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Der Mond in der Waage

Zwei Zangen umrahmen den zunehmenden Mond heute Nacht – die Zangen des Skorpions. Sie finden Kopf und Stachel des Skorpions links vom Mond. Ein Teil des Körpers bleibt für uns hier in Mitteleuropa hinter dem Südhorizont verborgen. Antares, der hellste Stern des Skorpions, funkelt ein gutes Stück links vom Mond.

Von Damond Benningfield |
    Genau genommen steht der Mond heute Nacht nicht im Skorpion, sondern in der Waage. Einst gehörten die Waagesterne zum Skorpion. Sie waren die Zangen.

    Die Namen der hellsten Waage-Sterne erinnern noch an ihre Zugehörigkeit zum Skorpion. Zubenelgenubi und Zubenelschamali sind arabische Begriffe für "südliche” und "nördliche Zange”. Die südliche Zange steht heute Abend rechts oberhalb vom Mond – die nördliche ein gutes Stück links oberhalb.

    Man weiß nicht genau, wann der Skorpion seine Zangen verloren hat. Die Waage kannte man schon vor einigen tausend Jahren. Wahrscheinlich erhielt das Sternbild seinen Namen, als die Sonne zur Herbsttagundnachtgleiche durch diese Himmelsregion zog. Da waren Tag und Nacht gleich lang – der Himmel war in Balance. Dieses Ereignis liegt allerdings einige tausend Jahre zurück. So muss auch die Waage ein altes Sternbild sein.

    Himmelsbeobachter vom alten Griechenland bis zur Renaissance bezeichneten die Himmelsregion immer noch als Zangen des Skorpions. So behielt sie eine doppelte Identität. Und aufgrund der Namen der hellsten Waagesterne behält sie diese Identität auch heute noch.