Die inkriminierte Schlussszene ist bekanntlich stumm und wurde auch diesmal nur von Zwischenrufern orchestriert. Die kommentierten abwechselnd mit "aufhören", "buh", "gut gemacht", "bravo". König Idomeneo kommt da irre lachend auf die Bühne mit einem blutverschmierten Sack von Köpfen. Die gehörten einst Buddha, Christus, Poseidon und Mohammed, und der Ex-König drapiert sie nun sorgfältig auf den vier Stühlen.
Idomeneo hat in der Szene davor die Propheten düpiert, indem er ihnen das Opfer, seinen Sohn Idamante und künftige weitere Opfer, verweigert hat. Er will Frieden haben, endlich auch inneren Frieden. Sein Sohn soll regieren und seine Geliebte, die erbeutete Trojaner-Prinzessin Ilja, heiraten, was den Leuten in Kreta aber gar nicht gefällt. Sie wollen weiter ihre blutigen Schauspiele, weswegen sie das Paar auch bedrängen, das dann aus der Umzingelung flieht. Und auch die Propheten legen empört ihre Kleider ab und gehen. Idomeneo will mit seiner Kopf-ab-Aktion radikal Schluss machen mit den numinosen sogenannt höheren Wesen, die die Menschen kujonieren. Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. Und sein Sohn ist ja im wörtlichen Sinn schon auf dem Wege mit Ilja. Idomeneo allerdings trifft der Schlag nach seiner Aktion. Er kann nicht mehr profitieren von diesem Schnitt. Ende.
Der Abend begann mit halbstündiger Verspätung. 3sat hatte sich aufgebaut im Parkett-Foyer mit Podium und Schminktisch. Aus den Lautsprechern hört man einen Moderator etwas säuseln von:"eine Intendantin habe den Mut gehabt, Angst zu haben" und so weiter. Und auch hernach wird weiter getalkt.
Der Bundesinnenminister, dessen Rollstuhl ich beim Hinausgehen passiere, kann ein großes Gähnen nicht unterdrücken. Oder darf man das überhaupt sagen? Seine Wächter mussten den ganzen Abend an der Parkett-Wand lehnen und die Augen schweifen lassen. In der Pause diskutieren sie, wie es ihnen gefallen hat. Die Antworten sind gemixt.
Aber was war diese Aufführung schon? Eher eine Karikatur der eigentlichen Inszenierung. Ein Kollegin neben mir aus Schweden meint, "überinszeniert" wirke das. Nein, sage ich, keiner der Solisten hat je diese Inszenierung mit Hans Neuenfels geprobt. Sie alle singen ihre Rollen quasi hinterher, mehr schlecht als recht, mit Ausnahme von Ilja. Die allerdings, Nicole Cabell, hat darstellerisch außer Klischees auch nichts zu bieten. Und aus dem Graben kommt von Ralf Weikert ja auch nur Gesäusel. Das haben wir mit Lothar Zagrosek sehr anders in Erinnerung.
Eine Aufführung unter Polizeischutz? Es gab sie schon aus nichtigeren Anlässen. An diesem Abend ist der Weg in die Deutsche Oper durch Pulks von interviewenden Reporten (und dann auch wieder hinaus) wie der Einlass in den Abflugbereich eines Flughafens mit Durchleuchten aller Metallwaren und Probe-Anknipsen des Handys, Bodycheck.
Die Aufführung selbst ist ein einziges Plädoyer gegen das in Berlin gerade wieder mal heiß diskutierte Thema Repertoire-Theater, wo lange - in diesem Fall drei Jahre - nicht mehr gespielte Inszenierungen ohne detaillierte quasi Neueinstudierungsproben wieder aufgeführt werden, wo die Sänger eigentlich nicht wissen, warum sie auf der Bühne stehen und was sie tun. Eine Farce.
Und Regisseur Hans Neuenfels tat nur zu Recht gut daran, sie sich nicht zuzumuten. Seine neue "Zauberflöte" an der Komischen Oper variiert die im "Idomeneo" angespielten Motive frischer, triftiger. Den Oberpriester im "Idomeneo" lässt er übrigens als Zirkusdirektor auftreten, wie weise.
Idomeneo hat in der Szene davor die Propheten düpiert, indem er ihnen das Opfer, seinen Sohn Idamante und künftige weitere Opfer, verweigert hat. Er will Frieden haben, endlich auch inneren Frieden. Sein Sohn soll regieren und seine Geliebte, die erbeutete Trojaner-Prinzessin Ilja, heiraten, was den Leuten in Kreta aber gar nicht gefällt. Sie wollen weiter ihre blutigen Schauspiele, weswegen sie das Paar auch bedrängen, das dann aus der Umzingelung flieht. Und auch die Propheten legen empört ihre Kleider ab und gehen. Idomeneo will mit seiner Kopf-ab-Aktion radikal Schluss machen mit den numinosen sogenannt höheren Wesen, die die Menschen kujonieren. Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. Und sein Sohn ist ja im wörtlichen Sinn schon auf dem Wege mit Ilja. Idomeneo allerdings trifft der Schlag nach seiner Aktion. Er kann nicht mehr profitieren von diesem Schnitt. Ende.
Der Abend begann mit halbstündiger Verspätung. 3sat hatte sich aufgebaut im Parkett-Foyer mit Podium und Schminktisch. Aus den Lautsprechern hört man einen Moderator etwas säuseln von:"eine Intendantin habe den Mut gehabt, Angst zu haben" und so weiter. Und auch hernach wird weiter getalkt.
Der Bundesinnenminister, dessen Rollstuhl ich beim Hinausgehen passiere, kann ein großes Gähnen nicht unterdrücken. Oder darf man das überhaupt sagen? Seine Wächter mussten den ganzen Abend an der Parkett-Wand lehnen und die Augen schweifen lassen. In der Pause diskutieren sie, wie es ihnen gefallen hat. Die Antworten sind gemixt.
Aber was war diese Aufführung schon? Eher eine Karikatur der eigentlichen Inszenierung. Ein Kollegin neben mir aus Schweden meint, "überinszeniert" wirke das. Nein, sage ich, keiner der Solisten hat je diese Inszenierung mit Hans Neuenfels geprobt. Sie alle singen ihre Rollen quasi hinterher, mehr schlecht als recht, mit Ausnahme von Ilja. Die allerdings, Nicole Cabell, hat darstellerisch außer Klischees auch nichts zu bieten. Und aus dem Graben kommt von Ralf Weikert ja auch nur Gesäusel. Das haben wir mit Lothar Zagrosek sehr anders in Erinnerung.
Eine Aufführung unter Polizeischutz? Es gab sie schon aus nichtigeren Anlässen. An diesem Abend ist der Weg in die Deutsche Oper durch Pulks von interviewenden Reporten (und dann auch wieder hinaus) wie der Einlass in den Abflugbereich eines Flughafens mit Durchleuchten aller Metallwaren und Probe-Anknipsen des Handys, Bodycheck.
Die Aufführung selbst ist ein einziges Plädoyer gegen das in Berlin gerade wieder mal heiß diskutierte Thema Repertoire-Theater, wo lange - in diesem Fall drei Jahre - nicht mehr gespielte Inszenierungen ohne detaillierte quasi Neueinstudierungsproben wieder aufgeführt werden, wo die Sänger eigentlich nicht wissen, warum sie auf der Bühne stehen und was sie tun. Eine Farce.
Und Regisseur Hans Neuenfels tat nur zu Recht gut daran, sie sich nicht zuzumuten. Seine neue "Zauberflöte" an der Komischen Oper variiert die im "Idomeneo" angespielten Motive frischer, triftiger. Den Oberpriester im "Idomeneo" lässt er übrigens als Zirkusdirektor auftreten, wie weise.