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Der himmlische Walfisch

Gegen Mitternacht wandert derzeit ein großes, allerdings recht unscheinbares Sternbild über die Nord-Süd-Linie, den Meridian. Es ist der Walfisch, dessen hellster Stern - Diphda - zwar zur zweiten Größenklasse gehört, dessen Umrisse aber hauptsächlich von Sternen der dritten und vierten Größenklasse geformt werden.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Es überrascht nicht, dass sich in dieser Region des Himmels auffallend viele Wasserbewohner tummeln: Nach Nordwesten grenzt der Walfisch an das Ekliptiksternbild Fische, nach Westen an den Wassermann, und südlich von diesem verbirgt sich schließlich der Südliche Fisch. Die gesamte Gegend enthält kaum helle Sterne, sodass die hier angesiedelten Figuren allesamt sehr unauffällig sind - eben wie Fische unter Wasser.

    Es gibt aber noch einen zweiten Grund dafür, dass hier "vor Urzeiten" ein himmlisches Feuchtbiotop angesiedelt wurde: Vor rund 4500 Jahren, zur ersten Blütezeit mesopotamischer Stadtstaaten, erreichte die Sonne in dieser Himmelsregion ihre Wintersonnenwende, die mit der Regenzeit einherging.

    Damals besaßen Sternbilder im Wesentlichen eine Kalenderfunktion. Sie sollten also Zeitmarken im Jahreslauf darstellen. Entsprechend gruppierten die Himmelskundigen die blassen Sterne zu den mehr oder weniger nachvollziehbaren Umrissen verschiedenster Fische und anderer Sternbilder mit einer Beziehung zum Wasser.

    Der Walfisch - zoologisch fragwürdig - soll in seiner heutigen Gestalt übrigens an das Meeresungeheuer erinnern, mit dem die Götter die eitle Königin Kassiopeia strafen wollten. Dem heutigen Betrachter droht dagegen keine Gefahr mehr.

    Das Sternbild Walfisch

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