Im letzten Jahr ist die Zahl der Kinobesucher in Deutschland nach einigen schlechteren Jahren wieder angestiegen. Aber die Gesamtsituation sieht für die Kinobetreiber weiterhin bedrohlich aus: Das liegt vor daran, dass aufgrund viel zu optimistischer Prognosen in den 90er Jahren zu viele und zu große Kinos gebaut wurden und dass die Kosten für den Unterhalt der Komplexe viel zu hoch sind. Kinoketten wie die Ufa, Kieft & Kieft oder die Cinemaxx AG mussten Insolvenz anmelden bzw. viele ihrer Häuser verkaufen. Ansonsten wurde überall gleich reagiert: Die Zahl der Angestellten wurde reduziert, die Löhne eingefroren, die Mieten neu verhandelt und die Gastronomie bzw. die Werbung wurde versucht zu erhöhen. Nur im westfälischen Lünen schlugen zwei unkonventionelle Kinobetreiber einen ganz anderen Weg ein. Lutz Nennmann und Meinolf Thies leiten seit Ende 2003 das einzige kommerzielle Filmtheater Deutschlands, in dem keine Werbung mehr läuft. Dafür läuft das "Cineworld Lünen" umso besser. Bernd Sobolla hat das Kino besucht, dessen Konzept auf einer Umfrage beruht.
"Wir haben die Meinung der Leute abgefragt ganz einfach unter der Fragestellung: Was stört Sie am Kinobesuch? Was fehlt Ihnen? Was könnte besser sein? … Wir haben also 1.000 Kinobesucher befragt… Ein Thema war eben die Leinwandwerbung: Stört es, wenn zu lange Vorprogramme laufen, zuviel Werbung, und wäre der Gast auch bereit einen etwas höheren Eintrittspreis zu zahlen, wenn man auf Werbung verzichtet? Und das war mit Abstand auf Platz eins, dass die Gäste gesagt haben: Ja, das stört uns!"
Und so schafften Lutz Nennmann und sein Partner die Werbung halt ab. Ein Kino ohne Werbung! Wer hätte gedacht, dass in Zeiten knapper Kassen, ein Filmtheater auf diese so scheinbar lebenswichtige Einnahmequelle verzichten kann. Und auch im Cineworld Lünen war es ein Risiko. Denn früher flossen durch die Werbeeinnahmen weit über 100.000 Euro in die Kasse. Aber durch die Zeitersparnis von jeweils 15 bis 40 Werbeminuten vor jedem Film, bietet das Kino seither allabendlich zwei Hauptvorführungen an, um 19.00 und um 21.00 Uhr. Insgesamt gibt es 45 zusätzliche Vorstellungen pro Woche, die wiederum genutzt werden um - fast wie in alten Programmkinozeiten - mehr verschiedene Filme zu zeigen. Das gesamte Programm wurde vielfältiger, und die Zahl der Zuschauer stieg von knapp 160.000 auf rund 200.000. Das freut die Kinomacher, aber auch die Besucher.
"Die Werbung fehlt mir überhaupt nicht. Ich finde es ausgesprochen positiv, dass eben keine Werbung da ist. Insbesondere was dann im Kino an Zigarettenwerbung oder Ähnliches ist…Vermissen tue ich das auf keinen Fall. Ich denke mal, wir haben auch genug Werbung im Fernsehen. Und ich kann im Kino ganz gut drauf verzichten. … Nur ich finde es etwas bedauerlich, dass ich dafür 50 Cent mehr zahlen muss. Aber ich finde es auf jeden Fall okay, das ist es mir auch wert."
Alles hat seinen Preis: In Lünen müssen die Kinobesucher deshalb pro Karte eine so genannte "Anti-Werbeabgabe" von 50 Cent zahlen. Und genau diese 50 Cent sind jetzt Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Denn die Filmverleiher, die rund 50 Prozent von jeder Eintrittskarte erhalten, wollen auch an der Anti-Werbeabgabe beteiligt werden. In einer schriftlichen Stellungnahme vom "Verband der Filmverleiher" heißt es dazu:
"Wir gehen davon aus, dass all diese Zuschläge auf Basis der rechtlichen Beziehung zwischen Verleih und Filmtheater abrechnungspflichtig sind."
Kinobesitzer Lutz Nennmann hingegen betont:
"Wir sagen: Wenn wir keine Leinwandwerbung zeigen, ist das einzig und allein eine Leistung, ein Angebot von uns, mit der der Filmverleiher überhaupt nichts zu tun hat. Deshalb rechnen wir diese 50 Cent nicht ab, und deswegen liegt man auch im Streit."
Das Oberlandesgericht in Frankfurt am Main wird nun Mitte April über die Anti-Werbeabgabe entscheiden. Und das Urteil wird mit Spannung erwartet. Sollten Nennmann und sein Partner Recht bekommen, könnte dies für die gesamte Branche eine Signalwirkung haben. Dann würden wohl weitere Kinobesitzer überlegen, ob das Konzept aus Lünen nicht auch bei ihnen funktioniert.
"Also ich glaube schon, dass man es auf bestimmte Städte, bestimmte Kinos umlegen kann. Aber nicht einfach so automatisch: Nur unter dem Motto: Es funktioniert in Lünen, dann können wir es auch hier und dort machen."
Für Kinos, die geringe Besucherzahlen haben, und deshalb auch weniger Geld für die Kinowerbung erhalten, könnte sich ein Werbeausstieg lohnen. Allerdings ist die werbefreie Leinwand nur ein Aspekt des Filmtheaterkonzepts in Lünen. Denn auch das Ambiente des Kinos wurde verbessert, eine Loungebar mit Tischservice eingeführt, das gastronomische Angebot erweitert, und ständig sind zwei auszubildende Veranstaltungskaufleute damit beschäftigt, Events zu organisieren. So gibt es für Kinder zum Kinostart von "Robots" einen Roboterbastelwettbewerb, zu Ostern wird ein Pfarrer einen Vortrag zur "Passion Christi" halten, und zum Filmstart von "Der Babynator" bietet das Filmtheater den Eltern für die Zeit des Kinobesuchs einen Babysitter an.
"Wir haben die Meinung der Leute abgefragt ganz einfach unter der Fragestellung: Was stört Sie am Kinobesuch? Was fehlt Ihnen? Was könnte besser sein? … Wir haben also 1.000 Kinobesucher befragt… Ein Thema war eben die Leinwandwerbung: Stört es, wenn zu lange Vorprogramme laufen, zuviel Werbung, und wäre der Gast auch bereit einen etwas höheren Eintrittspreis zu zahlen, wenn man auf Werbung verzichtet? Und das war mit Abstand auf Platz eins, dass die Gäste gesagt haben: Ja, das stört uns!"
Und so schafften Lutz Nennmann und sein Partner die Werbung halt ab. Ein Kino ohne Werbung! Wer hätte gedacht, dass in Zeiten knapper Kassen, ein Filmtheater auf diese so scheinbar lebenswichtige Einnahmequelle verzichten kann. Und auch im Cineworld Lünen war es ein Risiko. Denn früher flossen durch die Werbeeinnahmen weit über 100.000 Euro in die Kasse. Aber durch die Zeitersparnis von jeweils 15 bis 40 Werbeminuten vor jedem Film, bietet das Kino seither allabendlich zwei Hauptvorführungen an, um 19.00 und um 21.00 Uhr. Insgesamt gibt es 45 zusätzliche Vorstellungen pro Woche, die wiederum genutzt werden um - fast wie in alten Programmkinozeiten - mehr verschiedene Filme zu zeigen. Das gesamte Programm wurde vielfältiger, und die Zahl der Zuschauer stieg von knapp 160.000 auf rund 200.000. Das freut die Kinomacher, aber auch die Besucher.
"Die Werbung fehlt mir überhaupt nicht. Ich finde es ausgesprochen positiv, dass eben keine Werbung da ist. Insbesondere was dann im Kino an Zigarettenwerbung oder Ähnliches ist…Vermissen tue ich das auf keinen Fall. Ich denke mal, wir haben auch genug Werbung im Fernsehen. Und ich kann im Kino ganz gut drauf verzichten. … Nur ich finde es etwas bedauerlich, dass ich dafür 50 Cent mehr zahlen muss. Aber ich finde es auf jeden Fall okay, das ist es mir auch wert."
Alles hat seinen Preis: In Lünen müssen die Kinobesucher deshalb pro Karte eine so genannte "Anti-Werbeabgabe" von 50 Cent zahlen. Und genau diese 50 Cent sind jetzt Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Denn die Filmverleiher, die rund 50 Prozent von jeder Eintrittskarte erhalten, wollen auch an der Anti-Werbeabgabe beteiligt werden. In einer schriftlichen Stellungnahme vom "Verband der Filmverleiher" heißt es dazu:
"Wir gehen davon aus, dass all diese Zuschläge auf Basis der rechtlichen Beziehung zwischen Verleih und Filmtheater abrechnungspflichtig sind."
Kinobesitzer Lutz Nennmann hingegen betont:
"Wir sagen: Wenn wir keine Leinwandwerbung zeigen, ist das einzig und allein eine Leistung, ein Angebot von uns, mit der der Filmverleiher überhaupt nichts zu tun hat. Deshalb rechnen wir diese 50 Cent nicht ab, und deswegen liegt man auch im Streit."
Das Oberlandesgericht in Frankfurt am Main wird nun Mitte April über die Anti-Werbeabgabe entscheiden. Und das Urteil wird mit Spannung erwartet. Sollten Nennmann und sein Partner Recht bekommen, könnte dies für die gesamte Branche eine Signalwirkung haben. Dann würden wohl weitere Kinobesitzer überlegen, ob das Konzept aus Lünen nicht auch bei ihnen funktioniert.
"Also ich glaube schon, dass man es auf bestimmte Städte, bestimmte Kinos umlegen kann. Aber nicht einfach so automatisch: Nur unter dem Motto: Es funktioniert in Lünen, dann können wir es auch hier und dort machen."
Für Kinos, die geringe Besucherzahlen haben, und deshalb auch weniger Geld für die Kinowerbung erhalten, könnte sich ein Werbeausstieg lohnen. Allerdings ist die werbefreie Leinwand nur ein Aspekt des Filmtheaterkonzepts in Lünen. Denn auch das Ambiente des Kinos wurde verbessert, eine Loungebar mit Tischservice eingeführt, das gastronomische Angebot erweitert, und ständig sind zwei auszubildende Veranstaltungskaufleute damit beschäftigt, Events zu organisieren. So gibt es für Kinder zum Kinostart von "Robots" einen Roboterbastelwettbewerb, zu Ostern wird ein Pfarrer einen Vortrag zur "Passion Christi" halten, und zum Filmstart von "Der Babynator" bietet das Filmtheater den Eltern für die Zeit des Kinobesuchs einen Babysitter an.