Die Abstimmung über den heißesten Lehrstuhl der Uni Münster findet hinter verschlossenen Türen statt. Gestern Abend im Senatssaal des barocken Schlossgebäudes. Und wäre es ein Lehrstuhl wie jeder andere, so hätte der Kandidat Nummer eins noch am Abend feiern können. Der Libanese Libanese Mouhanad Khorchide ist ganz klar auf Platz eins, die Wunschbesetzung. Aber es wäre noch zu früh, sich für ihn zu freuen. Die muslimischen Verbände haben ihr Plazet noch nicht gegeben, obwohl die Frist dafür schon Ende März abgelaufen ist, trotzdem will die Uni warten, sagt Pressesprecher Norbert Robers.
"Das Rektorat, die Rektorin hat entschieden, dass uns nach wie vor sehr an einem guten Miteinander mit den islamischen Verbänden liegt, weil es sich hier auch um eine Stelle handelt, die politisch belegt ist. Und deswegen hat sie entschieden, dass wir auf verschiedenen Wegen uns bemühen, die Stellungnahme einzuholen. Ich gehe davon aus, dass das in den nächsten Wochen passieren wird."
Die islamischen Verbände, die offiziellen Vertreter der Muslime in Deutschland, lassen die Uni Münster zappeln - und das schon ziemlich lange: Ali Kizilkaya, der Vorsitzende des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland, sieht darin allerdings kein Versagen der Muslime.
"Wir haben bis jetzt keine direkten Gespräche geführt, sodass bei uns einige Unklarheiten nicht ausgeräumt sind, insofern ist die Beratung bei uns nicht abgeschlossen."
Dabei ist der Einfluss der muslimischen Verbände an der Uni Münster größer, als es manchen recht ist. Im Sommer 2008 hatten sie dafür gesorgt, dass der bisherige Professor für die Ausbildung von Islamlehrern, Sven Kalisch, abgesetzt wird.
Damals hatte er die Existenz Mohammeds angezweifelt, seit einigen Wochen ist er offiziell kein Moslem mehr. Die muslimischen Verbände halten ihn als Lehrkraft für untragbar. Sie haben zu einem Boykott seiner Lehrveranstaltungen aufgerufen. Nahezu die Hälfte der 30 islamischen Lehramtsstudenten hält sich daran. Unterdessen hat der Libanese Mouhanad Khorchide, obwohl er weiter auf seine Berufung warten muss, in Münster jetzt die Ausbildung der Islamlehrer übernommen - derzeit als Vertretung. Er selbst bezeichnet sich als liberalen Muslim, vom Streit um seine Stellenbesetzung will sich der 38-Jährige nicht bremsen lassen.
"Eine große Herausforderung wird sein, die islamische Theologie in Harmonie zu bringen mit einem Leben in einer modernen Gesellschaft, dass da kein Widerspruch entsteht, dass die Schüler nicht vor der Wahl stehen - entweder oder. Ich bin Muslim oder Europäer, sondern sowohl als auch, wir sind Muslime und Europäer zugleich und das ist das Ziel letztendlich."
Im krassen Widerspruch zu seiner aufgeschlossenen Haltung stehen die strengen Sicherheitsvorkehrungen rund um sein Büro. Die Adresse ist geheim, Khorchide ist in einem anonymen Hinterhofgebäude der Uni untergebracht, nicht mal im Aufzug weist ein Schild auf das Centrum für religiöse Studien hin. Khorchides Dachkämmerchen ist direkt neben dem von Sven Kalisch, der wegen seiner Abkehr vom Islam mit Morddrohungen leben muss. Mouhanad Khorchide äußert keine Zweifel an den Glaubensgrundsätzen des Islam. Die Anfeindungen gegen Kalisch hält er für falsch.
"Ich finde Religionsfreiheit obersten Grundsatz auch im Islam. Und wofür Professor Kalisch sich entscheidet, ist seine persönliche private Angelegenheit."
Er hofft einfach, dass möglichst bald wieder Ruhe einkehrt am Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik in Münster. Ob als berufener Professor oder als Vertretung, er will vor allem für die Studenten und künftigen Islamlehrer da sein. Die sind jedenfalls hoch erfreut, dass es am Institut - wenn auch nur in kleinen Schritten - weitergeht:
"Ich verspreche mir viel, weil: Das ist wie ein Neuanfang. Wir haben ihn kennengelernt und er hat seine Ziele genannt, wie der das handhaben will mit dem Koran. Ja, sehr optimistisch. Seine Veranstaltung ist ja 'Muslime in Europa' und vom Thema allein kann ich das besser anwenden in meinem späteren Beruf, deswegen habe ich Hoffnung."
"Das Rektorat, die Rektorin hat entschieden, dass uns nach wie vor sehr an einem guten Miteinander mit den islamischen Verbänden liegt, weil es sich hier auch um eine Stelle handelt, die politisch belegt ist. Und deswegen hat sie entschieden, dass wir auf verschiedenen Wegen uns bemühen, die Stellungnahme einzuholen. Ich gehe davon aus, dass das in den nächsten Wochen passieren wird."
Die islamischen Verbände, die offiziellen Vertreter der Muslime in Deutschland, lassen die Uni Münster zappeln - und das schon ziemlich lange: Ali Kizilkaya, der Vorsitzende des Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland, sieht darin allerdings kein Versagen der Muslime.
"Wir haben bis jetzt keine direkten Gespräche geführt, sodass bei uns einige Unklarheiten nicht ausgeräumt sind, insofern ist die Beratung bei uns nicht abgeschlossen."
Dabei ist der Einfluss der muslimischen Verbände an der Uni Münster größer, als es manchen recht ist. Im Sommer 2008 hatten sie dafür gesorgt, dass der bisherige Professor für die Ausbildung von Islamlehrern, Sven Kalisch, abgesetzt wird.
Damals hatte er die Existenz Mohammeds angezweifelt, seit einigen Wochen ist er offiziell kein Moslem mehr. Die muslimischen Verbände halten ihn als Lehrkraft für untragbar. Sie haben zu einem Boykott seiner Lehrveranstaltungen aufgerufen. Nahezu die Hälfte der 30 islamischen Lehramtsstudenten hält sich daran. Unterdessen hat der Libanese Mouhanad Khorchide, obwohl er weiter auf seine Berufung warten muss, in Münster jetzt die Ausbildung der Islamlehrer übernommen - derzeit als Vertretung. Er selbst bezeichnet sich als liberalen Muslim, vom Streit um seine Stellenbesetzung will sich der 38-Jährige nicht bremsen lassen.
"Eine große Herausforderung wird sein, die islamische Theologie in Harmonie zu bringen mit einem Leben in einer modernen Gesellschaft, dass da kein Widerspruch entsteht, dass die Schüler nicht vor der Wahl stehen - entweder oder. Ich bin Muslim oder Europäer, sondern sowohl als auch, wir sind Muslime und Europäer zugleich und das ist das Ziel letztendlich."
Im krassen Widerspruch zu seiner aufgeschlossenen Haltung stehen die strengen Sicherheitsvorkehrungen rund um sein Büro. Die Adresse ist geheim, Khorchide ist in einem anonymen Hinterhofgebäude der Uni untergebracht, nicht mal im Aufzug weist ein Schild auf das Centrum für religiöse Studien hin. Khorchides Dachkämmerchen ist direkt neben dem von Sven Kalisch, der wegen seiner Abkehr vom Islam mit Morddrohungen leben muss. Mouhanad Khorchide äußert keine Zweifel an den Glaubensgrundsätzen des Islam. Die Anfeindungen gegen Kalisch hält er für falsch.
"Ich finde Religionsfreiheit obersten Grundsatz auch im Islam. Und wofür Professor Kalisch sich entscheidet, ist seine persönliche private Angelegenheit."
Er hofft einfach, dass möglichst bald wieder Ruhe einkehrt am Lehrstuhl für islamische Religionspädagogik in Münster. Ob als berufener Professor oder als Vertretung, er will vor allem für die Studenten und künftigen Islamlehrer da sein. Die sind jedenfalls hoch erfreut, dass es am Institut - wenn auch nur in kleinen Schritten - weitergeht:
"Ich verspreche mir viel, weil: Das ist wie ein Neuanfang. Wir haben ihn kennengelernt und er hat seine Ziele genannt, wie der das handhaben will mit dem Koran. Ja, sehr optimistisch. Seine Veranstaltung ist ja 'Muslime in Europa' und vom Thema allein kann ich das besser anwenden in meinem späteren Beruf, deswegen habe ich Hoffnung."