Die polnische Pianistin Ewa Kupiec gilt noch immer als Geheimtipp. Das ist überraschend und ungerecht, denn wo auch immer sie auftritt und was auch immer sie spielt, jedes Mal besticht sie durch mühelose Virtuosität und hochemotionales Spiel. Für das Label Hänssler Classic hat sie jetzt die Soloklavierwerke von Leoš Janáček aufgenommen.
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Unsere Abende"
"Unsere Abende" ist dieses erste Stück aus dem Zyklus "Auf verwachsenem Pfade" überschrieben. Es scheint zu beginnen wie ein melancholisches Salonstück. Doch bald tauchen rhythmische und harmonische Irritationen auf. Kleine Melodiefetzen werden immer neu kombiniert und überraschenden Farb- und Lichtwechseln ausgesetzt. Der Effekt ist ganz ähnlich wie bei Janáčeks Opern: Die vielen Details ergeben erst aus der Gesamtsicht ein dunkel grundiertes Gemälde. Der Tonfall ist ebenso wie in seinen Streichquartetten geprägt von mährischen Volksliedern. In kurzen Stimmungsbildern versucht er, die Atmosphäre im heimatlichen Hukvaldy einzufangen zwischen dörflicher Frömmigkeit und ländlichem Aberglauben wie in "Das Käuzchen ist nicht fortgeflogen!"
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Das Käuzchen ist nicht fortgeflogen!"
Zum Klavier und überhaupt zur Kammermusik fühlte sich der mährische Komponist Leoš Janáček gar nicht besonders hingezogen. Schon der junge Sängerknabe der Brünner Klosterschule ließ sich eher von groß besetzten Vokal- und Orchesterwerken überwältigen. Auch als er schließlich in die Prager Orgelschule aufgenommen wurde, konnte er sich noch kein eigenes Klavier leisten und malte mit Kreide eine Tastatur auf den Esstisch. Hier übte er Bachs Präludien und Fugen und sehnte sich nach einem echten Instrument. Umso verwunderlicher, dass er das Klangspektrum des Klaviers so sicher ausschöpfen konnte in seinen wenigen Kompositionen für dieses Instrument. Seine wichtigsten Klavierkompositionen entstandenen zwischen 1900 und 1912, darunter die Klaviersonate "1. X. 1905", der Zyklus "Auf verwachsenem Pfad" und "Im Nebel". In dieser Zeit zerschlugen sich alle Pläne, seine neue Oper "Osud" auf die Bühne zu bringen. Janáček s Hinwendung zur kleinen Form in jenen Jahren ist auch ein Zeichen seiner Frustration. Er war überzeugt, dass seine Opern und Orchesterwerke nie ein großes Publikum finden würden. Der Pianist Rudolf Firkušný, Lieblingsschüler Janáčeks, beschrieb dessen Klavierwerk einst als eine Art Tagebuch des Komponisten. Nun hat sich die polnische Pianistin Ewa Kupiec an die Soloklavierwerke von Leoš Janáček gewagt und eine Doppel-CD vorgelegt, die das Zeug zur neuen Referenzaufnahme hat. Kein einziger Takt der vertrackten Kompositionen kann sie vor ein spieltechnisches Problem stellen. Kupiec schafft einen lyrischen Grundton, einen melancholischen Klangraum, in dem sich dann die musikalischen Dramen entfalten. Dabei bleiben die harmonischen Entwicklungen jederzeit nachvollziehbar.
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Die Friedeker Madonna"
Gelegentlich ist zu lesen, Janáček setze sich in seinen Klavierwerken mit Debussys Impressionismus auseinander. Tatsächlich erinnern die Klangschichtungen Janáčeks manchmal an französische Kompositionen. Allerdings haben inzwischen unermüdliche Janáček-Forscher nachgewiesen, dass er zu dieser Zeit Debussys Kompositionen noch gar nicht kennen konnte. Das braucht die Pianistin Ewa Kupiec in ihrer Interpretation selbstverständlich nicht zu bekümmern. Mit einer schier unüberschaubaren Klangfarbenbandbreite, penibel abgestufter Anschlagskultur und zurückhaltend eingesetztem Pedal bringt sie kristalline Klarheit in die großen Gefühle, von denen Janáček auch in seinem Zyklus "Im Nebel" erzählt.
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Im Nebel - Presto"
Die polnische Pianistin Ewa Kupiec hat die Werke für Soloklavier von Leoš Janáček für das Label Hänssler Classic aufgenommen. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind auf diese polnische Pianistin, möchte ich Sie noch auf die Musikszene im Deutschlandfunk heute Nachmittag um fünf nach drei hinweisen, wo sich auch Ewa Kupiec zum Thema "Zugaben" äußern wird.
CD:
Titel: Leoš Janáček: Works for Piano Solo
Solistin: Ewa Kupiec, Klavier
Label: Hänssler Classic
Labelcode: LC 13312
Bestell-Nr.: CD 93.181
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Unsere Abende"
"Unsere Abende" ist dieses erste Stück aus dem Zyklus "Auf verwachsenem Pfade" überschrieben. Es scheint zu beginnen wie ein melancholisches Salonstück. Doch bald tauchen rhythmische und harmonische Irritationen auf. Kleine Melodiefetzen werden immer neu kombiniert und überraschenden Farb- und Lichtwechseln ausgesetzt. Der Effekt ist ganz ähnlich wie bei Janáčeks Opern: Die vielen Details ergeben erst aus der Gesamtsicht ein dunkel grundiertes Gemälde. Der Tonfall ist ebenso wie in seinen Streichquartetten geprägt von mährischen Volksliedern. In kurzen Stimmungsbildern versucht er, die Atmosphäre im heimatlichen Hukvaldy einzufangen zwischen dörflicher Frömmigkeit und ländlichem Aberglauben wie in "Das Käuzchen ist nicht fortgeflogen!"
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Das Käuzchen ist nicht fortgeflogen!"
Zum Klavier und überhaupt zur Kammermusik fühlte sich der mährische Komponist Leoš Janáček gar nicht besonders hingezogen. Schon der junge Sängerknabe der Brünner Klosterschule ließ sich eher von groß besetzten Vokal- und Orchesterwerken überwältigen. Auch als er schließlich in die Prager Orgelschule aufgenommen wurde, konnte er sich noch kein eigenes Klavier leisten und malte mit Kreide eine Tastatur auf den Esstisch. Hier übte er Bachs Präludien und Fugen und sehnte sich nach einem echten Instrument. Umso verwunderlicher, dass er das Klangspektrum des Klaviers so sicher ausschöpfen konnte in seinen wenigen Kompositionen für dieses Instrument. Seine wichtigsten Klavierkompositionen entstandenen zwischen 1900 und 1912, darunter die Klaviersonate "1. X. 1905", der Zyklus "Auf verwachsenem Pfad" und "Im Nebel". In dieser Zeit zerschlugen sich alle Pläne, seine neue Oper "Osud" auf die Bühne zu bringen. Janáček s Hinwendung zur kleinen Form in jenen Jahren ist auch ein Zeichen seiner Frustration. Er war überzeugt, dass seine Opern und Orchesterwerke nie ein großes Publikum finden würden. Der Pianist Rudolf Firkušný, Lieblingsschüler Janáčeks, beschrieb dessen Klavierwerk einst als eine Art Tagebuch des Komponisten. Nun hat sich die polnische Pianistin Ewa Kupiec an die Soloklavierwerke von Leoš Janáček gewagt und eine Doppel-CD vorgelegt, die das Zeug zur neuen Referenzaufnahme hat. Kein einziger Takt der vertrackten Kompositionen kann sie vor ein spieltechnisches Problem stellen. Kupiec schafft einen lyrischen Grundton, einen melancholischen Klangraum, in dem sich dann die musikalischen Dramen entfalten. Dabei bleiben die harmonischen Entwicklungen jederzeit nachvollziehbar.
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Die Friedeker Madonna"
Gelegentlich ist zu lesen, Janáček setze sich in seinen Klavierwerken mit Debussys Impressionismus auseinander. Tatsächlich erinnern die Klangschichtungen Janáčeks manchmal an französische Kompositionen. Allerdings haben inzwischen unermüdliche Janáček-Forscher nachgewiesen, dass er zu dieser Zeit Debussys Kompositionen noch gar nicht kennen konnte. Das braucht die Pianistin Ewa Kupiec in ihrer Interpretation selbstverständlich nicht zu bekümmern. Mit einer schier unüberschaubaren Klangfarbenbandbreite, penibel abgestufter Anschlagskultur und zurückhaltend eingesetztem Pedal bringt sie kristalline Klarheit in die großen Gefühle, von denen Janáček auch in seinem Zyklus "Im Nebel" erzählt.
Musikbeispiel: Leoš Janáček: "Im Nebel - Presto"
Die polnische Pianistin Ewa Kupiec hat die Werke für Soloklavier von Leoš Janáček für das Label Hänssler Classic aufgenommen. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind auf diese polnische Pianistin, möchte ich Sie noch auf die Musikszene im Deutschlandfunk heute Nachmittag um fünf nach drei hinweisen, wo sich auch Ewa Kupiec zum Thema "Zugaben" äußern wird.
CD:
Titel: Leoš Janáček: Works for Piano Solo
Solistin: Ewa Kupiec, Klavier
Label: Hänssler Classic
Labelcode: LC 13312
Bestell-Nr.: CD 93.181