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Der Hutwurf ist geblieben

Weit über 300 Absolventen der Jacobs University Bremen haben am Freitag im Rahmen einer Graduiertenfeier ihre Diplome erhalten. Die private Jacobs University - früher bekannt als International University Bremen - entlässt in diesem Jahr Studierende aus 64 Nationen. Die Hochschule mit Eliteanspruch hatte im vergangenen September von sich reden gemacht, als sie eine Spende von mehreren Hundert Millionen Euro erhielt - was ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Bei den Stiftungsgeldern soll es sich um die größte Zuwendung an eine wissenschaftliche Einrichtung in Europa gehandelt haben, die ein Privater je übernommen hat.

Von Folkert Lenz |
    Dunkelblaue Roben, den eckigen Hut auf dem Kopf: So marschierten sie ein, die Absolventen der Jacobs University Bremen bei ihrer Abschlussfeier. Es sind die ersten Graduates, die die private Universität verlassen, seitdem diese unter ihrem neuen Namen firmiert. Mit insgesamt 200 Millionen Euro hatte die Schweizer Jacobs Foundation im vergangenen Herbst der Not leidenden Elite-Schmiede unter die Arme gegriffen. Die Weiterexistenz der Jacobs University sei nun zwar sicher, aber immer noch nicht ganz gesichert, zieht Präsident Joachim Treusch ein dreiviertel Jahr später Bilanz.

    "Die Basis ist gut, weil die Zahl und die Bereitwilligkeit unserer Sponsoren seit der großen Spende eher wieder angestiegen ist. Und nicht - wie man hätte erwarten können: ja, die haben ja jetzt genug - gesunken. Alle haben begriffen, dass hier noch viel getan werden muss, um wirklich den Zustand zu erreichen, denn wir erreichen wollen. Nicht in fünf Jahren, aber sicherlich in zehn, 15 Jahren: Dass wir im internationalen Konzert auch vorne mitspielen."

    1.000 Studierende aus 86 Ländern sind derzeit auf dem Bremer Privat-Campus zu finden. 330 von ihnen verlassen nun die Jacobs University als Absolventen. Mehr als 200 von ihnen haben nach drei Jahren den Bachelor in der Tasche - und offenbar eine Jobgarantie. Außerdem stehen ihnen die Türen aller anderen Elite-Unis offen, glaubt Treusch.

    "Ich würde jetzt schon sagen, und die Statistik macht mich da ziemlich sicher: Einige werden nach Harvard gehen, einige nach Yale, einige nach Oxford. Einige zu großen deutschen Universitäten, einige werden bei uns bleiben und den Master machen. Die Wette, die ich halten würde, ist: Wenn Sie mich in einem halben Jahr fragen, ob da ein Arbeitsloser dabei ist, dann wird die Antwort Nein sein."

    Die Uni dagegen kämpft weiter um neue Geldgeber - vor allem für Stipendien. 90 Prozent der Studierenden erhalten zwar in irgendeiner Form Unterstützung. Doch mancher bekommt nur einen kleinen Zuschuss einer Stiftung oder von seinem Herkunftsland zu den 15.000 Euro Studiengebühren. So ist die Jacobs University froh, neue Stipendiengeber z.B. in China aufgetan zu haben oder bei der deutschen Vodafone-Stiftung, die künftig exzellente Studierende mit Migrationshintergrund fördern will.
    Und auch Kasachstan werde nun ein Dutzend Akademiker an der Jacobs University fördern, so Treusch.

    "Die Variationen sind vielfältig. Die bekommen ein Stipendium auf die Zusage hin, anschließend nach Kasachstan zurückzukommen und dort das Land aufzubauen. Das können sie sowohl nach dem Bachelor, wie auch nach dem Master, wie auch nach dem PhD machen. Wenn sie es gar nicht machen, dann müssen sie das Stipendium zurückbezahlen."

    Die Bremer Absolventen sind selbstbewusst. Zum Beispiel Adrian Albert aus Rumänien - frisch gekürt als Bachelor in Angewandter Mathematik.

    "Ich werde jetzt erstmal für die NASA arbeiten, in den Vereinigten Staaten. Ich brauchte denen nur meinen Abschluss zu zeigen. Aber ich hatte auch schon sehr gute Angebote zum Beispiel von Siemens, denen ich aber absagen musste. Im Sommer jetzt gehe ich zur NASA. Und in einem Jahr komme ich dann zurück und mache meinen Master."

    Um seine Zukunft macht sich der 23-Jährige keine Sorgen. Und auch kaum ein anderer von den Absolventen, die am Ende der feierlichen Zeremonie den traditionellen Hutwurf zelebrierten.