Für Ausländer ist die Immatrikulation an einer italienischen Hochschule wirklich kein Zuckerschlecken. Zum Beispiel in Rom, an der La Sapienza, an der rund 200.000 junge Leute studieren. Die Einschreibung erfolgt in einem kleinen Büro, auf das kein Hinweisschild hindeutet. Nur die einige hundert Meter lange Warteschlange zeigt an, wo es lang geht. Steht der Studierwillige aus dem Ausland dann vor der entscheidenden Angestellten des Immatrikulationsbüro, berichtet die Britin Anne Fairfax, sie will Medizin studieren, dann heißt das noch lange nicht, dass man sich auch tatsächlich einschreiben kann:
"Es hängt alles von der jeweiligen Person ab, die man dort vorfindet. Ich traf drei Mal auf eine Angestellte, die noch nicht einmal über die nötigen Vordrucke verfügte, die ein Ausländer ausfüllen muss, um sich zu immatrikulieren. Und dann gibt es viel zu wenig Personal in diesen Büros."
Anne Fairfax gelang es schließlich nach über einer Woche Schlangestehen sich an der La Sapienza einzuschreiben. Damit endeten aber nicht die Probleme. Studieren in Italien ist keine leichte Sache, nicht für Ausländer und auch nicht für Italiener. Radikale Ausgabenkürzungen der Bildungsministerin haben dazu geführt, dass sich viele Fachbereiche in einer prekären Situation befinden: renovierungsbedürftige Räumlichkeiten machen das Benutzen von Aulen und Seminarräumen unmöglich. Fachbereichsbibliotheken schaffen seit Jahren keine neue Literatur an - wenn sie nicht sogar wegen baufälliger Strukturen ganz geschlossen sind. Zu diesen eher logistischen Schwierigkeiten, die von Jahr zu Jahr gravierender werden und das Studieren erschweren, kommen für Studierende existentielle Probleme hinzu. Die Finanzierung eines Studiums zum Beispiel. Dazu Matteo Siniscalchi vom römischen Studentenbund:
"Ich könnte Ihnen von vielen jungen Leuten berichten, deren Familien finanzielle Kopfstände machen, damit eines ihrer Kinder an eine Hochschule gehen kann. Nehmen wir diesen Fall hier. Eine 18jährige aus Apulien. Der Vater ist Landarbeiter, die Mutter Hausfrau mit drei anderen Kindern. Maria, so der Name des Mädchens, ist hochbegabt und sie will Jura studieren, doch den Eltern fehlt das Geld dazu. Das ist die brutale Wirklichkeit vieler junger Italiener, die studieren wollen."
Brutal deshalb, weil für viele dieser jungen Italiener das Projekt eines Hochschulstudiums nur ein schöner Traum bleibt. In Italien gibt es kein Bafög und auch keine bafög-ähnlichen Finanzierungshilfen. Entweder legen sich die Eltern krumm - wie im Fall Marias, deren Mutter jetzt nachts in einem Bürohaus putzen geht, um mit den so erwirtschafteten 500 Euro im Monat der Tochter zu helfen - oder aber die Uni bleibt ein fernes Ziel. Nur extrem sozialschwache Familien erhalten nach einen bis zu zwei Jahren dauernden bürokratischen Prozedere eine kleine Summe Geld, die allerdings nur ein Studium in Nähe des Elternhauses erlaubt. Wer an einer heimatfernen Fakultät studieren will muss auch noch das Geld für eine Unterkunft auftreiben - abgesehen von den Studiengebühren, die, weiß Matteo Siniscalchi, von Hochschule zu Hochschule variieren:
"Das ist eine uralte und aktuelle Geschichte. Es gab hier immer Studiengebühren. Die können von 1.500 Euro pro Semester bis zu 5.000 Euro reichen. An den Privathochschulen wird es noch viel teurer aber dort gibt es für Hochbegabte aus sozialschwachen Verhältnissen wenigstens Stipendien. Wer an eine staatliche Hochschule will hat entweder das Geld oder aber Pustekuchen. Viele Studierende suchen sich deshalb einen Job."
Die sind in Italien nicht so einfach zu finden. Neben den Studiengebühren fallen auch noch Kosten für eine Bleibe an. Italien ist dasjenige Land der EU mit den höchsten Mietpreisen. An Miniappartments für normalsterbliche Studierende ist in den Großstädten gar nicht zu denken. Dazu Francesco Grandi aus Venedig. Er studiert in Rom Kriminalistik:
"Dank guter Beziehungen zu jungen Wissenschaftlern meiner Fakultät fand ich nach fünf Monaten Suche einen Schlafplatz. Bei uns in Italien ist das so: wer nur wenig Geld hat teilt sich mit anderen Studierenden in einer WG oder bei einer Vermieterin ein Zimmer. Fast alle meiner Kommilitonen sind so gezwungen zu wohnen."
Das sieht folgendermaßen aus: in einem Zimmer stehen zwei oder drei oder auch vier Betten. Man teilt sich ein Bad und eine Küche und in nicht seltenen Fällen sogar einen Schreibtisch. Studieren wird auf diese Weise zu einer Qual und zu einer Geduldsprobe. Wer kann, bemüht sich um ein Stipendium im Ausland, denn dort, das wissen alle italienischen Studierenden, darf man sich im Vergleich zum staatlichen Hochschulsystem in Bella Italia wie im Paradies fühlen.
"Es hängt alles von der jeweiligen Person ab, die man dort vorfindet. Ich traf drei Mal auf eine Angestellte, die noch nicht einmal über die nötigen Vordrucke verfügte, die ein Ausländer ausfüllen muss, um sich zu immatrikulieren. Und dann gibt es viel zu wenig Personal in diesen Büros."
Anne Fairfax gelang es schließlich nach über einer Woche Schlangestehen sich an der La Sapienza einzuschreiben. Damit endeten aber nicht die Probleme. Studieren in Italien ist keine leichte Sache, nicht für Ausländer und auch nicht für Italiener. Radikale Ausgabenkürzungen der Bildungsministerin haben dazu geführt, dass sich viele Fachbereiche in einer prekären Situation befinden: renovierungsbedürftige Räumlichkeiten machen das Benutzen von Aulen und Seminarräumen unmöglich. Fachbereichsbibliotheken schaffen seit Jahren keine neue Literatur an - wenn sie nicht sogar wegen baufälliger Strukturen ganz geschlossen sind. Zu diesen eher logistischen Schwierigkeiten, die von Jahr zu Jahr gravierender werden und das Studieren erschweren, kommen für Studierende existentielle Probleme hinzu. Die Finanzierung eines Studiums zum Beispiel. Dazu Matteo Siniscalchi vom römischen Studentenbund:
"Ich könnte Ihnen von vielen jungen Leuten berichten, deren Familien finanzielle Kopfstände machen, damit eines ihrer Kinder an eine Hochschule gehen kann. Nehmen wir diesen Fall hier. Eine 18jährige aus Apulien. Der Vater ist Landarbeiter, die Mutter Hausfrau mit drei anderen Kindern. Maria, so der Name des Mädchens, ist hochbegabt und sie will Jura studieren, doch den Eltern fehlt das Geld dazu. Das ist die brutale Wirklichkeit vieler junger Italiener, die studieren wollen."
Brutal deshalb, weil für viele dieser jungen Italiener das Projekt eines Hochschulstudiums nur ein schöner Traum bleibt. In Italien gibt es kein Bafög und auch keine bafög-ähnlichen Finanzierungshilfen. Entweder legen sich die Eltern krumm - wie im Fall Marias, deren Mutter jetzt nachts in einem Bürohaus putzen geht, um mit den so erwirtschafteten 500 Euro im Monat der Tochter zu helfen - oder aber die Uni bleibt ein fernes Ziel. Nur extrem sozialschwache Familien erhalten nach einen bis zu zwei Jahren dauernden bürokratischen Prozedere eine kleine Summe Geld, die allerdings nur ein Studium in Nähe des Elternhauses erlaubt. Wer an einer heimatfernen Fakultät studieren will muss auch noch das Geld für eine Unterkunft auftreiben - abgesehen von den Studiengebühren, die, weiß Matteo Siniscalchi, von Hochschule zu Hochschule variieren:
"Das ist eine uralte und aktuelle Geschichte. Es gab hier immer Studiengebühren. Die können von 1.500 Euro pro Semester bis zu 5.000 Euro reichen. An den Privathochschulen wird es noch viel teurer aber dort gibt es für Hochbegabte aus sozialschwachen Verhältnissen wenigstens Stipendien. Wer an eine staatliche Hochschule will hat entweder das Geld oder aber Pustekuchen. Viele Studierende suchen sich deshalb einen Job."
Die sind in Italien nicht so einfach zu finden. Neben den Studiengebühren fallen auch noch Kosten für eine Bleibe an. Italien ist dasjenige Land der EU mit den höchsten Mietpreisen. An Miniappartments für normalsterbliche Studierende ist in den Großstädten gar nicht zu denken. Dazu Francesco Grandi aus Venedig. Er studiert in Rom Kriminalistik:
"Dank guter Beziehungen zu jungen Wissenschaftlern meiner Fakultät fand ich nach fünf Monaten Suche einen Schlafplatz. Bei uns in Italien ist das so: wer nur wenig Geld hat teilt sich mit anderen Studierenden in einer WG oder bei einer Vermieterin ein Zimmer. Fast alle meiner Kommilitonen sind so gezwungen zu wohnen."
Das sieht folgendermaßen aus: in einem Zimmer stehen zwei oder drei oder auch vier Betten. Man teilt sich ein Bad und eine Küche und in nicht seltenen Fällen sogar einen Schreibtisch. Studieren wird auf diese Weise zu einer Qual und zu einer Geduldsprobe. Wer kann, bemüht sich um ein Stipendium im Ausland, denn dort, das wissen alle italienischen Studierenden, darf man sich im Vergleich zum staatlichen Hochschulsystem in Bella Italia wie im Paradies fühlen.