Seinem Vorgänger Rudi Fuchs war dies nicht gelungen. Er hatte aus dem Stedelijk einen Ort der Ruhe und Besinnung machen wollen, musste sich dann aber vorwerfen lassen, den Anschluss an die Gegenwart verpasst zu haben. Es wurde tatsächlich still im Museum - zu still: Unter Fuchs sanken die Besucherzahlen von über 500.000 auf unter 400.000. Zum Abschluss seiner Amtszeit musste er sich dann noch vorwerfen lassen, seinem Freund, dem Cobramaler Carel Appel geholfen zu haben, fünf Werke aus Amerika ohne Einfuhrsteuer als vermeintliche Leihgabe in die Niederlande geschmuggelt zu haben - ein Verdacht, der sich zwar nicht erhärtete, aber ein unrühmlicheres Ende ist kaum vorstellbar.
Darüber hinaus sollen unter dem neuen Direktor auch endlich die Umbaupläne des Stedelijk realisiert werden. Damit würde der Vorhang fallen für eine zehn Jahre lange Tragikomödie, in der sich die Stadt Amsterdam außerstande sah, genügend Geld zusammenzubekommen, zwei Stararchitekten verheizte - und den ungeheuerlichen Beschluss fasste, das Stedelijk einfach zu schließen und im Süden von Amsterdam ein neues Museum zu bauen.
Weltweite Proteste von Stedelijk-Freunden konnten das verhindern. Das Stedelijk bleibt, wo es ist. Diese Woche noch soll bekannt gegeben werden, welcher Architekt mit dem Umbau beauftragt wird. Frühestens im Jahre 2008 kann das erweiterte und renovierte Gebäude dann wieder bezogen werden.
Bis dahin wird Gijs van Tuyl Vorlieb nehmen müssen mit einem provisorischen Unterkommen in einem leer stehenden Hochhaus gleich neben dem Amsterdamer Hauptbahnhof. Sein Motto jedenfalls klingt viel versprechend - und lässt die Herzen sämtlicher Stedelijk-Freunde höher schlagen: Auf das Heute, so hat er bereits angekündigt, will er sich konzentrieren: "Heute, Heute und nochmals Heute - und die Zukunft."