Archiv


Der Mond und andere Liebhaber

Hanna ist auf der Suche nach der Liebe, dem Glück, das doch endlich kommen muss. Dabei lässt sie sich auch durch die zahlreichen Rückschläge des Lebens nicht von ihrem naiven Glauben an die große Liebe abbringen. "Der Mond und andere Liebhaber", eine tragische Filmkomödie mit der Schauspielerin Katharina Thalbach, changiert zwischen Sentimentalität, Galgenhumor, Lebenskatastrophen und Liebesglück.

Von Josef Schnelle |
    "Ik hab viel Mist gemacht. Aber ab jetzt wird alles anders. Versprochen. Ik werde ein ordentlicher Mensch. So wie sich det jehört. Man kann nicht immer nur auf sein Herz hören. Oder aufn Bauch oder noch weiter unten. Ne. Man muss auf seinen Kopp hören. Dafür hat man den ja. Und det mach ich ab heute."

    Hanna hat wieder einmal den garantiert falschen Mann mit nach Hause genommen und schwört Besserung wie ein Teenager, der die Liebe erst erlernen muss. Doch Hanna ist eine erwachsene Frau und Hanna wird gespielt von Katharina Thalbach, die diesen Film über "Liebe Schmerz und all das verdammte Zeug" eine unbelehrbare hilflos den Schlägen des Lebens ausgelieferte Romantikerin.

    Als sie einmal bei einer Tombola den Traumurlaub in der Türkei gewinnt, gerät sie in eine unerwartete Regenperiode, die alles übertrifft, wovon die einheimischen, des eigentlich von Wasserknappheit bedrohten Urlaubsortes je gehört haben. Noch am selben Abend geht sie einem schmierigen Urlaubscasanova auf den Leim schleppt sich auf eine Liege am Strand, die sofort zusammenbricht und kann nur noch murmeln: "Dat kann doch nich alles gewesen sein." Recht hat sie. Es wartet noch mehr Unheil auf diese Partisanin des Herzens.

    Die Parfümfabrik, in der sie arbeitet, schließt. Auf dem Wochenmarkt sind die letzten Reste des Duftes "Silverlady" , die sie beiseite geschafft hat, unverkäuflich. Sie gerät von einer Schwierigkeit in die andere. Vor allem die Sache mit den Männern will dieser unbelehrbaren Glückssucherin nicht gelingen. Das Leben ist ein Märchen und man lernt nichts hinzu.

    "Lebensmotto: Die Liebe ist ein Omnibus auf den man lange warten muss und kommt er endlich angewetzt, dann ruft der Schaffner: Schon besetzt."

    Katharina Thalbach genießt die skurril-komischen Momente, die sie mit sichtlichem Vergnügen bis an die Grenze der Klamotte ausreizt. Doch der Film hält auch tragische Prüfungen bereit. Tochter Klara kommt bei einem Umfall ums Leben, an dem Hanna sich schuldig wähnt. Doch nach jedem Fall steht sie wieder auf. Eine Mutter Courage der Liebesunfälle. Nur auf den Straßenhändler Gansar, der sie aufrichtig liebt, mag sie sich nicht richtig einlassen, heiratet stattdessen einen stillen Verehrer, der nur von seinem Schlafzimmerspringbrunnen faselt, und weiß schon am Traualtar, dass sie einen Fehler gemacht hat.

    So eine kleine Frau und soviel Gier nach Glück. Die Musikgruppe Silly hat ihr ein Lied geschrieben, das nicht nur der Figur sondern auch Katharina Thalbachs Schauspielerpersona auf den Leib geschneidert zu sein scheint.

    Regisseur Bernd Böhlich ist seit seinem Erstling Spezialist für das zeitgenössische Melodram. Er macht Filme über das Leben als Dauerkrise. Ganz am Rande kommen auch die blühenden Landschaften des Ostens ins Blickfeld, eher beiläufig als überzeugende Kulisse. Denn "Der Mond und andere Liebhaber" ist kein analytischer Film. Der Regisseur greift beherzt zum sentimentalen Klischee, um es dann wieder mit dem hinterlistigen Galgenhumor der Thalbach abzufedern. Und auch wenn die Fallhöhen zwischen Lebenskatastrophen und Liebesglück manchmal etwas überkonstruiert wirken, ist dieser Film eine schöne Stilvariante des Sommerkinos. Ohne Katharina Thalbach wäre dem Film diese Gratwanderung möglicherweise nicht gelungen. Dennoch wirkt sie merkwürdig verloren.

    Alle mal herhören: Wo ist der deutsche Filmemacher, der ihr endlich die Rolle ihres Lebens auf den Leib schreibt. Es wird Zeit.