Aus einem Fenster des Museums quillt leichter Rauch auf die Straße. Vor dem Martin-Gropius-Bau steht eine Feuerwehr. Für Alarm ist also gesorgt. Daran lässt sich ersehen, dass es hier um wirkliche Dinge geht, nicht nur um Kunst, sondern um Leben und Tod, könnte man denken. Olafur Eliasson ist ein Künstler, der immer etwas bewegt. Den Besuchern seiner Ausstellungen gefällt, dass sie mitmachen dürfen, dass sie Teil der Struktur sind, wie Eliasson es ausdrückt.
Im Lichthof des Martin-Gropius-Baus durchwandern sie einen gigantischen begehbaren Rhombus aus Spiegelfolien, dessen Wände in alle Richtungen Unendlichkeit projizieren und den Eliasson etwas keck als "Mikroskop" betitelt hat, obwohl die Installation augenscheinlich den genau gegenteiligen Effekt hat: sie verkleinert in unendlicher Potenzierung. Die Stille in diesem scheinbaren Unendlichkeitsraum und das ständige leichte Zittern der dünnen Spiegelmembranen, das wie das Vibrieren heißer Luft wirkt, rufen ein Gefühl von Erhabenheit wach, wie Eliasson es seinem Publikum gerne vermittelt. Es soll Staunen und freudig begreifen: Die Welt da draußen ist gar nicht da draußen, sie ist drinnen, in mir. Innen Stadt außen. Man selbst ist es, was die Welt im innersten zusammenhält. Mit gesteigertem Selbstwertgefühl verlässt man freudig das schöne Spektakel.
Bei "Innen Stadt Außen" wird die Präposition "statt" eigens mit "dt" und so zur "Stadt" umgeschrieben, um der Mehrdeutigkeit Willen. Denn man soll verstehen, dass die Ausstellung stattfindet, weil die Stadt Berlin darin vorkommt. Die Innenstadt Berlin und die Außenstadt, drinnen im Museum, draußen vor dem Museum, Zentrum und Peripherie und so weiter.
Man weiß nicht genau wie, aber das alles spielt eine Rolle in dieser merkwürdig verschwiemelten Ausstellung, für die es eigentlich keinen andern Grund gibt, als dass endlich auch Berlin eine Ausstellung von Olafur Eliasson haben sollte, weil Olafur Eliasson kurz nach der Wende in die Stadt gekommen ist und seitdem hier wohnt und arbeitet. Immer wieder fiel sein Name in den letzten Monaten und Jahren, immer wenn es darum ging, die Notwendigkeit einer Kunsthalle für die Stadt herauf zu beschwören, sogar der Regierende Bürgermeister beschwor die Kunsthalle in Eliassons Namen, weil Eliasson überall ausstellt, sogar in Wolfsburg, aber nicht in Berlin.
Ursprünglich war es bei dieser Berliner Kunsthallendebatte um eine ernsthafte Förderung weniger bekannter Künstler gegangen, aber ein Eventmagier wie Eliasson passt andererseits wiederum besser zum Regierenden Bürgermeister. Und Eliasson tut sein Bestes, um möglichst viel Berlin in der Ausstellung vorkommen zu lassen. Ausblicke durch die großen Fenster des Gropiusbaus auf die umgebende Stadtlandschaft mit Potsdamer Platz und Abgeordnetenhaus dürfen nicht fehlen, auch eine Installation aus den typischen Berliner Gehwegplatten aus Granit nicht. Ansonsten kommen all die Elemente vor, die bei Eliasson immer vorkommen und in seiner Ausstellungsfabrik am Prenzlauer Berg immer wieder neu kombiniert werden: Licht- und Schattenspiele, Spiegel- und Lampenobjekte, Dunstkammern und Landschaftsinstallationen. Viele Ahs und Ohs und Gekicher gibt es in einem Saal mit farbig beleuchtetem Trockeneisnebel, der so dicht ist, dass man zwangsläufig die Mitbesucher anrempelt oder vor einer überdimensionalen Spiegelwand, die außen vor die Fassade gehängt wurde, so als stehe da eine Kopie des Gropiusbaus direkt neben dem Gropiusbau, und siehe da, mit denselben Besuchern, die aus dem Fenster schauen. Neckisch und verblüffend, belustigt und staunend sieht das Publikum sich selbst ins Gesicht.
Zugleich jedoch stellt sich dasselbe Gefühl ein wie in den letzten Jahren schon bei den gesammelten Eliasson-Großevents rund um den Erdball. Die vorgefrostete Logistik des Ausstellungsversandunternehmens Eliasson, von manchen als "Gesamtkunstwerk" verkannt, funktioniert inzwischen wie eine perfekt geölte Handwerksmaschine, und so ist sie auch gemeint. Sie hat alles im Griff, von der Kuratorenbestellung über den Aufbau bis zur Katalogversorgung und den werbewirksamen Bildern der Arbeiten. Alles wirkt staffagenhaft und strebt, dafür muss man kein Prophet sein, seinem Sättigungsgrad an öffentlicher Aufmerksamkeit entgegen.
Auch von einer Berliner Kunsthalle ist in der Hauptstadt längst keine Rede mehr. Heute könnte man fast meinen, auch diese alberne Debatte sei eigentlich Teil eines Eliasson-Kunstwerks gewesen, ein reflektierendes Ufo, das den Zustand der Berliner Kulturpolitik widerspiegeln soll.
Das allerdings wäre dann fürwahr ein genialer Coup gewesen. Und vollauf gelungen. Weil es nun diese Ausstellung gibt, dürfte das Thema Kunst für die Berliner Kulturstrategen einschließlich des Regierenden Bürgermeisters erst einmal wieder abgehakt sein.
Im Lichthof des Martin-Gropius-Baus durchwandern sie einen gigantischen begehbaren Rhombus aus Spiegelfolien, dessen Wände in alle Richtungen Unendlichkeit projizieren und den Eliasson etwas keck als "Mikroskop" betitelt hat, obwohl die Installation augenscheinlich den genau gegenteiligen Effekt hat: sie verkleinert in unendlicher Potenzierung. Die Stille in diesem scheinbaren Unendlichkeitsraum und das ständige leichte Zittern der dünnen Spiegelmembranen, das wie das Vibrieren heißer Luft wirkt, rufen ein Gefühl von Erhabenheit wach, wie Eliasson es seinem Publikum gerne vermittelt. Es soll Staunen und freudig begreifen: Die Welt da draußen ist gar nicht da draußen, sie ist drinnen, in mir. Innen Stadt außen. Man selbst ist es, was die Welt im innersten zusammenhält. Mit gesteigertem Selbstwertgefühl verlässt man freudig das schöne Spektakel.
Bei "Innen Stadt Außen" wird die Präposition "statt" eigens mit "dt" und so zur "Stadt" umgeschrieben, um der Mehrdeutigkeit Willen. Denn man soll verstehen, dass die Ausstellung stattfindet, weil die Stadt Berlin darin vorkommt. Die Innenstadt Berlin und die Außenstadt, drinnen im Museum, draußen vor dem Museum, Zentrum und Peripherie und so weiter.
Man weiß nicht genau wie, aber das alles spielt eine Rolle in dieser merkwürdig verschwiemelten Ausstellung, für die es eigentlich keinen andern Grund gibt, als dass endlich auch Berlin eine Ausstellung von Olafur Eliasson haben sollte, weil Olafur Eliasson kurz nach der Wende in die Stadt gekommen ist und seitdem hier wohnt und arbeitet. Immer wieder fiel sein Name in den letzten Monaten und Jahren, immer wenn es darum ging, die Notwendigkeit einer Kunsthalle für die Stadt herauf zu beschwören, sogar der Regierende Bürgermeister beschwor die Kunsthalle in Eliassons Namen, weil Eliasson überall ausstellt, sogar in Wolfsburg, aber nicht in Berlin.
Ursprünglich war es bei dieser Berliner Kunsthallendebatte um eine ernsthafte Förderung weniger bekannter Künstler gegangen, aber ein Eventmagier wie Eliasson passt andererseits wiederum besser zum Regierenden Bürgermeister. Und Eliasson tut sein Bestes, um möglichst viel Berlin in der Ausstellung vorkommen zu lassen. Ausblicke durch die großen Fenster des Gropiusbaus auf die umgebende Stadtlandschaft mit Potsdamer Platz und Abgeordnetenhaus dürfen nicht fehlen, auch eine Installation aus den typischen Berliner Gehwegplatten aus Granit nicht. Ansonsten kommen all die Elemente vor, die bei Eliasson immer vorkommen und in seiner Ausstellungsfabrik am Prenzlauer Berg immer wieder neu kombiniert werden: Licht- und Schattenspiele, Spiegel- und Lampenobjekte, Dunstkammern und Landschaftsinstallationen. Viele Ahs und Ohs und Gekicher gibt es in einem Saal mit farbig beleuchtetem Trockeneisnebel, der so dicht ist, dass man zwangsläufig die Mitbesucher anrempelt oder vor einer überdimensionalen Spiegelwand, die außen vor die Fassade gehängt wurde, so als stehe da eine Kopie des Gropiusbaus direkt neben dem Gropiusbau, und siehe da, mit denselben Besuchern, die aus dem Fenster schauen. Neckisch und verblüffend, belustigt und staunend sieht das Publikum sich selbst ins Gesicht.
Zugleich jedoch stellt sich dasselbe Gefühl ein wie in den letzten Jahren schon bei den gesammelten Eliasson-Großevents rund um den Erdball. Die vorgefrostete Logistik des Ausstellungsversandunternehmens Eliasson, von manchen als "Gesamtkunstwerk" verkannt, funktioniert inzwischen wie eine perfekt geölte Handwerksmaschine, und so ist sie auch gemeint. Sie hat alles im Griff, von der Kuratorenbestellung über den Aufbau bis zur Katalogversorgung und den werbewirksamen Bildern der Arbeiten. Alles wirkt staffagenhaft und strebt, dafür muss man kein Prophet sein, seinem Sättigungsgrad an öffentlicher Aufmerksamkeit entgegen.
Auch von einer Berliner Kunsthalle ist in der Hauptstadt längst keine Rede mehr. Heute könnte man fast meinen, auch diese alberne Debatte sei eigentlich Teil eines Eliasson-Kunstwerks gewesen, ein reflektierendes Ufo, das den Zustand der Berliner Kulturpolitik widerspiegeln soll.
Das allerdings wäre dann fürwahr ein genialer Coup gewesen. Und vollauf gelungen. Weil es nun diese Ausstellung gibt, dürfte das Thema Kunst für die Berliner Kulturstrategen einschließlich des Regierenden Bürgermeisters erst einmal wieder abgehakt sein.