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Der Markt für Weihnachtsbäume

Der Weihnachtsbaum aus Plastik hat bisher den Bäumen aus dem Wald oder von der Plantage keine ernsthafte Konkurrenz machen können. Dagegen bereitet den Förstern der Trend zum Single-Haushalt mehr Sorge, denn Alleinstehende kaufen sich seltener einen Weihnachtsbaum als Familien, wie Umfragen ergeben haben. Noch allerdings läuft dieses Saisongeschäft mit Weihnachtsbäumen ausgesprochen gut. Weit über 20 Millionen Exemplare werden in diesen Tagen wieder gekauft, wofür die Deutschen rund 450 Millionen Euro ausgeben, so jedenfalls die Schätzung der Holzindustrie.

Von Elke Drewes | 12.12.2003
    In 600 Metern Höhe zwischen riesigen Harzer Fichten hat Michael Rudolph vom Forstamt Braunlage einen jungen und geeigneten Weihnachtsbaum entdeckt. Hier ist eine sehr schöne Fichte, wie man sie im Harz selten findet. Diese Fichte hat sehr viele Nadeln, dicht und grün.Sie hat eine vernünftige Höhe: 2, 3 Meter hoch. So einen Baum findet man nicht überall und der eignet sich besonders gut als Weihnachtsbaum.

    Der typische Tannenbaum ist meist eine Fichte. Doch auch andere Baumarten liegen im Trend.
    Es ist auch die Nordmannstanne mit den weicheren Nadeln. Douglasien sind nicht so im Trend, weil die Nadelzweige eher weicher sind, da fallen da die Kerzen runter. Sie verströmt aber auch einen schönen Duft nach ätherischen Ölen, ist aber dünner benadelt und hat nicht allseits abstehende Zweige wie eine Tanne.

    Die Weisstanne ist stark gefährdet, der saure Regen hat ihr zu sehr zugesetzt. Doch auch Fichtenweihnachtsbäume machen sich rar im Harz und anderen Mittelgebirgswäldern. Der Grund ist: die Forstverwaltungen setzen inzwischen auf einen naturnahen und ökologisch abwechslungsreich Wald –und das ist meist ein Laub-Mischwald. Junge Fichten pflanzen die Forstämter nicht mehr im großen Stil nach.

    Das heißt aber nicht, dass es keine Fichten mehr geben wird. Nur die werden nicht in klassischen, großen Mengen als Weihnachtsbaumanpflanzungen zu finden sein. Im Wald werden keine Plantagen mehr angepflanzt. Die Bäume, die angepflanzt werden, dienen nicht der Weihnachtsbaumproduktion, denn sie sollen 80, 100 Jahre alt werden. Und nur wenige werden frühzeitig als Weihnachtsbaum geerntet.

    In Höhen von 500 bis 800 Metern, da wachsen die Bäume nur langsam. Viele sind dünn, haben nur schwache Zweige oder eine verzweigte Spitze. Damit scheiden sie als Weihnachtsschmuckträger aus. Nur 15 % der Weihnachtsbäume stammen aus Waldbetrieben. Der große Rest wächst auf Plantagen. Dort stehen die Bäume fein gepflegt in Reih und Glied. Sie wachsen auch schneller, denn sie werden künstlich gedüngt und mit Pestiziden gegen Läuse gespritzt. 10 bis 20 % der deutschen Weihnachtsbäume haben sogar eine weite Reise hinter sich: sie stammen von Plantagen in Polen, Tschechien, Irland oder Dänemark.

    Dänemark eignet sich vom Klima: es ist günstiger, es gibt weniger Ausfälle durch Frost oder Fraßschäden durch Tiere, Insekten usw.

    Plantagenbau rechnet sich mehr, hat jedoch hohe ökologische Kosten: Pestizide und Düngemittel belasten die Umwelt, Monokulturen zerstören die Artenvielfalt. Deshalb rät die Umweltschutzorganisation Robin Wood zu Bäumen aus ökologischem Anbau. Sie tragen das Naturland- Siegel auf dem Stamm oder das internationale FSC Siegel des Forest Steward Ship Council, es wurde nach dem Umweltgipfel in Rio gegründet und garantiert ökologische Mindeststandards. Dazu gehören der Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide. Ökoweihnachtsbaumplantagen gibt es in vielen Bundesländern, vor allem aber in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie bei Bremen und Hamburg. Doch auch die Weihnachtsbäume der Forstverwaltungen sind nach ökologischen Standards gewachsen, erklärt Michael Rudolph vom Forstamt Braunlage.


    Weil jede Harzer Fichte diesem Zertifikat entsprechen würde. Sie wächst auch ohne Chemie, nicht gespritzt und gedüngt. Die Auswahl erfolgt nach ökologischen Gesichtspunkten und sie kommt wie im Wald gewachsen in die gute Stube.

    Doch sollte niemand auf eigene Faust losziehen und einen Baum schlagen. Denn das schadet dem Wald und der Schadenersatz kann teuer werden.

    Das ist ein Diebstahl, der Baum kann nicht mehr Ertrag bringen und dann gehen dem Staat 300 – 500 Euro verloren. Wenn der Laie Bäume entnimmt, kann er dem Waldgefüge auch schaden. Es dürfen nicht zu viele Bäume entnommen werden, sonst ist das Waldgefüge gefährdet; es können Bäume durch Schneelast im Winter kaputt gehen. Die andern Nadelbäume sind entsprechend windanfällig.

    Viele Forstämter bieten am Wochenende Weihnachtsbäume an – auch zum selber schlagen wie zum Beispiel in Clausthal Zellerfeld. Dort kostet eine Original Harzer Fichte je nach Größe zwischen 20 und 30 Euro.