Max Huber ist Vizepräsident des DAAD und Bundesbeauftragter für das internationale Hochschulmarketing. Seine Hauptaufgabe ist es, im Ausland für den Studienstandort Deutschland zu werben. Neben zahlreichen Broschüren und Informationsmaterial geht er gemeinsam mit dem DAAD auf Bildungsmessen im Ausland. Max Huber:
Das ist die eine Sache. Die andere ist, dass wir großflächig werben. Großflächig heißt mehr oder weniger weltweit, wohl auch mit Schwerpunktländern, aber im Prinzip weltweit werben mit dem Slogan "High-Potentials - Careers made in Germany". Academic Careers sind gemeint, und diese Kampagne untermauern durch verschiedene Auftritte im Internet, im Fernsehen oder eben Bannerwerbung vor Ort. Je nachdem, wie sich das eignet, versuchen wir, präsent zu sein und den Studienstandort darzustellen mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit auf den Studienstandort Deutschland, auf den Forschungsstandort Deutschland zu wecken und zu verstärken.
Für die High-Potentials-Kampagne gehen Vertreter des DAAD 20 Mal im Jahr gemeinsam mit sogenannten Testimonials auf Roadshow. Als Testimonials fungieren ausländische Studierende, die bereits in Deutschland für ein oder mehrere Semester studiert haben und vor Ort von ihren persönlichen Erfahrungen berichten können, erzählt Rolf Hoffmann, Leiter der Marketingabteilung vom DAAD.
Mit denen machen wir dann richtige Presseauftritte zum Beispiel. Wir machen praktisch bei jeder Messe Pressekonferenzen. Wir haben in der Regel deutsche VIPs eingeladen, also Vertretungen von Landesregierungen, herausragende Wissenschaftler, die einen wissenschaftlichen Vortrag halten usw. Wir laden unsere Testimonials dazu ein, und die Leute sind ziemlich überrascht, wenn sie dieses Testimonials zu Hunderten auf Plakaten sehen, zum Beispiel im Sky Train von Bangkok.
Ein weiteres Marketing-Instrument ist die Initiative Gate Germany, zu der sich etwa 100 deutsche Hochschulen zusammengeschlossen haben. Eine Aktion, die die Interessen der einzelnen deutschen Universitäten bündelt und sie gemeinsam mit Hilfe eines professionellen Marketings im Ausland vertritt. Rolf Hoffmann:
Wir machen das teilweise zusammen mit europäischen Partnern. Wir haben sehr gute Partner in Holland und in Frankreich. Wir arbeiten auch mit dem British Council zusammen an bestimmten Standorten, weil wir festgestellt haben, dass dort, wo wir keinen Markt haben, Europa als Einstieg in eine nationale Werbekampagne viel besser ist als wenn an als kleines Land gegen ein riesiges USA oder gegen diese massive Kampagne der Australier angeht. Das hat sich ausgezahlt, und wir gehen auf Industriemessen. Also dort, wo deutsche Leistungsshows stattfinden treten wir zusammen mit deutschen Firmen auf. Dort gibt es ein sogenanntes Cross Marketing , wo der eine vom anderen profitiert.
Die Zahlen geben diesen Marketing-Aktionen bislang recht: Vom Wintersemester 97/98 bis zum Wintersemester 2000/2001 erhöhte sich die Zahl ausländischer Studierender in Deutschland insgesamt um 21 Prozent. Damit auch wirklich die besten Köpfe nach Deutschland kommen, will man nicht nur die Studienanfänger ansprechen, sondern vor allem ausländische Studierende, die bereits einen ersten Abschluss in ihrem Heimatland gemacht haben oder dort sogar schon promoviert haben. Sangyun Kim zum Beispiel gehört zu dieser Zielgruppe. Nach seiner Promotion an einer japanischen Uni in Jura forscht er nun für ein Jahr am rechtphilosophischen Seminar der Bonner Uni. Über einen deutschen Gastprofessor hatte er von der deutschen Humboldt-Stiftung gehört, die an exzellente ausländische Wissenschaftler Forschungsstipendien an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen vergibt. Sangyun Kim:
Die Humboldt-Stiftung ist eine sehr berühmte Stiftung in Japan und viele Professoren und Forscher in Deutschland kommen und dann , wenn man von der Humboldt-Stiftung unterstützt wird, kann man gut studieren und Gelegenheit in Deutschland haben.
Die Stiftung wirbt vor allem in Form eines Alumini-Netzwerkes um die ausländischen Gastforscher, erzählt Barbara Sheldon aus der Marketing-Abteilung der Stiftung:
Am wichtigsten sind sicherlich die von uns geförderten Personen, die wir Humboltdianer nennen. Das sind unsere Multiplikatoren, die ja nach ihrer Förderung wieder in ihre Heimat zurückkehren und dort ihre Schüler, ihre Doktoranden und Postdocs informieren über die eigenen Erfahrungen in Deutschland, dadurch auch Informationen zu transportieren. Wir wirken verstärkt auch darauf hin, unsere Humboldtianer dazu aufzufordern, dass wir das mit als ihre Aufgabe sehen.
Die Humboldt Stiftung ist neben ihren eigenen Marketing-Aktionen auch Partner der Gate-Germany-Kampagne und erhofft sich dadurch einen größeren Zuwachs an exzellenten ausländischen Forschern.
Um für den Studien- und Forschungsstandort im Ausland aktiv vor Ort zu werben, stehen der Gate Germany- sowie der High-Potentials-Initiative insgesamt 17 Millionen Euro zur Verfügung. In anderthalb Jahren wird diese finanzielle Unterstützung auslaufen. Ob es in Zeiten knapper Kassen dann noch eine Verlängerung dieser Marketing-Aktionen geben wird, ist ungewiss, befürchtet Rolf Hoffmann aus der Marketingabteilung des DAAD:
Wenn ich mir das so vorstelle, wie das im Moment läuft, würde ich sagen, das ist wie ein großer Tanker, der gerade losgefahren ist zu einer Probefahrt. Und wenn wir das jetzt stoppen würden mitten in der Phase, in der sich das ganze Marketing konsolidiert und in der die Maßnahmen im Ausland und im Inland greifen, in der auch Reformen an den Hochschulen jetzt angestoßen werden, die ganz dringend notwendig sind, dann wäre das fatal.
[Autorin: Antje Allroggen]