipfel schon erreicht. Ein Jahr nach dem UEFA-Cup-Triumph von Sevilla gewann die Elf am 26. Mai 2004 nun auch das Champions-League-Finale. Die Mannschaft von Trainer José Mourinho - und von Präsident Pinto da Costa - schlug den AS Monaco in der "Arena auf Schalke" mit 3:0. Porto hatte 1987 erstmals den europäischen Meistercup geholt und hat nun auch in dieser Statistik mit dem Erzrivalen Benfica Lissabon gleichgezogen.

Von Marco Bertolaso |
    In der Liste der Erfolge des F.C. Porto sticht bis heute eine lange Durststrecke hervor: es sind die Jahrzehnte der Salazar-Diktatur bis 1974. Porto war nicht gerade der Lieblingsclub des Regimes. Die Führung setzte auf die Hauptstadtvereine aus Lissabon. Die Siege von Benfica und Sporting in der nationalen Meisterschaft und auf europäischer Ebene sollten das System stärken. Und sie sollten der Welt zeigen, wozu Portugal auch ohne Demokratie im Stande war. Zumindest in Porto sind sich viele sicher, daß der lange Arm des Regimes damals auch auf dem grünen Rasen nachgeholfen hat.

    Die Rivalität zwischen Lissabon und Porto ist in Portugal eine Grundkonstante. Schon Ende des 19. Jahrhunderts übertrug sich dieser Gegensatz auch auf den noch jungen Fußballsport. Und oft hatte der unter dem Einfluß englischer Kaufleute gegründete F.C. Porto damals das bessere Ende für sich. An diese großen Zeiten konnte der Verein nach der Diktatur wieder anknüpfen. Mehr noch: seit der Revolution von 1974 ist der F.C.Porto mit 15 Meistertiteln in 30 Jahren und mit großen internationalen Erfolgen das Maß aller Dinge im portugiesischen Fußball.

    An den ersten großen Triumph auf europäischer Ebene werden sich die Fans von Bayern München nur ungern erinnern: 1987 gewann der F.C. Porto als krasser Außenseiter im Wiener Praterstadion das Endspiel um den Pokal der Landesmeister. Denkwürdig das Tor des Algeriers Madjer, der den Ball mit der Hacke in das Bayern-Tor bugsierte.

    Unter dem jungen Trainer José Mourinho hat Porto diesen Erfolg nun innerhalb eines Jahres mit den Siegen im UEFA-Cup und in der Champions-League übertroffen. Die exzellente Arbeit hat dem 41-jährigen Mourinho für die nächste Saison mehrere lukrative Angebote aus dem Ausland eingetragen. Er entschied sich für Chelsea London.

    Die sportlichen Erfolge des F.C. Porto basieren aber nicht allein auf guten Trainern und dem notwendigen Glück. Seit mehr als zwanzig Jahren verfolgt die Vereinsführung einen für den Fußball im Süden Europas ungewöhnlich soliden Kurs.

    Der F.C. Porto wirft nicht mit Geld um sich. Der Club setzt auf Nachwuchsarbeit und auf den Einkauf junger, preiswerter Talente - die später Gewinne bringen, wenn man sie wieder ziehen lassen muß. Die Champions-League-Spiele haben Porto in dieser Saison 22,5 Millionen Euro in die Kassen gespült, das Finale noch nicht eingerechnet. Das ist wichtig für den börsen-notierten Club. Denn der Heimatmarkt Portugal ist klein und bietet bei weitem nicht die Fernseh- und Werbegelder, wie sie in den großen europäischen Ligen üblich sind.

    Angesichts all dieser Erfolge wundern sich in Portugal viele Fußballfans über Rui Rio, den Bürgermeister von Porto. Das Stadtoberhaupt präsentiert sich als militanter Kämpfer gegen die Vermengung von Fußball, Politik und Geschäft. Er verweigert dem F.C.-Porto Meister-Empfänge im Rathaus der Stadt und ist auch nicht zu den europäischen Endspielen nach Sevilla und Gelsenkirchen gefahren. Dies trägt dem Bürgermeister die Feindschaft des mächtigen Vereins-Präsidenten Pinto da Costa ein, mit dessen Namen der Aufschwung des F.C. Porto seit Mitte der 80er Jahre untrennbar verbunden ist.

    Doch auch für den Clubchef waren die letzten Wochen trotz der sportlichen Erfolge nicht ohne Sorgen. Denn in Porto laufen Ermittlungen wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei Grundstücksgeschäften des Vereins. Außerdem will Trainer Mourinho mehrere Spieler aus der zuletzt so erfolgreichen Mannschaft nach London mitnehmen. In der nächsten Saison steht also unter dem aus Verona geholten Coach Luigi del Neri wieder einmal ein Neuanfang an.

    Gesendet im Deutschlandfunk, "Sport am Sonntag", 23. Mai 2004