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Der Friede von Cateau-Cambrésis

Im 16. Jahrhundert standen sich auf dem europäischen Festland zwei Großmächte gegenüber: Frankreich und Spanien. Über Jahrzehnte bekämpften sie einander. Der Krieg forderte nicht nur einen hohen Blutzoll, er verursachte auch enorme Kosten. So entschlossen sich der spanische König Philipp II. und sein französischer Gegenspieler Heinrich II. gegen Mitte des Jahrhunderts, die Waffen ruhen zu lassen. Der Friedensvertrag von Cateau-Cambrésis, den beide Parteien am 3. April 1559, heute vor 450 Jahren unterzeichnet, beendete das Machtstreben der beiden Reiche und sicherte so den lang ersehnten Frieden.

Von Kersten Knipp | 03.04.2009
    Seit dem späten 15. Jahrhundert rangen Spanien und Frankreich um die Vormachtstellung in verschiedenen italienischen Fürstentümern. Aus französischer Sicht änderte sich die Lage dramatisch, als 1519 der Habsburger-Kaiser Maximilian starb. Die Kaiserkrone ging an dessen Enkel Karl V., der gleichzeitig König von Spanien war. Mit einem Schlag sah der französische König Franz I. sein Land von allen Seiten vom Habsburgerreich umgeben. Frankreich und Spanien kämpften fortan nicht mehr allein um die Macht in Italien - sondern um die Vorherrschaft in ganz Europa. Als Franz I. die Spanier in Italien 1521 angriff, wusste Karl V. genau, was auf dem Spiel stand.

    "Ah, der König von Frankreich will mich mächtiger machen als ich bin? Sehr bald werde ich entweder ein armer Kaiser sein oder er wird ein armer König von Frankreich sein."

    Der französische König hatte einen schweren Stand. Sein Gegner war mit den wichtigsten Mächten Europas verbündet: mit König Heinrich VIII. von England, dem Vatikan und Venedig. Entsprechend hart wurde das französische Heer bei Pavia geschlagen. Als Karls Verbündete dann aber eine zu große Machtfülle des spanischen Königs befürchteten, schlugen sie sich auf die Seite Frankreichs. Knapp 30 Jahre kämpften die beiden Großmächte gegeneinander. Inzwischen hatten die Söhne der Krieg führenden Regenten den Thron bestiegen: in Frankreich Heinrich II. und in Spanien Philipp II. Beide waren darauf bedacht, den kostspieligen, verlustreichen Krieg zu beenden. Der am 3. April 1559 unterzeichnete Friedensvertrag von Cateau-Cambrésis fasst in seiner Präambel die Schrecken der vergangenen Jahrzehnte zusammen.

    "Es hat Gott gefallen, durch viele und harte Kriege diejenigen Völker, Königreiche, Länder, Staaten und Bürger zu strafen, die unter der Herrschaft der Allerhöchsten und Allerchristlichsten Regenten Heinrich dem II., König von Frankreich, und Philipp II., dem König von Spanien, stehen. Nachdem diese Kriege den armen Menschen großes Leid und ungeheuren Schaden gebracht haben, hat die Göttliche Güte nun die Herzen der beiden Herrscher erweicht - auf dass sie Mittel finden, den Krieg zu beenden und einen endgültigen und dauerhaften Frieden zu schaffen."

    In Spanien wurde der Friedensschluss mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Erstaunlich war das nicht. Philipp II. konnte einen Großteil vor allem der italienischen Eroberungen behalten. Entsprechend zufrieden zeigt sich einer seiner Berater.

    "Die heutige Post brachte die gute Nachricht vom Friedensschluss. Man hat zum Waffenstillstand gefunden, und das ist sehr vernünftig. Gelobt sei unser Herr, der dies zustande gebracht hat. Ich glaube sehr wohl, dass Eure Majestät sehr viel für diesen Frieden getan hat."

    Weniger glücklich zeigten sich die politischen Berater am Hof Heinrichs II. Sein Heer hatte in den Jahren vor dem Friedensschluss mehrere entscheidende Niederlagen erlitten, weshalb Frankreich viele der dem Gegner zuvor entrissenen Gebiete zurückgeben musste. François de Guise, ein Berater Heinrichs, machte seinem Ärger Luft.

    "Ich würde mir eher den Kopf abschneiden lassen als einzugestehen, dass dieser Frieden Seine Majestät ehrt und Ihr Vorteile verschafft."

    Zum Frieden hatte die beiden Könige aber noch etwas anderes bewogen. Beide waren sie entschiedene Gegner der beginnenden Reformation. Im Friedensvertrag von Cateau-Cambrésis erwähnen sie das gleich zu Anfang.

    "Weil beide Könige das Christentum lieben und die Ehre Gottes und die Einheit seiner Kirche hochhalten, haben sie sich darauf verständigt, alles in ihrer Macht stehende für den Erhalt des universellen heiligen Konzils zu tun, das für die Bewahrung der christlichen Kirche so bedeutend ist. Deshalb werden sie alles Nötige zum Wohl der Christenheit unternehmen."

    Heinrich II. stemmte sich vergeblich gegen die neue Glaubenslehre. Sein Reich verwickelte sich kurz nach Abschluss des Vertrages in die Hugenottenkriege, in denen sich Protestanten und Katholiken gegenüberstanden. Spanien hingegen wehrte nicht nur den Protestantismus erfolgreich ab. Es baute auch seine politische Macht weiter aus und wurde durch die lateinamerikanischen und asiatischen Kolonien zu jenem Reich, in dem die Sonne nie unterging. Seine europäische Vormachtmachtstellung konnte Spanien noch die nächsten anderthalb Jahrhunderte behaupten.