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Der Grabstichel

Gegen 22 Uhr schiebt sich eines der unscheinbarsten Sternbilder des Himmels ganz knapp über den Südhorizont. Nur wenn Sie sich an einem perfekt dunklen Ort mit freiem Blick zum Horizont befinden, erspähen Sie mit etwas Glück den Grabstichel.

Von Dirk Lorenzen |
    Er zeigt sich unterhalb des Hasen zwischen Taube und Fluss Eridanus und ist das achtkleinste Sternbild am gesamten Himmel. Zudem gibt es im Grabstichel nur Sterne, die schwächer sind als 4. Größe. Sie haben also nichts verpasst, wenn sie ihn nicht zu Gesicht bekommen.

    Der Grabstichel ist kein antikes Sternbild, um das sich schillernde Geschichten ranken. Erst Nicolas Louis de Lacaille setzte den Grabstichel Mitte des 18. Jahrhunderts an den Himmel. Offenbar war der französische Astronom sehr von dem Gravierwerkzeug angetan, das zur Herstellung von Kupferstichen etwa bei Sternkarten benutzt wurde.

    Der hellste Stern des Grabstichels ist etwas heißer und massereicher als unsere Sonne. Er leuchtet in einer Entfernung von knapp 70 Lichtjahren und erscheint uns daher so schwach.

    Das Sternbild gehört zu denen, die einen staunen lassen, dass sie es überhaupt an den Himmel geschafft haben. Zum Teil sind solche Figuren Lückenfüller, weil man auch Bereiche mit nur schwachen Sternen benennen wollte. Zum Teil verdanken sie ihre Existenz einfach dem Ehrgeiz einiger Astronomen, die sich mit neuen Sternbildern verewigen wollten.

    De Lacaille ist das auch gelungen. Ohne die von ihm eingeführten Sternbilder Grabstichel, Pendeluhr, Winkelmaß, chemischer Ofen etc. wäre er heute längst in Vergessenheit geraten.


    Allgemeine Informationen zum Grabstichel

    Informationen zur Geschichte des Sternbilds

    Sternkarte des Grabstichels