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Der Kraftwerkspark der Zukunft

Im Jahr 2020 sollen die erneuerbaren Energien etwa so viel Strom liefern wie früher die Atomkraft: Auf rund 30 Prozent will die Bundesregierung ihren Marktanteil ausbauen. Bisher sind die Ziele beim Umbau der Stromversorgung immer übertroffen worden, doch angesichts der Schwankungsanfälligkeit von Windaufkommen und Sonnenstrahlung bezweifeln viele, dass das so weitergehen kann. Die Branche, die den Ausbau umsetzen soll, trifft sich heute in Berlin zur Jahreskonferenz "Erneuerbare Energien".

Von Dieter Nürnberger |
    Schaffen will die Branche bis zum Jahr 2020 eine deutliche Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung, aber auch an der Energieversorgung generell - da gehört dann auch der Wärmemarkt dazu. Schaffen will man die Ziele durch einen notwendigen Ausbau der Netze, der Infrastruktur bei der Energiegewinnung in Deutschland und nicht zuletzt durch Einsparungen, sprich durch Energieeffizienz. Und gleich zu Beginn der zweitägigen Tagung hier in Berlin wurde eine neue Studie vorgestellt. Eine Stromausbau-Prognose für das Jahr 2020. Bis dahin will die Branche einen Anteil am Bruttostromverbrauch von 47 Prozent in Deutschland erreichen und damit übertrifft man die Pläne der Bundesregierung auf diesem Gebiet recht deutlich. Hermann Albers ist der Präsident des Bundesverbandes Windenergie.

    "Wir haben schon in den vergangenen Jahren die Ziele der Bundesregierung übertreffen können, weil unsere Branche sehr agil, mittelständisch und investiv gewesen ist. Die Effizienz der Windkraft- und Solaranlagen ist auch schneller gestiegen als von der Bundesregierung prognostiziert wurde. Dieser Prozess wird weiterhin anhalten und deshalb glaube ich auch, dass unsere Zahl von 47 Prozent für 2020, das sind zehn Prozent mehr als die Zahl der Bundesregierung, auch erreicht werden kann."

    Ein ehrgeiziges Versprechen der Branche also, 47 Prozent Anteil an der Stromversorgung bis 2020, derzeit liegt man bei knapp 15 Prozent. Mit den politischen Rahmenbedingungen ist man derzeit recht zufrieden, die Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes ist rund ein Jahr her - aber sie schaffe auf jeden Fall Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Und auch ein bisher vorhandenes Problem beim Ausbau will die Branche künftig in den Griff bekommen - das ist die Grundlast-Fähigkeit der erneuerbaren Energien. Hermann Albers.

    "Ein Anspruch an eine moderne Energieversorgung - auch in Bezug auf die erneuerbaren Energien - ist es natürlich, den Strom dann liefern zu können, wenn der Verbraucher ihn nachfragt. Das heißt, sogenannten Lastkurven folgen zu können. Wir müssen also in der Lage sein, nicht nur dann Strom liefern zu können, wenn beispielsweise der Wind weht, sondern wir müssen diesen Strom auch dann liefern können, wenn er nicht weht, der Verbraucher ihn aber beziehen möchte. Wir müssen somit über Speicher, aber vor allem auch über die Kombination der Anlagen der erneuerbaren Energien, diesen Wunsch der Verbraucher folgen. Daran arbeiten wir derzeit, da gibt es auch Erfolge."

    Allerdings musste heute Vormittag auch eingestanden werden, dass der Ausbau der Netze in Deutschland derzeit noch hinkt. Aber immerhin gebe es jetzt ein Energieleitungs-Ausbau-Gesetz, welches konkrete Maßnahmen auch vorsehe. Aber hier müsste die Bundesregierung auf jeden Fall noch bessere Rahmenbedingungen schaffen. Die Jahrestagung heute und morgen wird all diese Themen aufgreifen - Fachpolitiker der Parteien werden sich der Diskussion stellen. Auf der Jahrestagung gibt es auch ein Partnerland. Das ist Dänemark. Hans Joergen Koch ist stellvertretender Staatssekretär im dänischen Klima- und Energieministerium.

    "Bei uns kommen derzeit rund 14 Prozent der Energieversorgung aus erneuerbaren Energien. Bis 2020 wollen wir hier einen Anteil von 30 Prozent verwirklichen. Und langfristig wollen wir komplett unabhängig von fossilen Energieträgern sein. Und auch die Kernenergie ist keine Option für Dänemark. Wir haben also die Vision einmal 100 Prozent der Versorgung durch erneuerbare Energien abzudecken. Bei der Stromversorgung haben wir derzeit schon 30 Prozent Anteil, 2020 wollen wir dann rund 50 Prozent bereitstellen."

    Dänemark soll somit als Vorbild auch für die Energieversorgung in Deutschland stehen. Das ist natürlich nicht so einfach, weil die Dänen längst auch die Windkraft auf dem offenen Meer nutzen. In Deutschland dagegen wurde der Start der Offshore-Windtechnik in den vergangenen Jahren immer wieder verschoben. Im Szenario der Branche werden erste erbrachte Leistungen aber für das 2010 anvisiert. Und 2020 soll der Offshore-Anteil an der Windenergie in Deutschland dann schon rund ein Viertel betragen.

    Viel Zukunftsmusik also, aber eben auch recht ehrgeizige Ausbaupläne. Die Branche will beim Wort genommen werden.