Ein Geheimplan sieht die physische Beseitigung der, wie es heißt, jüdischen Oligarchen vor, in denen unschwer die heutigen Exilanten Boris Beresowski und Wladimir Gussinkij zu erkennen sind, sowie die Machtübergabe durch den Götzen Boris Jelzin an eine Marionette der Verschwörer mit dem Spitznamen "Der Thronfolger". Alles läuft wie geschmiert: die beiden Oligarchen werden liquidiert, der Götze ernennt den "Thronfolger", und der geheime KGB-Orden steht kurz davor, sich im Kreml einzurichten und die gestohlenen Reichtümer des Landes nun endlich unter sich aufzuteilen. Da tritt eine andere, ebenfalls aus KGB-Leuten rekrutierte Verschwörergruppe auf den Plan, die gar nicht daran denkt, die Sowjetunion wiederherzustellen, sondern darauf aus ist, Russland zum bloßen Rohstofflieferanten des jüdisch-amerikanischen Kapitals zu machen. Und ihr gelingt es tatsächlich, die Rivalen mittels eines Flugzeugattentats auszuschalten.
Zur Erklärung dessen, was sich in Russland gegenwärtig ereignet, braucht man keine Verschwörungstheorien, obschon die politische Undurchsichtigkeit zu den wildesten Spekulationen verleiten kann. Tatsache ist, dass Putin von der "Familie", das heißt von der engsten Umgebung Jelzins, die wiederum von Beresowskis macchiavellistischer Machtpolitik abhängig war, als Nachfolger gewählt wurde, um damit die unrechtmäßig angehäuften Reichtümer des Clans zu sichern und den Schutz vor späteren Verfolgungen zu garantieren. Der erste Erlass des neuen Präsidenten Putin war prompt, Jelzin Straffreiheit zuzusichern. Im Kreml fand Putin die alte Jelzinsche Kamarilla vor und fing an, aus alten Kumpanen, meist KGB-Leuten, seine eigene Mannschaft zu rekrutieren. Sie sollten ein Gegengewicht zu Jelzins Leuten bilden. Doch die Kumpanen brachten ihre Anhänger mit, so dass der Anteil an Vertretern des KGB und des Militärs in allen Staatsorganen – in den Regionen noch mehr als im Zentrum - lawinenartig zu wachsen begann. Sie repräsentieren die unreformierten Sowjetinstitutionen, die als erste dem Untergang der Sowjetunion zum Opfer fielen und bei der Privatisierung leer ausgegangen waren. Sie hassten die mächtigen Oligarchen und strebten nach Revanche für die Zerschlagung der Sowjetunion, für die Plünderung der nationalen Reichtümer und für das Jahrzehnt des Dahinvegetierens am Rand des Geschehens. Nun aber war ihr Genosse, Putin, Präsident, und sie hatten die einmalige Chance, den Ablauf der Ereignisse in ihrem Sinn zu beeinflussen. Vielleicht wollte auch Putin selbst Rache nehmen und holte zum entscheidenden Schlag aus. Er schaltete Parlament und Fernsehen gleich und brachte Staatsanwaltschaft und Gerichte unter seine administrative Gewalt. Zudem konnte er sich in den letzten Jahren des Schmusekurses seiner Freunde George, Jacques und Gerhard vergewissern, die für Gas, Öl und angeblichen Beistand im Antiterrorkampf vor dem Aufstieg der KGB-Junta im Kreml nur allzu gern ein Auge zudrückten.
Nun wird Russland, das sich gerade erst vom Börsencrash 1998 erholt hat, von seinem eigenen Schatten eingeholt. Die Verhaftung des Öl-Moguls Chodorkowski, einem der zivilisiertesten Vertreter des russischen Banditenkapitalismus und heute einer der wichtigsten Steuerzahler im Land, ist ein Signal für die Revidierung der Privatisierung durch Staatswillkür. Es gibt kaum Hoffnung, dass Chodorkowski ein Einzelfall bleiben wird. Vielmehr ist dies ein Signal zum Raub des Geraubten im ganzen Land, vor dem weder ein Kioskbesitzer noch ein selbständiger Bauer gefeit ist. Wenn man nach einem Staat sucht, der heute eine vergleichbar selbstmörderische Politik wie Russland betreibt, kommt einem nur Zimbabwe in den Sinn. Allerdings stellt das kleine afrikanische Land kein internationales Sicherheitsrisiko dar. Russland schon. Als in Prochanows Thriller das Flugzeug mit den Verschwörern und dem Präsidenten explodiert, bleibt auf dem Flugfeld eine rivalisierende Bande von Geheimdienstlern als Sieger zurück, die nun alles unter sich aufteilen können. Vielleicht sollte man Putin empfehlen, den Agententhriller "Herr Hexogen" zu lesen. Er hat in diesem Jahr den russischen Preis eines "Nationalen Bestsellers" gewonnen.
Zur Erklärung dessen, was sich in Russland gegenwärtig ereignet, braucht man keine Verschwörungstheorien, obschon die politische Undurchsichtigkeit zu den wildesten Spekulationen verleiten kann. Tatsache ist, dass Putin von der "Familie", das heißt von der engsten Umgebung Jelzins, die wiederum von Beresowskis macchiavellistischer Machtpolitik abhängig war, als Nachfolger gewählt wurde, um damit die unrechtmäßig angehäuften Reichtümer des Clans zu sichern und den Schutz vor späteren Verfolgungen zu garantieren. Der erste Erlass des neuen Präsidenten Putin war prompt, Jelzin Straffreiheit zuzusichern. Im Kreml fand Putin die alte Jelzinsche Kamarilla vor und fing an, aus alten Kumpanen, meist KGB-Leuten, seine eigene Mannschaft zu rekrutieren. Sie sollten ein Gegengewicht zu Jelzins Leuten bilden. Doch die Kumpanen brachten ihre Anhänger mit, so dass der Anteil an Vertretern des KGB und des Militärs in allen Staatsorganen – in den Regionen noch mehr als im Zentrum - lawinenartig zu wachsen begann. Sie repräsentieren die unreformierten Sowjetinstitutionen, die als erste dem Untergang der Sowjetunion zum Opfer fielen und bei der Privatisierung leer ausgegangen waren. Sie hassten die mächtigen Oligarchen und strebten nach Revanche für die Zerschlagung der Sowjetunion, für die Plünderung der nationalen Reichtümer und für das Jahrzehnt des Dahinvegetierens am Rand des Geschehens. Nun aber war ihr Genosse, Putin, Präsident, und sie hatten die einmalige Chance, den Ablauf der Ereignisse in ihrem Sinn zu beeinflussen. Vielleicht wollte auch Putin selbst Rache nehmen und holte zum entscheidenden Schlag aus. Er schaltete Parlament und Fernsehen gleich und brachte Staatsanwaltschaft und Gerichte unter seine administrative Gewalt. Zudem konnte er sich in den letzten Jahren des Schmusekurses seiner Freunde George, Jacques und Gerhard vergewissern, die für Gas, Öl und angeblichen Beistand im Antiterrorkampf vor dem Aufstieg der KGB-Junta im Kreml nur allzu gern ein Auge zudrückten.
Nun wird Russland, das sich gerade erst vom Börsencrash 1998 erholt hat, von seinem eigenen Schatten eingeholt. Die Verhaftung des Öl-Moguls Chodorkowski, einem der zivilisiertesten Vertreter des russischen Banditenkapitalismus und heute einer der wichtigsten Steuerzahler im Land, ist ein Signal für die Revidierung der Privatisierung durch Staatswillkür. Es gibt kaum Hoffnung, dass Chodorkowski ein Einzelfall bleiben wird. Vielmehr ist dies ein Signal zum Raub des Geraubten im ganzen Land, vor dem weder ein Kioskbesitzer noch ein selbständiger Bauer gefeit ist. Wenn man nach einem Staat sucht, der heute eine vergleichbar selbstmörderische Politik wie Russland betreibt, kommt einem nur Zimbabwe in den Sinn. Allerdings stellt das kleine afrikanische Land kein internationales Sicherheitsrisiko dar. Russland schon. Als in Prochanows Thriller das Flugzeug mit den Verschwörern und dem Präsidenten explodiert, bleibt auf dem Flugfeld eine rivalisierende Bande von Geheimdienstlern als Sieger zurück, die nun alles unter sich aufteilen können. Vielleicht sollte man Putin empfehlen, den Agententhriller "Herr Hexogen" zu lesen. Er hat in diesem Jahr den russischen Preis eines "Nationalen Bestsellers" gewonnen.