"Er war nicht nur Künstler, sondern auch Beamter der römischen Kurie. Dort war er für das Amt des päpstlichen Siegelbewahrers verantwortlich, das sogenannte 'Ufficio del Piombo'. Mit dem gar nicht lebenslustigen Papst Hadrian VI., der die Künste hasste und unterdrückte, bekam Sebastiano keine Aufträge mehr. Ein fester Posten musste her. So erklärt es sich, dass aus Sebastiano Luciani Sebastiano del Piombo wurde, ein hoher Bürokrat am päpstlichen Hof. "
Claudio Strinati ist nicht nur einer der international angesehensten Experten für Renaissance- und Barockmalerei und Superintendent der römischen Kunstgüter. Er ist auch Kurator der ersten Retrospektive zum Schaffen von Sebastiano del Piombo. Strinati setzt sich seit Jahren dafür ein, dass neben Michelangelo und Raffael endlich auch del Piombo in den Olymp der der Renaissance aufgenommen wird.
"Del Piombo hatte das große Glück, in Rom wirken zu können, als hier die Stars der damaligen Epoche malten: Michelangelo und Raffael, die untereinander befeindet waren. Del Piombo wurde unter Fittiche von Michelangelo genommen und lernte viel von ihm. Interessant ist, dass, wenn man von den großen Malern der italienischen Renaissance spricht, del Piombo immer wieder unter den Tisch fällt."
Damit das sich ändert, damit dieser dritte im Bunde der römischen Kunstszene seiner Zeit endlich den Platz innerhalb der Kunstgeschichte erhält, der ihm, so Strinati, zusteht, wurde in den immensen Sälen des Palazzo Venezia eine große Ausstellung organisiert. Regisseur Luca Ronconi tauchte die Säle in ein dämmriges Licht, nur die frühen Renaissancefresken an den Decken und oberen Wandeilen werden dezent beleuchtet, je Saal in einer anderen Farbe. Die 40 Gemälde und 30 Zeichnungen von Sebastiano del Piombo werden hinter mit dunklem Samt bespannten Stellwänden gezeigt, die von großen Fenstern durchbrochen sind. Darin hängen die Gemälde, von Ronconi szenografisch geschickt ausgeleuchtet. Ein Bühnenbild, das die kräftige Farbgebung der in Venedig geschaffenen Bilder des Frühwerks und die späteren in Rom gemalten Werke, durchdrungen von einem diskreteren Kolorit, schon von Manierismus beeinflusst, deutlich hervorhebt. Claudio Strinati:
"Man weiß heute, dass del Piombo anscheinend erst Musiker werden wollte. Als Lautenspieler wurde der Papstbankier Agostino Chigi auf Sebastiano aufmerksam. Chigi war auch von der frühen Malerei Sebastianos begeistert, die noch ganz unter dem Einfluss der Venezianer Giorgione und Giovanni Bellini stand, bei denen er in die Lehre ging und die ihn in seiner Malerei unterstützten."
Seit 1511 wirkte del Piombo in Rom, wo er zunächst einen Saal der Villa Chigis, die heutige Farnesina, ausmalte und mit seinem venezianisch angehauchten intensivfarbigen Stil für Aufsehen sorgte. Nach einer anfänglichen Freundschaft mit Raffael kam er in den engsten Kreis Michelangelos. Künstlerisch bestand eine intensive formale Beziehung zwischen Schüler und Meister.
Faszinierend sind vor allem die Porträtbilder Del Piombos. In diesem Genre vollbrachte er seine glänzendsten Leistungen. Da ist zum Beispiel das Bildnis der Vittoria Colonna aus der Earl of Harewood Collection in Leeds. Das Antlitz der jungen Frau erinnert in seiner Zartheit an Raffael, der Faltenwurf des Gewandes hingegen an Michelangelo. Zwischen den Einflüssen dieser beider Malergiganten bewegte sich der del Piombo immer wieder hin und her. Einige seiner Madonnenbilder erinnern mit ihren kraftvollen Körpern fast an schon an den skulpturalen Stil der Figuren Michelangelos in der sixtinischen Kapelle. Obwohl er sich von Raffael und Michelangelo stark beeinflussen ließ, zeigen viele Werke seiner römischen Periode auch Bezüge zu Venedig. Wie auf dem Bild "Tod des Adonis", dessen Kolorit eindeutig an die venezianische Schule erinnert. Venezianische Elemente wie der warme Ton und die Raffinesse der Stoffbehandlung bleiben bis ins Alter gewahrt. Sebastiano del Piombo, so Claudio Strinati, war Zeit seines Lebens ein komplexer Maler, dessen Stil sich aus verschiedenen Elementen anderer Maler zusammensetzt:
"Die Art, wie Michelangelo zeichnete und malte, übernahm Sebastiano nahezu komplett, gleichzeitig aber entwickelte er seine eigenen Stärken, die ihn von seinem Meister unterscheiden. Das ist vor allem seine Fähigkeit, in Zonen der Individualität einzudringen. Die Glätte, die Kühle und den Pseudocharakter der römischen Kurie gab kaum ein anderer Maler auf seinen Porträts mit solcher Schärfe wieder."
Wie zum Beispiel auf dem Porträt des Kardinals Ferry Carondolet aus der Thyssen-Bornemisza-Kollektion in Madrid. Der Kirchenfürst im Hermelinrock sitzt an einem Tisch und erledigt mit zwei Sekretären Schreibarbeiten. Von der ansonsten zur Schau gestellten frommen Strenge eines Geistlichen, mit den dazu gehörigen Attributen wie religiösen Symbolen und einer deutlich zu erkennenden Priesterkleidung, fehlt jede Spur. Der Kardinal wirkt eher wie ein Geschäftsmann, der bei der Arbeit gestört wird und den Bildbetrachter fast strafend anschaut.
Claudio Strinati ist nicht nur einer der international angesehensten Experten für Renaissance- und Barockmalerei und Superintendent der römischen Kunstgüter. Er ist auch Kurator der ersten Retrospektive zum Schaffen von Sebastiano del Piombo. Strinati setzt sich seit Jahren dafür ein, dass neben Michelangelo und Raffael endlich auch del Piombo in den Olymp der der Renaissance aufgenommen wird.
"Del Piombo hatte das große Glück, in Rom wirken zu können, als hier die Stars der damaligen Epoche malten: Michelangelo und Raffael, die untereinander befeindet waren. Del Piombo wurde unter Fittiche von Michelangelo genommen und lernte viel von ihm. Interessant ist, dass, wenn man von den großen Malern der italienischen Renaissance spricht, del Piombo immer wieder unter den Tisch fällt."
Damit das sich ändert, damit dieser dritte im Bunde der römischen Kunstszene seiner Zeit endlich den Platz innerhalb der Kunstgeschichte erhält, der ihm, so Strinati, zusteht, wurde in den immensen Sälen des Palazzo Venezia eine große Ausstellung organisiert. Regisseur Luca Ronconi tauchte die Säle in ein dämmriges Licht, nur die frühen Renaissancefresken an den Decken und oberen Wandeilen werden dezent beleuchtet, je Saal in einer anderen Farbe. Die 40 Gemälde und 30 Zeichnungen von Sebastiano del Piombo werden hinter mit dunklem Samt bespannten Stellwänden gezeigt, die von großen Fenstern durchbrochen sind. Darin hängen die Gemälde, von Ronconi szenografisch geschickt ausgeleuchtet. Ein Bühnenbild, das die kräftige Farbgebung der in Venedig geschaffenen Bilder des Frühwerks und die späteren in Rom gemalten Werke, durchdrungen von einem diskreteren Kolorit, schon von Manierismus beeinflusst, deutlich hervorhebt. Claudio Strinati:
"Man weiß heute, dass del Piombo anscheinend erst Musiker werden wollte. Als Lautenspieler wurde der Papstbankier Agostino Chigi auf Sebastiano aufmerksam. Chigi war auch von der frühen Malerei Sebastianos begeistert, die noch ganz unter dem Einfluss der Venezianer Giorgione und Giovanni Bellini stand, bei denen er in die Lehre ging und die ihn in seiner Malerei unterstützten."
Seit 1511 wirkte del Piombo in Rom, wo er zunächst einen Saal der Villa Chigis, die heutige Farnesina, ausmalte und mit seinem venezianisch angehauchten intensivfarbigen Stil für Aufsehen sorgte. Nach einer anfänglichen Freundschaft mit Raffael kam er in den engsten Kreis Michelangelos. Künstlerisch bestand eine intensive formale Beziehung zwischen Schüler und Meister.
Faszinierend sind vor allem die Porträtbilder Del Piombos. In diesem Genre vollbrachte er seine glänzendsten Leistungen. Da ist zum Beispiel das Bildnis der Vittoria Colonna aus der Earl of Harewood Collection in Leeds. Das Antlitz der jungen Frau erinnert in seiner Zartheit an Raffael, der Faltenwurf des Gewandes hingegen an Michelangelo. Zwischen den Einflüssen dieser beider Malergiganten bewegte sich der del Piombo immer wieder hin und her. Einige seiner Madonnenbilder erinnern mit ihren kraftvollen Körpern fast an schon an den skulpturalen Stil der Figuren Michelangelos in der sixtinischen Kapelle. Obwohl er sich von Raffael und Michelangelo stark beeinflussen ließ, zeigen viele Werke seiner römischen Periode auch Bezüge zu Venedig. Wie auf dem Bild "Tod des Adonis", dessen Kolorit eindeutig an die venezianische Schule erinnert. Venezianische Elemente wie der warme Ton und die Raffinesse der Stoffbehandlung bleiben bis ins Alter gewahrt. Sebastiano del Piombo, so Claudio Strinati, war Zeit seines Lebens ein komplexer Maler, dessen Stil sich aus verschiedenen Elementen anderer Maler zusammensetzt:
"Die Art, wie Michelangelo zeichnete und malte, übernahm Sebastiano nahezu komplett, gleichzeitig aber entwickelte er seine eigenen Stärken, die ihn von seinem Meister unterscheiden. Das ist vor allem seine Fähigkeit, in Zonen der Individualität einzudringen. Die Glätte, die Kühle und den Pseudocharakter der römischen Kurie gab kaum ein anderer Maler auf seinen Porträts mit solcher Schärfe wieder."
Wie zum Beispiel auf dem Porträt des Kardinals Ferry Carondolet aus der Thyssen-Bornemisza-Kollektion in Madrid. Der Kirchenfürst im Hermelinrock sitzt an einem Tisch und erledigt mit zwei Sekretären Schreibarbeiten. Von der ansonsten zur Schau gestellten frommen Strenge eines Geistlichen, mit den dazu gehörigen Attributen wie religiösen Symbolen und einer deutlich zu erkennenden Priesterkleidung, fehlt jede Spur. Der Kardinal wirkt eher wie ein Geschäftsmann, der bei der Arbeit gestört wird und den Bildbetrachter fast strafend anschaut.