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Der Mond ist aufgegangen

Während der Osterfeuer heute Abend steigt der Mond über den Osthorizont. Ein Stück über ihm leuchtet links der Ringplanet Saturn und rechts die etwas schwächere Spica, Hauptstern in der Jungfrau.

Von Dirk Lorenzen |
    Die heutige frühlingshafte Osternacht dürfte in etwa der Szene entsprechen, die der große Dichter Matthias Claudius in seinem berühmten Abendlied beschrieben hat:

    "Der Mond ist aufgegangen, Die Goldnen Sternlein prangen, Am Himmel hell und klar." In den folgenden Zeilen schreibt der Autor über den Wald, die Wiesen und die Nebelschwaden in der Dämmerung.

    In der dritten Strophe wird es dann astronomisch: "Seht Ihr den Mond dort steh'n? Er ist nur halb zu seh'n, Und ist doch rund und schön."

    Hier aber irrt der Dichter, wie Ihnen heute Abend ein Blick an das Firmament zeigt. Wenn der Mond kurz vor oder unmittelbar nach der Dämmerung aufgeht, dann steht er der Sonne am Himmel fast genau gegenüber. Der Mond muss also fast voll sein.

    Der zunehmende Halbmond steht in der Abenddämmerung bereits hoch am Himmel - und der abnehmende Halbmond geht erst weit nach Dämmerungsende auf.

    Matthias Claudius hat sein populäres Gedicht mit viel künstlerischer Freiheit verfasst. Doch er merzt seinen astronomischen Schnitzer umgehend wieder aus, indem er fast prophetisch feststellt:

    "So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsere Augen sie nicht seh'n." Das klingt fast nach ganz moderner Astronomie.

    Heute, zwei Jahrhunderte nach Matthias Claudius, sehen die Forscher auch so manche Sachen nicht - Dunkle Materie und Dunkle Energie zum Beispiel. Allerdings findet das kaum jemand zum Lachen ...

    Auf- und Untergangszeiten des Mondes selbst berechnen

    Das Abendlied von Mathias Claudius