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Der Medienkrise zum Trotz!

Zur Zeit geht Ulf Walther fast täglich auf Sendung. Denn Ulf Walther ist der Auserwählte, der erste und bisher einzige Volontär bei Mephisto 97,6.

Von Hanno Grieß |
    Es macht tierisch Spass zur Zeit, ist aber auch anstrengend.

    Mephisto, der von Studenten der Leipziger Uni betriebene Sender wird Mitte des Jahre 10 Jahre alt. Und, sagt Programmdirektor Prof. Rüdiger Steinmetz, unterschied sich von Beginn an von anderen universitären Radioprojekten:

    Inzwischen gibt#s ein Standing im Image nach außen hin, um wegzukommen vom reinen Studentenradio, wir wollten ja von vornherein ein regionales Programm machen. Und die Strukturen sind einfach so, dass man sagen kann, da lässt sich auch Volontariat machen. Wir haben uns lange dagegen gesträubt, und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir das in geringem Umfang von der Betreuung auch leisten können.

    Es sei eine freie Entscheidung der Mephisto-Verantwortlichen gewesen, darauf legt Programmchef Steinmetz viel wert. Und doch ist zwischen den Zeilen heraus zu hören, dass man mit dem ersten Volontär auch ein Zeichen setzen wolle, ein Zeichen FÜR Ausbildung auch in Zeiten der Medienkrise, in der es mit Perspektiven momentan nicht gut aussieht. Die öffentlich-rechtlichen Sender bauten Personal ab, und bei den privaten sei wegen der immer noch anhaltenden Werbeflaute auch nicht viel zu holen. Ulf Walther jedenfalls hat vor seinem Volontariat eine kleine Odyssee hinter sich gebracht:

    Also es war ja nicht mein heißester Wunsch bei Mephisto ein Volo zu machen, sondern ich hatte mich ja auch beim WDR und beim MDR beworben, und bei beiden hat's nicht geklappt, und da hab ich angefangen mich zu bewerben deutschlandweit bei Privatsendern, ich hab aber überall ne Absage bekommen, und es sollte ja schon ein Volo sein, was über dem Privatradio-Niveau liegt, und da haben wir dann gemeinsam gefunden, dass ein Mephisto-Volontariat nicht das Schlechteste wäre.

    Gemeinsam heißt in diesem Fall: Der neue Volontär und die Programmdirektion. Die eigentlichen Radio-Macher jedoch inklusive der Chefredaktion wurden eher vor vollendete Tatsachen gestellt, sagt Chefredakteurin Uta Stamm.

    Also es gab ja sowieso Streit, ob man das überhaupt macht bei Mephisto, weil Mephisto ja nur eine Notlösung für ihn war, aus diesem Grund kam es für uns überraschend, also wir wurden nur zwei Monate vorher damit konfrontiert, also wir hatten keinen Einfluss, wir haben ihn bekommen und er wurde uns vermittelt.

    Die Redakteure haben unter anderem darüber gestritten, was sie einem Volontär überhaupt beibringen könnten, schließlich hatte Ulf Walther bereits einige Praktika auch im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk hinter sich.

    Eigentlich lernt er hier nichts mehr, also wie schneide ich usw., bei ihm ist es ja so, dass er das alles schon konnte, und wir sehen auf jeden Fall die Gefahr, dass es vielleicht mehr werden könnten als einer, und das kann Mephisto auf keinen Fall bewältigen.

    Dabei wird es wohl bleiben, die Programmdirektion plant, pro Jahr jeweils einem Diplomjournalistik-Studenten ein Volontariat anzubieten. Bei den Ausbildungs-Möglichkeiten sei man zwar im Vergleich zu den Öffentlich-Rechtlichen Sendern oder einer großen Zeitung im Nachteil, Volontär Ulf Walther sieht aber vor allem die Vorteile:

    Man kann hier Verantwortung übernehmen, man hat Zeit auch für längere Geschichten, nicht nur tagesaktuell, also ein Feature oder eine Reportage. Es kribbelt immer, wenn was unvorhergesehenes passiert, und so eine Bandbreite würde mir weder bei einem Privatsender noch bei einem Öffentlich-Rechtlichen Sender unterkommen.

    Die eine Volontariatsstelle ist das Maximum dessen, was der Leipziger Studentensender verkraften kann, so die Programmverantwortlichen. Auch, weil für die Universität keine finanzielle Belastung entsteht. Ulf Walther jedenfalls bekommt in seinen neun Monaten keinen Cent.