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Der Feinstaub aus dem Kaminofen

Feinstaub kommt aus den Auspuffanlagen von Dieselfahrzeugen, aber nicht nur. Einen ähnlich hohen Anteil tragen Kaminheizungen bei. Die Stadt Aachen hat daraus Konsequenzen gezogen: Sie setzt neue strenge Standards für Kaminöfen, um die Luft wieder besser zu machen.

Von Rainer Praetorius | 12.04.2012
    "Es gibt bisher eigentlich keine Feinstaubbelastung, von der man sagen kann, dass sie ungefährlich ist. Bisher deuten eigentlich alle Studien darauf hin: Je niedriger die Feinstaubbelastung, desto besser."

    Professor Barbara Hoffmann vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf betont: Durch Feinstaub können zahlreiche schwere Erkrankungen verursacht werden. Studien hätten außerdem nachgewiesen, dass feinstaubbelastete Luft die Lebenserwartung senkt.

    Verursacher in den Städten sind unter anderen der Straßenverkehr, die Industrie und auch die häusliche Verbrennung - wie zum Beispiel Kaminöfen. Viele Kommunen richteten in den vergangenen Jahren Umweltzonen ein. In diesen Gebieten dürfen sich nur noch Fahrzeuge bewegen, die bestimmte Schadstoffhöchstmengen nicht überschreiten.

    Dabei ist von Anfang an umstritten, wie wirksam solche Umweltzonen sind. Das Umweltbundesamt hält diese Zonen durchaus für ein geeignetes Mittel, mit dem sich die Luftbelastung der Innenstädte reduzieren lässt. Allerdings wies UBA-Präsident Jochen Flasbarth auch darauf hin: Umweltzonen sind nur ein Teil der Lösung. Klaus Meiners, stellvertretender Leiter des Umweltamtes der Stadt Aachen, verfolgt deshalb eine ganz andere Strategie.

    "Die meisten in Deutschland eingerichteten Umweltzonen können die Feinstaubprobleme nicht lösen. Die Autos werden immer umweltfreundlicher. Und damit sinkt automatisch auch die Schadstoffbelastung. Gleichzeitig steigt dramatisch die Anzahl der Feststofffeuerungen - also Holzfeuerungen. Und wenn man da nicht konsequent agiert, wird der Anteil der Feinstäube aus Kaminöfen weiter signifikant steigen - und kann in zehn, 15 Jahren durchaus 50 Prozent und mehr betragen."

    Die Konsequenz: Aachen verzichtete auf eine Umweltzone. Dort stellte man einen Luftreinhalteplan auf. Darin enthalten: besonders strenge Vorgaben für Kaminöfen. Klaus Meiners schätzt, dass derzeit rund 12.000 Kaminöfen in Aachen betrieben werden.

    "Die Feinstaubemissionen dieser Anlagen dürften prozentual 15-20 Prozent der gesamten Feinstaubbelastung in Aachen ausmachen. Angesichts der wachsenden Zahl dieser Anlagen - etwa 500 pro Jahr - ist das für uns - aus lufthygienischer Sicht - durchaus problematisch."

    Ende 2010 trat die Aachener Festbrennstoffverordnung in Kraft. Seitdem gilt im gesamten Stadtgebiet: Kaminöfen dürfen nur dann neu aufgestellt werden, wenn sie bereits jetzt Schadstoff-Grenzwerte einhalten, die nach Bundesrecht erst ab 2015 gefordert werden. Und mit bestehenden älteren Geräten darf ab 2015 nur dann weiter geheizt werden, wenn diese die Grenzwerte der Bundesimmissionsschutzverordnung für Neugeräte einhalten!

    Damit ist die Stadt Aachen zum bundesweiten Vorreiter aufgestiegen. Hier werden sogar Abwrackprämien gezahlt, wenn ein alter Kaminofen durch einen neuen ausgetauscht wird. Klaus Meiners will durch solche Maßnahmen die Gesamtfeinstaubmenge die durch die Aachener Kaminöfen entsteht deutlich senken.

    "Werden die Altanlagen ausgetauscht, kann man die Feinstaubbelastung durchaus um 70 bis 80 Prozent senken. Das ist unser Ziel in Aachen. Hier wollen wir Vorreiter werden. Und glauben, dass wir sehr stark damit die Luftqualität in Aachen verbessern können."