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Der große Entwurf

22 Jahre nach seinem millionenfach verkauften Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" will es Stephen Hawking noch einmal wissen. Der berühmte Astrophysiker im Rollstuhl präsentiert eine neue Erklärung des Universums – die so neu gar nicht ist. Wie kam es zum Urknall? Warum existieren wir?

Rezension: Ralf Krauter | 10.10.2010
    Vor 20 Jahren ließen physikalische Theorien diese Fragen noch unbeantwortet, der allmächtige Schöpfer behielt ein letztes Schlupfloch für sein Wirken: Immerhin könnte er es gewesen sein, der das Universum einst ins Leben rief und mit exakt jenen Naturkonstanten und -gesetzen ausstattete, die auf einem blauen Planeten in einer unbedeutenden Galaxie die Entstehung intelligenten Lebens ermöglichten.

    Doch auch fürs Einstellen der Anfangsbedingungen ist Gott jetzt entbehrlich. Zumindest wenn man der so genannten M-Theorie glaubt - einer Erweiterung der Stringtheorie, die Stephen Hawking und Co-Autor Leonard Mlodinow zufolge das Zeug zur Weltformel hat. Laut M-Theorie gibt es unendlich viele Universen, die wie Blasen aus dem Nichts entstehen und wieder vergehen. Dass eines davon genau jene Eigenschaften aufweist, die menschliches Leben möglich machen, wäre demnach weder Fügung noch reinem Zufall geschuldet, sondern der Logik der Statistik. Die Theorie vom Multiversum kann deshalb ohne die Hypothese "Gott" erklären, warum die Welt so ist, wie sie ist. Bis zur Bestätigung durch Experimente bleibt sie jedoch selbst eine Hypothese - gewagt und faszinierend zugleich.

    Dank schöner Grafiken ist das Buch gefälliger und leichter zu lesen als manch’ früherer Hawking. Was inhaltlich wirklich neu ist, haben andere aber schon besser verdaulich präsentiert.

    Stephen Hawking, Leonard Mlodinow: Der große Entwurf. Eine neue Erklärung des Universums
    ISBN 978-3-498-02991-3
    Rowohlt Verlag, 191 Seiten, 24,95 Euro