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Der große Ausverkauf

1990 kam auf die DDR und auf die Bundesrepublik eine große Herausforderung zu: die Umwandlung der DDR-Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft. Auch Manager aus Westdeutschland bissen sich an dieser Jahrhundertaufgabe erstmal die sprichwörtlichen Zähne aus.

Von Harald Kleinschmid | 28.02.2010
    "Von der Treuhand zu sprechen, heißt in Superlativen zu sprechen. Die Treuhand war die größte Holding der Welt. Ihre Präsidentin, Birgit Breuel, war nach eigenem Bekunden die meistgehasste Frau Deutschlands."

    Der Schriftsteller Thomas Brussig im Herbst vorigen Jahres. Er spricht von einer Jahrhundertaufgabe, nämlich der Umwandlung einer Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft. Erste Pläne dazu gab es schon in den ersten Wochen des Jahres 1990 von Seiten der Bürgerrechtsbewegung "Demokratie jetzt". Für sie saß damals am Runden Tisch der Filmemacher Konrad Weiß.

    "Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Montag, in der Pause einer Sitzung zum Runden Tisch kam Dr. Ullmann zu mir und erzählte ganz begeistert von einem Schweizer Wirtschaftswissenschaftler, der ihm vorgeschlagen hätte, doch eine Treuhand zu bilden, die die Umwandlung der DDR-Wirtschaft in eine Marktwirtschaft vornehmen sollte."

    Doch das daraufhin von der Modrow–Regierung geschaffene Konstrukt hatte nur kurzen Bestand. Der Dramatiker Rolf Hochhuth bezog sich schon 1992 im Zusammenhang mit seinem Stück "Wessis in Weimar" auf seinen Ost-Berliner Kollegen Stefan Heym.

    "Auf der Spurensuche nach den Ursprüngen der Treuhand findet man tatsächlich im Gesetzblatt der DDR vom 8. März 1990 ... Zitat: 'Zur Wahrung des Volkseigentums wird mit Wirkung zum 1.3.1990 die Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums gegründet.' Zitatende. Stefan Heym fährt fort: aber dann kam der kleine dürre Herr de Maiziere, gesponsert von dem großen, dicken Herrn Kohl an die Regierung, und da las es sich plötzlich ganz anders. Im Gesetzblatt vom 22. 6.1990 wird die Sache nun – Zitat:'Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens – Treuhandgesetz vom 17.Juni 1990' – genannt. Zitatende. Also, folgert Heym, nicht mehr Wahrung des Volkseigentums, sondern dessen Privatisierung und Reorganisation, soll heißen: Ausverkauf und Vernichtung. Vom Volk, dem das Ganze eigentlich ja gehörte, ist in diesem neuen Gesetz überhaupt nicht mehr die Rede. Das Volk kann sich sein Eigentum in den Rauchfang schreiben. Soweit Stefan Heym."

    Der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maiziere (CDU), weist das zurück.

    "Weder Herr Heym noch Herr Hochhuth waren je bei Gesprächen, die ich mit dem Kanzler hatte, dabei, und weder ich noch Kanzler Kohl haben sich je in dieser Weise eingelassen."

    Was allerdings in den Gesprächen in Bonn im Frühjahr 1990 herauskam, bezeichnet die Wirtschaftsministerin im Vorgängerkabinett Modrow und langjährige Bundestagsabgeordnete der PDS, Christa Luft, als Sturzgeburt.

    "Weil diese Geburt ausgelöst worden ist durch die Ankündigung des Bundeskanzlers Helmut Kohl, Anfang Februar 1990, der DDR die DM als einziges Zahlungsmittel zu übertragen. Die meisten in der Bevölkerung waren natürlich happy, und es war vollkommen klar, mir war es jedenfalls klar und vielen anderen auch: Wenn wir die D-Mark bekommen, bleibt nicht alles andere Liebgewordene unverändert, sondern dann wird ein ganzes System verändert."

    Konrad Weiß saß zusammen mit Christa Luft Anfang 1990 am Runden Tisch. Er fasst den Begriff der Sturzgeburt weiter.

    "Ich meine, die ganze friedliche Revolution war eine Sturzgeburt, das haben Revolutionen so an sich. Ich denke ganz einfach, es musste so sein. Natürlich hatte dieses Treuhandgesetz dann auch alle möglichen Mängel, ich glaube aber, einer der schwerwiegendsten Punkte war, dass von denjenigen, die die DDR beraten haben, die DDR-Bürgerrechtler, aber auch die DDR-Regierung beraten haben, dass die keine wirkliche Vorstellung von dem hatten, was DDR-Wirtschaft war. Nämlich keine deformierte Marktwirtschaft, sondern ein völlig anderes System. Die haben das nie begriffen, dass das wirklich eine Kommandowirtschaft war, die auch gar nicht nach vernünftigen und logischen Gesichtspunkten gearbeitet hat, sondern eben auf Befehl."

    Im Juli 1990, mit Beginn der Währungsunion, kam der Vorsitzende der Hoesch-AG, Detlev Karsten Rohwedder nach Ost-Berlin, um zunächst als Verwaltungsratsvorsitzender marktwirtschaftliche Strukturen in die neu organisierte Treuhand zu bringen. Otto Gellert, Hamburger Manager und erfahrener Sanierer, wurde als enger Freund Rohwedders dessen Stellvertreter im Verwaltungsrat und blieb in dieser Funktion auch, als der Sozialdemokrat Rohwedder kurze Zeit später der mittlerweile schon dritte Vorstandsvorsitzende der Treuhand wurde. Gellert bestätigt die Aussagen von Konrad Weiß.

    "Wir waren im Gruned genommen eigentlich relativ unbeleckt von den Problemen der ostdeutschen Wirtschaft. Die ostdeutsche Wirtschaft war für uns laut Statistik die sechst- oder siebtgrößte Industrienation der Welt, und das war für uns somit eine intakte Veranstaltung."

    Deren wahrer, höchst maroder Zustand offenbarte sich den westdeutschen Managern allerdings sehr schnell. Das Bruttoinlandsprodukt der DDR lag pro Einwohner bei 27 Prozent des westdeutschen Wertes. Weil selbst Vorzeigekombinate nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprachen, wurde bald polemisch von "Industriemuseen" gesprochen. Am 1.Juli 1990 waren der Treuhand etwa 8500 Betriebe mit mehr als vier Millionen Beschäftigten unterstellt. Zwei Jahre später betrug die Zahl der Beschäftigen nur noch 1,2 Millionen, die Arbeitslosenquote auf dem Gebiet der ehemaligen DDR 14 Prozent. Die Ursachen für diesen dramatischen Einbruch lagen nicht nur bei der Treuhand, aber generell war deren rigoroses Vorgehen politisch gewollt. Otto Gellert.

    "Es war ja von der Politik auch so vorgesehen. Wir waren ja ein Rammbock zwischen Ostdeutschland einerseits und der politischen Elite Westdeutschlands andererseits. Wir haben ja diese ganzen Schwierigkeiten im Grunde genommen abgefangen. Deshalb sagte Rohwedder auch: "Also, wenn ich diesen Job vier Jahre lang gemacht habe, dann gibt es für mich auch keine Möglichkeit der Verlängerung mehr."

    Detlev-Carsten Rohwedder war nur etwa ein dreiviertel Jahr Vorstandsvorsitzender der Treuhand. Kurz vor seiner Ermordung durch die RAF nannte er einige Ursachen der Probleme, mit denen er sich konfrontiert sah.

    "Die Ursachen sind, dass die Unternehmen von einem Tag zum anderen, eben bei der besprochenen Währungsunion, dem Wettbewerb der gesamten hoch industrialisierten westlichen Welt, der westlichen Industriestaaten ausgesetzt worden sind, und damit kämpft die Wirtschaft jetzt. Hinzu kommt, dass ja auch die Bewohner in der früheren DDR Westware kaufen, nicht wahr, das beginnt bei den Autos: wir mussten den Wartburg, die Produktion mussten wir einstellen, der Trabbi wird nicht mehr gebaut; die Leute kaufen Westautos, kaufen westliche Produkte, die sie lange haben entbehren müssen. Und das trägt natürlich dazu bei, dass die Fabriken leer laufen und keine Produktion machen."

    Lothar de Maiziere schildert diese Situation anhand eines persönlichen Erlebnisses.

    "Ich war1990 in Eisenach bei den Automobilbauern und habe gesagt: Na, ihr habt euch ja darüber aufgeregt, dass der Wartburg mit dem VW-Motor 35.000 Mark kostet: Wie viel wärt ihr denn bereit, dafür auszugeben? Darauf hat man mir gesagt: Aber Herr Ministerpräsident, wir kaufen doch nicht das Auto! Jetzt wollen wir einen echten VW kaufen. Ich sage: Na, wer soll denn dann euer Auto kaufen? – Na, die Ungarn oder die Tschechen! – Ich sage: Na, die wollen auch lieber einen echten VW haben!"

    Das Wegbrechen der osteuropäischen Märkte machte die Situation noch schwieriger. Sie wurde zusätzlich kompliziert durch den gewaltsamen Tod von Detlev Carsten Rohwedder. Lothar de Maiziere:

    "Tragische Stunde war der Ostermontag 1991, als Detlev Rohwedder erschossen wurde, der einen sehr viel stärkeren strukturpolitischen Ansatz verfolgte als später Frau Breuel, die einen sehr viel stärkeren fiskalischen Ansatz verfolgte. Allerdings war sie damit auch in Übereinstimmung mit dem Finanzminister der Bundesrepublik, der ja die Aufsicht über die Treuhandanstalt hatte."

    Was der CDU-Politiker de Maiziere nur andeutet, formuliert die damalige PDS-Politikerin Luft deutlicher.

    "Herr Rohwedder kam aus dem Unternehmensbereich, galt als Sanierer, auch als harter Sanierer, aber er hatte immerhin ein Unternehmensumfeld bis dahin gehabt. Frau Breuel kam eigentlich aus Regierungsämtern, abgewählt in Niedersachsen, kriegte sie eine neue Chance im Osten. Während Herr Rohwedder erst sanieren und dann privatisieren wollte, hat Frau Breuel das ja dann umgedreht, um erst zu privatisieren und dann zu sanieren. Ich kenne einen Brief, den Herr Waigel geschrieben hat an Frau Breuel: 'Liebe Frau Breuel, machen Sie sich da keine Sorgen. Wenn da was schief geht bei diesen Privatisierungsvorgängen, das ist der Zeit geschuldet, da wird niemand zur Rechenschaft gezogen.' Da hatte sie den Freibrief vom Bundesfinanzminister."

    Tatsächlich war die Führungsebene der Treuhand in der Anfangsphase von der Haftung für grobe Fahrlässigkeit freigestellt. Die Folgen dieser Politik waren für viele ostdeutsche Industriezweige verheerend. Von Plattmacherei und Un-Treuhand war allenthalben die Rede. Hinzu kam, dass schon in der Zeit der Modrow-Regierung gewiefte westdeutsche Unternehmer versuchten, der Filetstücke habhaft zu werden. Andererseits war es für die Mitarbeiter der Treuhand alles andere als einfach, für die nun nach marktwirtschaftlichen Kriterien arbeitenden Betriebe geeignete Manager zu finden. Christa Luft:

    "Man hat eigentlich jeden genommen, der angeklopft hat, um etwas zu bekommen, Hauptsache, er hatte eine Postleitzahl aus dem Westen. Ob der da schon drei, vier Pleiten hingelegt hat, war egal – also nicht, dass ich meine, wenn einer eine Pleite hingelegt hat, soll er nie mehr eine Chance bekommen, das nicht -, aber unbesehen dem das nächste Stück gleich zu überlassen, das ist natürlich schlimm gewesen."

    Diese Tendenz wurde verstärkt durch die Naivität vieler Ostdeutscher. Konrad Weiß:

    "Vielen hat natürlich auch die Erfahrung gefehlt, die Erfahrung, mit dem Markt umzugehen und mit solchen Glücksrittern, die natürlich – wir sind Menschen - auftauchen ... .Die sind wirklich vielen aufgesessen, die mit dicken Autos vorgefahren sind, die sie geleast haben oder auch nur für drei Tage ausgeliehen, die sind mit einem schicken Anzug gekommen, den sie vom Nachbarn ausgeborgt haben, die haben das Blaue von Himmel herunter versprochen. Viele Kommunen haben sich da was aufschwatzen lassen, und viele Unternehmen haben geglaubt, da kommt jetzt jemand, der uns aus der Krise führt oder das dicke Geld bringt. Man hat zu wenig hinterfragt, man ist zu wenig skeptisch gewesen. Aber das kann man andererseits niemandem aus der DDR zum Vorwurf machen, weil natürlich die Erfahrung fehlte, auch mit den dunklen Seiten der Marktwirtschaft."

    Fehlende Organisationsstrukturen und fehlende Kontrollmechanismen führten zu diversen Formen der Wirtschaftskriminalität: Betrug, Bestechung, Bilanzfälschung. Der Bauunternehmer Jürgen Schneider in Leipzig oder der Prokurist Michael Rottmann beim VEB Wärmeanlagenbau belasteten das moralische Ansehen der Treuhand schwer. Verwaltungsrats – Vize Otto Gellert beschreibt diesen Unternehmertyp so:

    "Es ging ja dann also auch der Ruf, der arbeitslose Manager in Westdeutschland, der klebt sich das Etikett Vaterlandliebe auf die Stirn und fing dann für die doppelten Bezüge, die er in Westdeutschland gehabt hat, für die fing er dann in Ostdeutschland an. Die Fälle sind ja zahlreich gewesen."

    Immerhin haben sich mehrere Gerichte sowie ein Untersuchungsausschuss des Bundestages zahlreicher dieser Fälle angenommen. Fest im kollektiven Bewusstsein der Ostdeutschen verankert ist auch die Schließung des Kalibergbaus im thüringischen Bischofferode, mit der ein Konkurrent der westdeutschen Kali-Industrie ausgeschaltet wurde. Die insgesamt ein Jahr dauernden, letztlich erfolglosen Proteste machten bundesweit Schlagzeilen.

    "Und so wie wir heute hier angetreten sind, müssen wir vielleicht auch die Treuhand besetzen und diese Institution wegschleudern! (Beifall) In meiner persönliche Intention betrachte ich eigentlich diese Treuhandanstalt als größte legale Hehlerorganisation, die es je gegeben hat. Es wird Eigentum verkauft, das sie gar nicht besitzen."

    Neben 8500 Gesellschaften mit über vier Millionen Beschäftigen hatte die Treuhand 2,4, Millionen land– und forstwirtschaftliche Flächen übernommen, außerdem das Vermögen der Stasi, große Teile der Liegenschaften der Volksarmee, das Vermögen der staatlichen Apotheken und ab 3. Oktober 1990 auch das Vermögen der DDR-Parteien und Massenorganisationen. Vor diesem Hintergrund zieht der Schriftsteller Thomas Brussig fast 20 Jahre später noch immer eine negative Bilanz.

    "Das DDR Volkseigentum ging zu 85 Prozent an westdeutsche, zu zehn Prozent an ausländische und nur zu fünf Prozent an ostdeutsche Eigentümer. In den viereinhalb Jahren ihres Bestehens vernichtete die Treuhand nicht nur über drei Millionen Arbeitsplätze, sie verwandelte zudem ein Anfangsvermögen von 586 Milliarden DM in einen Schuldenberg von 264 Milliarden DM, und das, obwohl sie etwas zu verkaufen hatte. Spätestens hier wird klar, dass die Tätigkeit der Treuhand jedes normale Vorstellungsvermögen sprengt. Deshalb ist die Treuhand im Bewusstsein der Deutschen eine Monsterbehörde, eine gigantische Black Box."

    Dieser negativen Bilanz stehen durchaus Erfolgsgeschichten gegenüber. Modernisiert und weitgehend gesundet sind unter anderen die Betriebe im Chemiedreieck um Halle an der Saale, die Werften an der Ostsee, die Stahlwerker in Eisenhüttenstadt oder Jenoptik in Thüringen. Darum beurteilt Lothar de Maiziere das Wirken der Treuhand wesentlich positiver als Thomas Brussig

    "Die Treuhand hatte eine fast unlösbare Aufgabe zu lösen und hat sie auch gelöst. Es gab keinerlei Beispiele, wie man eine gesamte Volkswirtschaft transformiert. Theoretische Arbeiten sind zehn Jahre später erschienen, als wir sie nicht mehr gebraucht haben. Es gab in der DDR Hunderte von Büchern, in denen man nachlesen konnte, wie man von der Marktwirtschaft zur Planwirtschaft kommt, aber es gab leider Gottes kein einzige Buch für den Rückweg. Es war Pionierarbeit. Es gab viele Leute, die dort mit großer Energie und auch mit reinem Herzen versucht haben, die Probleme zu lösen. Es hat auch die von Ihnen angesprochenen Unterschleife gegeben, aber im Ganzen würde ich meinen, hat die Treuhand eine schwierige Übergangsaufgabe gelöst und sie hat sie besser gelöst als die anderen Transformationsgesellschaften in den mittel– und osteuropäischen Ländern. Ich sehe, dass die ostdeutschen Unternehmen, die im Zuge dieser Privatisierung auch modernisiert worden sind, sich offensichtlich in der jetzigen Krise besser behaupten als manches Unternehmen in den alten Bundesländern."

    Selbst Christa Luft, heute für die Partei "die Linke" im Vorstand der Rosa-Luxemburg-Stiftung, fällt ein eher mildes Urteil.

    "Damals ist der Grundstein dafür gelegt worden, dass viele Menschen im Osten heute das Gefühl haben, also, was wir da bekommen haben, wo wir ja am Anfang auch euphorisch dafür waren, das hat unseren Erwartungen doch nicht ganz entsprochen. Was ja nicht bedeutet, dass nicht etliche, was heißt etliche, dass nicht viele Menschen im Osten auch ihren Weg machen konnten nach der deutschen Einheit, das ist keine Frage, und was sich alles äußerlich verändert hat, an Infrastruktur, an Telekommunikation, an modernisierten Wohnungen, an sanierten Innenstädten, das ist alles unbestritten. Aber wenn Menschen sich diese schöne harte D-Mark nicht erarbeiten können, sondern angewiesen bleiben auf Alimente, dann zermürbt das irgendwann."

    Die Treuhand wurde Ende 1994 aufgelöst und auf mehrere Folgegesellschaften verteilt. Einige Ableger, etwa die Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG) sind auch jetzt noch immer gefragt. Der heute noch als Wirtschaftsberater tätige Otto Gellert sieht die historische Einmaligkeit des Unternehmens Treuhand:

    "Bis dahin sind immer nur kapitalistische Wirtschaften umgewandelt worden in marxistische, das war der erste Fall, wo es mal andersrum ging. Und dass dabei erst einmal große Erfahrungen gesammelt werden mussten, und das dann auch immerhin noch mit der Maßgabe, die an sich intakte westdeutsche Republik nicht bis an den Rand zu belasten, das war natürlich auch logisch. In den Jahren von 1990 bis 1995 hatten wir eine große Bereitwilligkeit, ich würde fast sagen Begeisterung der westdeutschen Wirtschaftselite, sich in Ostdeutschland für die Aufgaben der Einheit zu organisieren und zu engagieren und ich hätte mir gewünscht, dass diese Einstellung in den letzten zwei Jahren mit Eintritt der Krise auch heute noch so getragen würde."