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Der Jungfernflug des Schwans

Das kalifornische Unternehmen SpaceX ist bisher die einzige Privatfirma, die regelmäßig die Internationale Raumstation (ISS) anfliegt und mit Nachschub versorgt. Doch nun soll der Wettbewerb auch ins All einziehen: Mit der Firma Orbital will erstmals ein Konkurrenzunternehmen sein Raumschiff in den Weltraum schicken.

Von Guido Meyer | 16.09.2013
    Seit keine Raumfähren mehr den Pendelverkehr ins All und zurück übernehmen, ist die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA bei der Versorgung der Internationalen Raumstation auf ihre internationalen Partner angewiesen – und auf private Unternehmen. Anderthalb Jahre ist es jetzt her, dass das Unternehmen SpaceX mit seinen Dragon-Kapseln vorgemacht hat, wie's geht. Nun steht Mitbewerber Orbital in den Startlöchern: Die Firma will erstmals ihren "Schwan” – Cygnus – zur ISS schicken.

    "Mit Cygnus wollen wir dem Wunsch der NASA nachkommen, Nachschub zur ISS zu transportieren. Diese Kapsel wird einen einfachen Flug absolvieren und nicht auf die Erde zurückkehren. Sie kann bei jedem Einsatz rund zwei Tonnen Nutzlast zur Raumstation befördern. Danach wird sie beim Wiedereintritt in die oberen Schichten der Atmosphäre verglühen."

    Frank Culbertson, Vize-Präsident der Orbital Sciences Corporation mit Sitz in Dulles im US-Bundesstaat Virginia, in der Nähe der US-Hauptstadt Washington. Im Gegensatz zu den Dragon-Kapseln von SpaceX werden die Cygnus-Kapseln von Orbital also keine Experimente, Proben und sonstiges Material von der ISS zurück zur Erde transportieren können. Auch die Trägerrakete ist eine andere: Während SpaceX seinen "Drachen" auf die Falcon 9 setzt, wird Orbital seine Cygnus-Kapsel oben auf der neuen Antares-Rakete platzieren und sie dann Richtung Raumstation schießen.

    "Die Cygnus-Kapsel ist ein großer Zylinder, eine Art Fass. Sie ähnelt den Modulen der Internationalen Raumstation, ist aber etwas kleiner. Auch unsere Kapsel hat einen Durchmesser von etwa fünf Metern und eine Länge von neun Metern. Wir haben keine Regale an Bord, sondern verpacken den Nachschub in großen Tüten."
    Aus Sicherheitsgründen darf Cygnus ebensowenig direkt an die ISS docken wie die Dragon-Kapsel, erklärt Bob Richards, der Vize-Präsident der Orbital Sciences Corporation.

    "Wir werden uns der Raumstation bis auf zehn Meter nähern. Dann wird ein Astronaut an Bord der ISS die Kapsel mit dem Greifarm der Station packen und zum Andockstutzen führen – so, wie es auch beim Aufbau der ISS mit deren einzelnen Modulen funktioniert hat."

    Nach dem Docken an der ISS entladen die Astronauten die Kapsel, beladen sie mit Müll, koppeln sie ab und bringen sie zum Verglühen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre. Bei einer solch eher simplen Mission soll es aber nicht bleiben. Orbital plant bereits weiter.
    "Wir untersuchen derzeit, wie wir auch Astronauten transportieren können. Im Gegensatz zu SpaceX können wir aber nicht einfach die Cygnus-Kapsel umbauen. Cygnus war nie für den Personentransport ausgelegt. Wir müssten eine gänzlich neue Kapsel entwickeln, die sicher ist und die auch wieder auf der Erde landen kann",

    so Frank Culbertson über die künftigen Pläne von Orbital. Wie schnell diese in die Tat umgesetzt werden, hängt nun erst einmal vom Jungfernflug der ersten unbemannten Kapsel ab.