Daniel Silva, Autor dieses rasanten Agentenromans, über den Reiz, den Spione auf ihn ausüben: "Mich interessieren die Begriffe Gut und Böse. Mich interessiert, daß diese Menschen eine andere Welt bewohnen mit anderen Regeln als den unseren. Daß alles, was sie tun unter der Oberfläche abgeht. In der Welt der Geheimdienste ist alles möglich. Da gibt's keine normalen Rollen mehr. Das ist das Interessante.
Daniel Silva ist ein Amerikaner mit litauisch-italienischen Vorfahren. Unauffällig gutaussehend. Mittelgroß. Mittelschlank. Mittelgrau gekleidet. Sehr diszipliniert. Sehr freundlich. Sehr vorsichtig. Er verrät kaum mehr, als man schon über ihn weiß : aus der "New York Times" oder der "Washington Post". Er ist ein shooting star. Mit seinem ersten Buch "The Unlikely Spy" ("Double cross – Falsches Spiel") hat er in Amerika einen Bestseller gelandet. Der Thriller über die Landung der Aliierten im Zweiten Weltkrieg wurde in 17 Sprachen übersetzt. Die Filmrechte sind verkauft. Daniel Silvas zweites Buch "Der Maler" geht in Deutschland mit einer Auflage von 100 000 Stück an den Start. In Amerika sind gerade mal 150 000 Stück gedruckt. "Ich habe das gestern rausgefunden und war schockiert", so Silva. "Deutschland ist für mich ein wichtiger Markt – der zweitwichtigste nach den Vereinigten Staaten."
Daniel Silva hat zwar kürzlich schon den dritten Agententhriller fertiggestellt - die Fortsetzung von "Der Maler" -, aber er muß sich an dieses neue Geschäft erst gewöhnen. Vorher war er nämlich 10 Jahre lang Journalist bei CNN. "Ich hatte gehofft, beides tun zu können. Nach meinem ersten Buch. Aber das klappte nicht. Ich war kein guter Vater, kein guter Ehemann mehr. Ich habe nur noch gearbeitet. Ich mußte etwas aufgeben. Dann habe ich mich eben dafür entschieden, ein Fulltime-Autor zu werden."
Daniel Silva entspricht nicht im entferntesten irgendwelchen romantischen Vorstellungen, die man sich von Schriftstellern vielleicht so macht. Zigarrette, Liebeskummer, Rotwein. Nein. Er arbeitet von sieben Uhr morgens bis zwei Uhr nachmittags. Dann kommt Sport. Dann kommen die Kinder. Seine Frau ist Nachrichtenredakteurin bei NBC – Fulltime. Schreiben, sagt er, ist Routine. Disziplin. Geldverdienen. Silva schreibt jedes Jahr ein Buch, mindestens. Sein New Yorker Verlag hat nach dem Erfolg des ersten Thrillers die Rechte auf die drei nächsten Bücher gekauft. A propos Geldverdienen. Bei Silvas Buch fällt eine seltsame Häufung von Markennamen auf. Sätze wie: "Er trug Nike Sportschuhe und einen Vliespullover von L.L. Bean." tauchen häufiger auf. Von James Bond Filmen sind wir product placement ohne Ende ja gewöhnt. Aber in Büchern? Recherchiert Daniel Silva etwa im CIA und trifft sich mit den Agenten, damit er sie dann mit den entsprechenden Kleider-, Zigaretten- und Automarken ausstaffieren kann? Auf diese Frage gibt er keine richtige Antwort. "Ich kooperiere mit der CIA. Kann dort ein und aus gehen, mit den Leuten dort sprechen und sehen, was die machen. Ja, und deshalb habe ich auch einige Spione persönlich kennengelernt. Züge dieser Menschen finden sich dann in den Figuren meiner Bücher."
In acht Stunden wird ein durchschnittlicher Leser Silvas aktuellen Roman, "Der Maler", durchhaben. Und sich später an wenig mehr erinnern als an den Abend, als er dachte, er hätte Herzrhythmusstörungen, dabei war’s nur ein Buch.